Teufel auch – oder doch nicht?
Gibt es eigentlich den Teufel? Jedes Gespräch darüber kann ich schnell zum Ende bringen: Ich muss nur mit vielsagendem Augenaufschlag ein lächerliches Bild vor Augen malen, eine Gestalt mit Hörnern, Hinkefuß und Schwefelgeruch etwa. Dann werfe ich noch Begriffe wie „aufgeklärt“, „intelligent“ und „21. Jahrhundert“ in die Diskussion. Und blitzschnell ist das Gespräch unter allgemeinem Gelächter erledigt, Argumente sind gar nicht nötig.
[columns count=“2″]Aber so leicht möchte ich es mir nicht machen. Klar, die mittelalterlichen Schauerbilder können wir gerne aus dem Spiel lassen, der „Volksglaube“ hat oft mit Wirklichkeit und der Bibel nicht viel zu tun. Viel kranke Phantasie ist da eingeflossen.
Aber abgesehen davon: „Teufel“ oder „Satan“ – sind das wirklich nur Symbole oder Bilder für unsere inneren Ängste bzw. für „das Böse in der Welt“? Denn dass es das gibt, da sind wir uns wohl einig. Und dass das „mächtig“ ist, wohl auch.
Aber: Ist das „etwas“ oder ist das „jemand“? Das Böse oder der Böse?
Für die Bibel in all ihrer Vielfalt ist klar: Hinter all dem, was böse ist, steckt „ein Böser“, eine Macht, die Macht ausübt, die in Bann zieht, die fasziniert. Für Jesus spielt dieser Böse in seiner Botschaft und in seinem Handeln eine Rolle, ja, er sieht sich geradezu als Gegenspieler dieses Bösen. Er will dem vom Bösen besetzten und dem Tod verfallenen Menschen „Heil“ bringen.
War Jesus ein unaufgeklärter Naivling? Oder hat er einen realistischen Blick für diese oft verdrängte Wirklichkeit gehabt?
Schauen wir mal auf unsere persönliche Erfahrung. Wie erlebe ich mich denn, wenn ich böse bin? Als einer, der „mal danebentritt“? Oder als „Besatzungsgebiet“, von einer Macht beherrscht?
Und über den persönlichen Bereich hinaus: Was sagt mir als aufgeklärtem Menschen ein Blick in die Geschichte allein des 20.Jahrhunderts? Eine gute Welt, leider mit unerklärlichen bedauerlichen Ausrastern so mancher Menschen?
Joachim Fest, Historiker und Schriftsteller, sieht das so: „Das 20.Jahrhundert hat… eine Ahnung davon vermittelt, dass es das Böse als reale Macht gibt, wie immer man es nennen mag… Es ist in einer Vielzahl von Erscheinungen sichtbar geworden und zeigt sich noch jeden Tag. Man muss nur hinsehen.“ („Der Spiegel“ Nr.43, Okt. 1999)
Goethe, gewiss kein weltabgewandter Frömmler, gibt dem Bösen eine Gestalt: „Mephisto“. Und über Menschen, die ihn einfach ins Reich der Fabel abschieben, sagt er lächelnd: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er es am Kragen hätte“.
Ja, ich bin der Überzeugung, dass es sie gibt: eine ‚Macht des Bösen‘, genannt: ‚Teufel‘. Wer in dieser Welt lebt und sie beobachtet kommt m.E. um diese Erkenntnis nicht herum.
Nein, das ist kein Hinkefuß, der uns im Wald auflauert! Aber er ist eine Macht des Bösen, die „übermenschlich“ ist. Diese Macht, dieser Satan, sagt „Nein“ zu Gott und „Nein“ zum Menschen – er ist das große „Nein“, das über jedem Leben steht, „der Geist, der stets verneint“ (Goethe). Die Bibel gibt ihm verschiedene Namen: Der Böse, der Satan, der Fürst der Welt, der Versucher…
Woher dieser Böse kommt? Keine Ahnung. Die Bibel gibt keine Erklärung. Es gibt übrigens auch kein abgerundetes Bild von ihm, keine „Lehre“. Über seine Wirkungen und Aktivitäten wird gesprochen, kaum über ihn selber. Darüber zu spekulieren lohnt sich nicht, die Bibel hat daran kein Interesse.
Was er bewirken will, sagt am deutlichsten sein griechischer Name: „Diabolos“ (übersetzt: Durcheinanderwerfer, Durcheinanderbringer). Seine Programm: Den Menschen davon zu überzeugen: „Die Welt ist genug, du bist genug – sei doch selbst Gott.“
Sie kennen das berühmte Bild von der Schlange im ersten Buch Mose. Hier ist dieser Job des Bösen klar und deutlich dargestellt. Gott sagt: „Du Mensch, wenn du Gott spielst, gehst du zugrunde“. Der Böse sagt: „Du Mensch, du kannst doch selber „Herr-Gott“ sein, probiere es doch mal“. Was er erreichen will? Dass der Mensch in sein Unglück rennt, indem er sich zum Herrn erklärt.
Also: An der Oberfläche ein sympathisches verführerisches „Ja“ zum Menschen, aber dahinter steckt eigentlich ein tiefes grinsendes “Nein“.
Und diese Macht ist durch Christus zerstört. Seine Botschaft: Ihr seid nicht dieser negativen Macht und damit dem Tod hilflos ausgeliefert. Sie ist zum Scheitern verurteilt. Wer sich weiter an sie bindet – und sei es in der sympathischen Form von „Versuche doch, eigener Herr zu sein und alles gut zu machen“ – der bleibt weiter gefangen.
Wer sich an Christus bindet („glaubt“), wird aus der Bindung an den Bösen befreit; klar, der Böse macht ihm zeitlebens weiter zu schaffen, aber als Christuspartner bin ich „erlöst“.
Ja, Joachim Fest hat recht: Es gibt den Bösen „als reale Macht“. Ihn zu ignorieren, ihn durch Pseudoaufklärungsgetue zu verdrängen, vergrößert seinen Wirkungsbereich. Die Bibel hat auch hier eine befreiende lebensbejahende Botschaft, die oft triumphierend formuliert wird: Dieser Satan, diese Macht des Bösen ist besiegt. Er hat nur noch die Macht, die ich ihm gebe und überlasse, nämlich immer dann, wenn ich wieder einmal seiner Faszination erliege.
Binde ich mich an Christus, bin ich vom Leben besetzt; Christuspartnerschaft befreit von der Macht des Bösen, die mich in den Tod hineinziehen will. In Christus höre ich das große „Ja“ Gottes zu mir, was meine ganze Existenz bestimmt. Darüber kann man still froh sein und sich laut freuen.
Luther hat das so ausgedrückt in einem seiner berühmtesten Lieder:
„Der Fürst dieser Welt, wie sauer er sich doch stellt, tut er uns doch nicht, das macht, er ist gericht. Ein Wörtlein kann ihn fällen.“
Übersetzt: Der Böse, der diese Welt beherrscht, ist sauer und tobt wild herum. Über uns, also die Christusleute, hat er keine Macht mehr. Sein Todes-Urteil ist gesprochen. Es gibt ein „Wörtlein“, das ihn umhaut, nämlich, wenn jemand sagt: Christus ist mein Herr.
Bodo Beuscher[/columns]