Sein Leben war ein einziges Auf und Ab: Vom armen Farmerkind hinauf zum Gipfel der amerikanischen Musik, Abgleiten zum drogensüchtigen Altstar und Wiederaufstieg zum populären und von Rockstars bewunderten Musiker.

Er hatte mehr Singles in den amerikanischen Charts als die Rolling Stones, er trat als erster dort in Gefängnissen auf. Als er starb, widmete ihm das „Time Magazin“ eine Titelseite und Bob Dylan nannte ihn: „The greatest of the great now and then“.

Er war „christlich“ groß geworden, in der Mitte seines Lebens Christ geworden; sein wechselhaftes Leben hat tiefe Furchen in sein Gesicht gezeichnet: Johnny Cash.

Bodo Beuscher stellt diesen interessanten Mann vor und zeichnet sein spannendes Leben nach an einem „Offenen Abend“ mit viel Erzählung, Bildern und vor allem Musik.

Ein Abend über Johnny Cash am 16. Januar 2015 um 20 Uhr im Gemeindehaus Kelzenberg.

Bildquelle: LOOK Magazin / Joel Baldwin / wikipedia

Advent – Erwartung des Herrn. Das jüdische Volk wartet Jahrhunderte auf den Retter. Wartet auf den Starken, den Helden, der alles richtet, rettet, befreit.

Dann das Baby in der Krippe. Im Dorf Bethlehem. In einem Stall. Armselig, schutzbedürftig, unscheinbar. Soll das ein Witz sein?

Gott verpackt Sein Angebot, Seine Rettung, Seinen Frieden, Seine Anziehungskraft, Seine umfassende Liebe, Seine Weisheit und Seine Autorität in diesen Sohn des Zimmermanns.

In der zunehmend friedlosen Welt mutet es schwach, unscheinbar, sogar erbärmlich an, die Sache mit diesem Jesus. Wir haben keine umfassenden Antworten auf die Krisen und das unbeschreibliche Leid in den Konfliktregionen.

Aber eins steht fest: Wo immer ein Mensch in die Beziehung zu Jesus Christus einsteigt, wird er die Erfahrung machen, dass Er tiefen Frieden schenkt, der unabhängig ist von allen Turbulenzen.

Gerd Reschke

Ich muss vorausschicken, dass ich ein Fan des Autors bin. Gepackt hat es mich mit „Der ungezähmte Mann“. Leider hat der Verlag daraus eine Masche gemacht und so haben fast alle Titel von John Eldredge das Attribut „ungezähmt“. Hier passte es meiner Meinung nach leider weniger.

Aber worum geht es? Es geht um nicht weniger als den wichtigsten Teil von uns selbst, nämlich um unser Herz. Und dabei um die Frage, ob dieses, unser Herz denn nun gut oder böse ist. Eldredge gibt darauf – wieder einmal – eine erstaunliche aber auch durchaus unbequeme Antwort. Unbequem deshalb, weil die Antwort Konsequenzen bedeutet.

Bei seiner nächsten Aussage dann haben sich mir die Nackenhaare hochgestellt. Er behauptet nämlich, die Bibel sei voller Mythen. Wie bitte?! Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass ich selbst nicht wusste, was „Mythos“ denn wirklich bedeutet. Ich habe mir das anschließend sogar noch von fachkundiger Seite bestätigen lassen. Eldredge sagt, ein Mythos sei eine Geschichte, die von einer Wirklichkeit jenseits unserer Welt erzählt. Das bedeutet, dass unsere Welt in Wirklichkeit mehr ist als das, was wir naturwissenschaftlich zählen, messen und wiegen können.

Auf dieser Grundlage – „Ist unser Herz gut?“ und „Wir brauchen eine mythische Betrachtungsweise!“ – baut Eldredge dann sein Bild vom Christsein auf. Ich war davon so fasziniert, dass ich das Gebet am Ende des Buches seit einigen Wochen zu meinem „Morgenritual“ gemacht habe. Und, was soll ich sagen, es wirkt.

Ralf Menk

Als Christen hören wir viel über unsere Liebe zu Gott, und wir werden immer wieder aufgefordert, unseren Nächsten zu lieben. Doch was lernen wir darüber, wie man sich selbst richtig liebt. Da kommt der Einwand, das muss man nicht lernen, es gibt ja den Selbsterhaltungstrieb. Und überhaupt, ist das dann nicht Egoismus pur? So in der Art habe ich lange Zeit gedacht.

Mittlerweile ersetze ich das Wort „lieben“ mit „annehmen“. Du sollst deinen Nächsten annehmen wie dich selbst. Was ist aber, wenn ich mich selbst nicht annehmen kann? Denn ich habe auch eine dunkle Seite. Bei den Stärken und Gaben fällt mir (und auch anderen) dieses „annehmen“ ja leicht.

Und der Alltag zeigt, wo ich mich selbst nicht annehmen kann, funktioniert das beim Nächsten auch nicht. Was tun mit diesen Grenzen in mir, die ich gerne ganz woanders hätte?

Lange Zeit habe ich mit mir gekämpft. Ich habe versucht, mich mit aller Kraft zu bessern, Grenzen zu überwinden. Ich wollte einem Idealbild von mir entsprechen, das Gott wohlgefällt und mit dem der Rest der Welt auch klar kommt.
Heute kämpfe ich nicht mehr und das nicht aus Resignation. Ein langjähriger Freund meinte nach einigen Minuten des Wiedersehens: „Doris, Du kämpfst nicht mehr!“ Ganz praktisch heißt das: ein Kompliment annehmen und mich drüber freuen, statt in falscher Demut abzuwehren. Mich selbst nicht beschimpfen mit „Ach, bin ich blöd“, wenn ich einen Fehler mache.
Ich habe mich – soweit bewusst – mit meinen Mängeln und Grenzen versöhnt.

Wie geht das denn? Perspektivwechsel – oft singen wir in Liedern „Lass mich mit deinen Augen sehen“. Das ist es: Mich selbst und meine Schatten, meine Schuld mit Gottes Augen betrachten. Zweifellos ein langer Prozess und keine Hauruck-Aktion, aber eine bewusste Entscheidung.

An Gottes uneingeschränkter Liebe zu mir und allen Menschen habe ich keinen Zweifel. Also, wenn er es schafft, mich in meiner Unvollkommenheit zu lieben, dann will ich IHM da folgen, auch wenn es mir schwer fällt. Da frage ich schon mal: „Hättest Du mich nicht etwas weniger kompliziert machen können?“ Das hätte er, hat er aber nicht. Er weiß warum.

In meinem Berufsalltag erlebe ich, wie Kinder im zarten Grundschulalter anfangen, sich selbst zu verletzen. Um Aufmerksamkeit zu erlangen, tun sie alles, auch wenn sie körperliche Schmerzen riskieren. Wie sollen da Beziehungen zu anderen gelingen, wenn der eigene Körper schon so behandelt wird? Hier ist es mein Job, das Liebenswerte in einem Kind ans Tageslicht zu holen und darüber Versöhnung mit sich selbst zu erreichen.

Oft bin ich Zeuge, wenn Kinder in unserer Leistungsgesellschaft an ihre Grenzen stoßen. Sie wollen etwas schaffen, z.B. eine gute Note in einem Diktat, aber aufgrund ihrer Rechtschreibschwäche haben sie keine Chance, egal wie viel geübt wird. Neben dem Spott und Hohn der Mitschüler macht sich im Laufe der Zeit innerlich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit breit. Der Gedanke „Das schaffe ich nie“ bestimmt das Verhalten, welches sich in Verweigerung, Abwehr, Ausrasten und Beschimpfungen äußert.
Wenn ich es schaffe, durch kleine Erfolgslebnisse diesen Gedanken beim Kind zu sprengen, und es seine Schwäche erst mal verstehen lernt und schließlich akzeptiert, werden auch die Begleiterscheinungen weniger dramatisch.

Der Komponist Martin Pepper schreibt: „In Deinem Licht siehst Du mich, hast mich erkannt, bei meinem Namen genannt. Du kennst mein Herz, Dank und Schmerz, es liegt vor dir offen, Herr. Mein ganzes Sein, tagaus, tagein, ergibt nur Sinn, wenn ich nicht jemand andres bin. Wie du mich siehst und was du in mir liebst, das will ich sein und nur das allein.“

Darum geb ich hin, was ich will und bin, lasse los und bete an. Denn Dein Ja zu mir macht mich frei vor Dir, einfach nur ich selbst zu sein.

Doris Rhyssen

Gerd Heydn im Gespräch mit Jutta Velser

Wandern ist ein gemeinsames Hobby von Ihnen und Ihrem Mann. Und auf diesen Wanderungen haben Sie über Jahre allmählich zu Gott gefunden…
„Das war in der Tat eine schleichende Entwicklung auf unseren ausgedehnten Wanderungen in der Eifel. Ich bin zwar als Kleinkind katholisch getauft, aber nicht christlich erzogen worden. Durch meine Oma und punktuell auch im Kindergarten und in der Schule hat es durchaus schon mal christliche Impulse für mich gegeben, aber die sind im Laufe der Jahre gänzlich verloren gegangen. Bis wir dann eines Tages im Jahre 2005 auf unseren Wanderungen in der Eifel auf eine kleine Gnadenkapelle im Kloster Himmerod gestoßen sind – zufällig. Nein, wohl kaum!“

Was ist in dieser Kapelle passiert – mit Ihnen passiert?
„Diese kleine Kapelle hat uns beide in eine zuerst unerklärliche Stimmung versetzt. Wir haben Liebe, Geborgenheit und Stille empfunden. Nur dieses Gefühl zählte, in das wir eingetaucht sind. Und dieses Gefühl sagte uns: Hier ist etwas. Nach vielen Jahren begann ich mir wieder Gedanken über Gott zu machen, wurde wissbegieriger, habe nach Informationen gesucht. Dann sind wir eines Tages ganz gezielt nach Himmerod gefahren, um Anliegen aus unserem Familien- und Freundeskreis vorzutragen. Wir haben Anliegen vor Gott gebracht, ohne dass wir es uns bewusst gemacht haben, dass wir das tun. Immer wenn im Alltag etwas Wichtiges passiert war, das man nicht beeinflussen konnte, sind wir nach Himmerod gefahren.“

Wie haben Sie die Eindrücke von Himmerod in Ihren Alltag nach Odenkirchen übertragen?
„Zuhause haben wir auch mal wieder Gottesdienste besucht, erst katholische, weil ich ja katholisch getauft war, dann auch evangelische. Aber schon als Jugendliche habe ich mich dem Protestantismus näher gefühlt. Protestanten hatte ich schon immer als weltoffener empfunden.“

Der Weg, den Sie mit dem Ausgangspunkt in der Eifel eingeschlagen haben, führte Sie dann nach Jahren nach Kelzenberg. Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht?
„2010 bin ich das erste Mal nach Kelzenberg gekommen. In der Folge immer regelmäßiger. Nie zuvor hatte ich in einem Gottesdienst gehört, wie intensiv Jesus in den Mittelpunkt gestellt wird. Ich habe Wärme, Herzlichkeit und Liebe gespürt. Und – dass die Predigten in Kelzenberg etwas mit meinem Leben zu tun haben. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich noch niemanden näher in Kelzenberg. Dann hielt ich eines Tages einen Flyer zum Glaubenskurs in der Hand. Wochenlang habe ich darüber gebrütet. Mein Wunsch nach Informationen zum Glauben war ungebrochen riesig groß. Ein tiefgehendes Verständnis fehlte mir völlig.“

Und Sie haben sich entschieden…?
„Ja, 2011 habe ich den Glaubenskurs in Kelzenberg besucht, ein Jahr später auch mein Mann. Zu Beginn habe ich mich noch gefragt, ob ich das überhaupt schaffe: jeden Montagabend Glaubenskurs. Am Ende fand ich es schade, dass der Kurs schon vorbei war. Denn am Ende habe ich es geschafft, mein Herz zu öffnen. Nach diesem Glaubenskurs habe ich bei Jesus festgemacht, schon einige Wochen später in Kelzenberg mich auch einem Hauskreis angeschlossen. Ich habe mich seitdem verändert. Mein innerstes Empfinden, meine neue Beziehung zu Jesus, gibt meinem Leben jetzt erst einen umfassenden Sinn. Gebete sind heute ein fester Bestandteil meines Lebens. In Kelzenberg habe ich überhaupt erst gelernt zu beten.“

Wie schlägt sich denn Ihr Glaube heute in Ihrer beruflichen Tätigkeit als Psychologin und Psychotherapeutin nieder?
„An meinem psychologischen Handwerkszeug hat sich in meinem Beruf durch den Glauben eigentlich nichts geändert. Humanistische Werte gehörten auch früher schon zu meiner Lebenseinstellung. Aber für mich hat sich vieles geändert: Jesus ist eine tolle Tankstelle für die Ausübung meines Berufes. Ich kann aus der Fülle schöpfen, die Arbeit fällt mir leichter. Zu mir kommen Menschen, die sehr krank sind, die ihr Seelenleiden bewältigen möchten. Aber ich missioniere nicht während meiner Arbeit, auf keinen Fall. Ich bin Psychologin, keine Pfarrerin, bin zuständig für Menschen mit seelischen Erkrankungen – unabhängig vom Glauben. Allerdings halte ich nicht mit meinem Glauben hinterm Berg, wenn ich darauf angesprochen werde.“

Sie haben in 2014 eine vierteilige Workshop-Reihe in unserer Gemeinde zum Thema „persönlich wachsen“ geleitet. Was wollten Sie uns dabei vermitteln?
„Ich habe versucht, Umsetzungshilfen für Wachstumsimpulse zu geben. Umsetzungshilfen beispielsweise: Wie ich mich selbst besser lieben kann. Selbstliebe ist durchaus erstrebenswert, soll aber nicht heißen, dass ich alles an mir liebe, alles super toll finde. Ich sollte mich sehr wohl kritisch betrachten, immer weiter an mir arbeiten, mich aber mit all meinen Fehlern selbst wertschätzen und annehmen. Jeder Mensch ist Teil der Schöpfung – von Gott gewollt und damit wertvoll. Der Wert als Mensch ist uns von Gott geschenkt worden. Der gilt bedingungslos, aber ich muss ihn annehmen.“

Dieser Wert gilt in der Tat bedingungslos…?
„Wenn ich mit meinen Handlungen mal daneben liege, so bin ich doch immer noch wertvoll in meinem Kern. So möchte ich Selbstliebe verstanden wissen. Damit ist natürlich nicht der in sich selbst verliebte Narziss gemeint. Ich versuche als Therapeutin, andere Menschen darin zu unterstützen, den eigenen Wert zu erkennen und anzunehmen, dann sind auch Kränkungen und Verletzungen nicht mehr so bodenlos tief verletzend. In dieser Beziehung ist Jesus für mich sehr hilfreich. Wenn ich mir vorstelle, wie er mich mit seinen Augen anschaut, dabei die Augenbrauen hochzieht – aber mich dennoch liebt. Jesus ist wahrscheinlich der beste Therapeut, den die Welt je gesehen hat!“