Willow Leitungkongress 2014

Anfang Februar fand in Leipzig der Willow-Leitungskongress unter dem Titel „Zwischenland“ statt. Unter den über 8.000 Teilnehmern waren auch 14 Mitglieder unserer Kirchengemeinde. Wir haben nachgefragt was ihnen diese Tage gebracht haben. Hier einige Antworten:

[columns count=“2″ gap=“2em“]Carmen Kuhl
Ich war schon auf einigen Kongressen, aber dieser war für mich ganz besonders. Man spürte wie sehr die Referenten mit Jesus Christus verbunden sind, mit wie viel Liebe, Freude und Leidenschaft sie in ihren Gemeinden mitarbeiten und dass ihre Herzen genau dafür schlagen. Das hat mich tief berührt und bewegt! Mir wurde noch mal neu bewusst was für ein „Weltbeweger“ Jesus Christus ist, wie sehr er uns liebt, wie sehr er uns will, was dieser Mann mir persönlich bedeutet und welch wundervolle, herausfordernde und wichtige Aufgabe wir als Gemeinde haben. Meine konkreten Schritte nach diesem Kongress, ganz unterschiedlich aber wachstumsfördernd: 1. Ich will in der Stille lernen wie man leitet im Sturm. 2. Ich will weitersagen was mir Jesus bedeutet, wie ER mir in Leipzig begegnet ist. Darum habe ich für alle Interessierte verschiedene Vorträge gekauft, die ich gerne in der Gemeinde zeigen möchte, mit dem Wunsch, dass sie genauso gestärkt, ermutigt, berührt und bewegt werden.

Malika Bertholdt
Die Zeit in Leipzig war ein Kurzurlaub mit Gott. Auftanken. Sich auffüllen lassen mit seiner Liebe. Gott hat mich berührt, mit mir gesprochen und mein Herz bis zum Rand mit Liebe gefüllt. Der liebevolle, gemeinschaftliche Austausch hat uns alle beflügelt. Lasst uns mutig unseren Glauben leben und Gemeinde bauen.

Almut Rose-Seeck
Mein Zwischenland fing vor ca. 7 Jahren an. In dieser Zeit fragte ich mich oft: Hat Gott mich schon vergessen? Voller Erwartung fuhr ich zu Willow. Es tat gut alte Visionen wieder neu zu entdecken, zu erleben was Gott heute noch tut,
sich anstecken zu lassen. Besonders bewegt hat mich die kleine unscheinbare Inderin mit ihrer brüchigen Stimme,
die Gott gebraucht um „Stimmlosen“ eine Stimme zu geben. Was das für mich heißt? Bringe ich den Mut auf Neues zu wagen und mich wieder ganz meinem Herrn anzuvertrauen? Ich bin gespannt auf was er mich in meinem Zwischenland vorbereitet.

Ute Rattay
Zusammen mit 14 Leuten aus Kelzenberg nach Leipzig fahren, dort weitere 8.000 Christen treffen, zusammen singen, beten, gute und wachrüttelnde Vorträge hören – das waren für mich sehr bewegende Tage. Im Mittelpunkt war und ist Jesus Christus – der Herr aller Herren – der Weltbeweger. John Ortberg führte in seinem Vortrag aus, welche segensreichen und erstaunlichen Entwicklungen in der Geschichte der letzten 2000 Jahre auf diesen Weltbeweger Jesus zurückzuführen sind: Entwicklung von Mitgefühl, Diakonie, Erziehung und Bildung, Erfindungen, Kunst und Musik, politische Denkweisen und besonders das Vorbild für echte Nächstenliebe. Von dieser Nächstenliebe will ich gerne lernen und sie fröhlich in meinem Umfeld weitergeben.

Tanja Schopen
Ich bin gewachsen in Leipzig, weil mich Menschen beeindruckt haben. Sie haben von ihren ganz verschiedenen
Einsatzfeldern erzählt. Gemeinsam war ihnen, dass sie sich für ein Leben an der Seite von Jesus Christus entschieden
haben. Ihre Geschichten zeigten, wie viel Mut, Herz und langer Atem in ihnen gewachsen sind – durch ihr Vertrauen
in Jesus. Wie sie erlebt haben, dass er für sie sorgt, mit allem begabt, was sie nötig haben. Was für ein Glück, dass
Gott einer ist, der Menschen bewegt und verändert! Und was für ein Glück, mich selbst mit ihm entwickeln zu können!
Das will ich, neu und weiter, tun.

Franziska Köcher
Da gibt‘s ganz viel bei mir und ich merke, dass meine Gedanken nach dem Willow-Kongress nur so aus mir heraussprudeln, sobald ich mich mit verschiedenen Menschen über Kirche, Gott und Glaube unterhalte. Hauptsächlich wurde mir aber noch mal so richtig klar, dass wir heute in einer Zeit leben, in der es nicht mehr genügt, als Kirche auf Besucher zu warten oder gar die Vergangenheit der Kirche mit ihren alten Strukturen retten zu wollen. Nein, es ist an der Zeit, dass die Gemeinden zu den Menschen gehen. Dafür gibt es schon ganz viele gute Ideen. Wir sollten auch neue Formen von Gemeinde zulassen, damit Menschen überhaupt die Chance bekommen, zu sehen, wie genial Jesus im ganz persönlichen Alltag sein kann und wie Gemeinde ist. Wir brauchen nur Mut, um aufzubrechen und Neues zu wagen!
Nur so allein hat die Kirche überhaupt noch Zukunft…

Angelika von Gehlen
Mich persönlich haben die Themen „Die Gemeinde gegen Armut und Unrecht“ und „Die Macht der Ohnmächtigen“ am meisten angesprochen, und sie haben irgendwie tief mein Herz berührt. Es war beeindruckend zu hören, dass die Inderin Pranitha Timothy keine Gefahren scheut und sogar ihr Leben aufs Spiel setzt, um diesen Menschen zu helfen. In dem Zusammenhang sind mir die ersten Verse aus Jesaja 60 („Mache dich auf, werde Licht; …“) ins Auge gesprungen, über die Gabi Beuscher auch direkt danach gepredigt hat. Ich finde es wichtig, dass wir uns mehr für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Und ich denke, dass es auch bei uns Leute gibt, die unserer Hilfe bedürfen. Kleine Schritte in diese Richtung zu tun, könnte ja auch ein Stück persönliches Wachstum bedeuten.[/columns]

Martin Schleske ist Geigenbaumeister und Dipl.-Physik-Ingenieur. Auf dem Willow Creek Kongress in Leipzig stand er an seiner Werkbank auf der Bühne, arbeitete an einer neuen Geige und sprach über das Stumpfwerden und Schärfen von Menschen und Werkzeugen. Seine Gedanken sind vor allem auch für die Menschen wertvoll, die sich fragen, wie sie persönlich wachsen sollen, wo sie im Alltag doch eh schon auf dem Zahnfleisch gehen, um allen Anforderungen gerecht zu werden.

Unser häufiges Lebensprinzip „Das reicht schon noch“ macht Gott traurig, war der Ansatzpunkt Martin Schleskes. In der Bibel findet man in Prediger 10,10 den Satz: „Wenn die Axt stumpf geworden ist und du sie nicht schärfst, dann musst du dich doppelt anstrengen.“ Es kostet also eine ungeheure Kraft, mit einem stumpfen Herzen zu leben. Und nicht nur das: Wenn wir mit einem stumpfen Herzen leben, verlieren wir das Gefühl für unser Leben. Mit einem stumpfen Herzen empfangen wir nichts.

Es ist nicht die Schuld des Eisens, wenn es stumpf wird. Und nur das unbenutzte Eisen bleibt scharf. Es ist also, so Martin Schleske weiter, nicht schlimm, wenn wir stumpf werden. Wir müssen uns nur schärfen lassen, denn wer sich schärfen lässt, spürt seine Würde. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Wenn das Eisen nicht scharf ist, zeichnet die Scharte das Holz. Unsere Scharten werden das zeichnen, was wir berühren – unsere Seele, unsere Beziehungen, unsere Kinder, unsere Arbeit.

Es gibt allerdings auch ein Zuviel des Schleifens, dann verbrennt das Eisen. Es wird zwar scharf, bei Benutzung allerdings sofort wieder stumpf. Wir sagen dazu Burn-Out. Die grobe Seele macht mit ihren Scharten alles kaputt. Die überfeine Seele überschleift sich durch Ungeduld – wie bei besonders gewissenhaften Menschen.

Wie also werden wir scharf? Martin Schleske nennt kurze oder lange Auszeiten, schweigende, betende Stille mit Gott, Dankbarkeit für das, was wir haben und nicht gieren nach immer mehr. Martin Schleske nennt es die „liebende Suche“. Denn: Wir werden trotz unserer „krummen Fasern“, die sich auch im Holz der Geige finden lassen, von Gott zum Klingen gebracht. Nehemia sagt: „Die Freude am Herrn ist unsere Kraft“. Es ist wichtig, sich von Gott die Quellen unserer Freude zeigen zu lassen und aus ihnen zu leben. Mit unseren gewachsenen Veränderungen und Herausforderungen.

Kein Holz ist perfekt, man kann es, wenn man seine Eigenheiten berücksichtigt, jedoch zum Klingen bringen. Oder, wie es Friedensreich Hundertwasser formuliert hat: „Die gerade Linie ist gottlos.“ Und Psalm 69 sagt: „Denen, die Gott suchen, wird das Herz aufgehen.“

Kirstin Rappmund-Gerwers

Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Eine Kelzenberger Institution geht in den Ruhestand. Im Mai werden wir ihn verabschieden. Angefangen hat es wie im Märchen.

Es war einmal – in einem längst vergangenen Jahrtausend – ein Landwirt aus Kelzenberg. Seine Kühe im Stall gaben täglich schäumende Milch, die Rinder auf der Weide lieferten regelmäßig fettes Fleisch, von seinen Feldern fuhr er Jahr für Jahr Zug für Zug Rüben in die Zuckerfabrik und Getreide in seine Scheunen. Die Feuerwehr hörte auf sein Kommando, im Posaunenchor der Kirchengemeinde erscholl sein Horn.

Als sein 50ster Geburtstag nahte, verfiel er manchmal ins Grübeln: Was wird die Zukunft wohl bringen? Haus und Hof sind wohlbestellt, Weib und Kind gut versorgt – kommt als nächstes nun die Rente? Oft stand er unter seines Hofes Tor, blickte auf die Strasse, auf den hohen Kirchturm gegenüber – und hing seinen Gedanken nach.

Merkwürdige Antwort

Eines Tages blätterte er in den „Kirchlichen Nachrichten“. Und was er dort las, war wie eine merkwürdige Antwort auf seine Gedanken: Dort, für Kirche und Gemeindehaus, wird ein „Hausvater“ gesucht. Hausvater – „in der Kirch“? Er war selbst überrascht, als er eines Tages zum Telefonhörer griff, sich die Nummer des Pfarrhauses wählen sah und – „Überraschung!“ mal vorsichtig nachfragte.

Mit 50 eine neue Lebensphase

Es „sollte wohl so sein“, denn die Dinge nahmen ihren Lauf: Information, Gespräch, Überlegen, Entscheiden. Und so kam es dann: An seinem 50sten Geburtstag begann für den Landwirt Müschen noch einmal eine völlig neue Lebensphase, er wurde der neue Küster für Kirche und Gemeindezentrum der Ev. Kirchengemeinde Kelzenberg.

Paul-Heinz wurde in diese Aufgabe nicht hineingeboren, aber er ist hineingewachsen. Mit Freude, mit Schwung, mit Einsatz, mit Liebe zu Jesus Christus, seiner Gemeinde und seinen Menschen. 15 Jahre ist das nun her, inzwischen ist er 65 Jahre alt geworden und wird Ende April in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Wir wollen ihm dafür danken und ihn offiziell verabschieden. Am 4. Mai im Gottesdienst und hinterher im Gemeindesaal. Wir freuen uns darauf, obwohl wir ihn nicht gerne ziehen lassen.

Bodo Beuscher