Auf der Flucht

Überall auf der Welt entstehen beziehungsweise verfestigen sich Krisenherde. Immer mehr Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten müssen fliehen und kommen auch nach Deutschland und konkret in unser Gemeindegebiet. Bei der Betrachtung des Themenkomplexes kann uns das Pauluswort aus dem Brief an die Hebräer begleiten: „Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben, denn auf diese Weise haben einige, ohne es zu wissen, Engel bei sich aufgenommen.“

Während 1993 noch über 430.000 Menschen bundesweit Asyl beantragten, waren es in 2007 / 2008 nur noch 28.000. Für den Zeitraum Januar bis August 2014 wurden bereits knapp 116.000 Asylanträge in Deutschland verzeichnet. Bis zum Jahresende 2014 wurden noch einmal rund 60.000 Asylverfahren prognostiziert. Davon werden rund 42.000 in Nordrhein-Westfalen aufgenommen. In Korschenbroich waren zum Stand September 2014 insgesamt 169 Menschen untergekommen.

Ein Blick in die Bibel zeigt, dass sich die Themen Flucht, Migration und Aufbruch wie ein Roter Faden durch die Geschichte Gottes mit seinem Volk zieht. Interessant dabei ist, dass sowohl Abraham als auch Isaak Wirtschaftsflüchtlinge waren.

Abraham macht sich, nachdem Gott ihm Land, Nachkommenschaft und Segen verheißen hat, aus seiner Heimat auf in das Land, wo Milch und Honig fließen. Dabei muss er große Umwege in Kauf nehmen.

Die große Flucht aus Ägypten im 2. Buch Mose war der Versklavung und Ausbeutung durch die Pharaonen geschuldet, die die Menschen nicht in Ruhe leben ließen.

„Damals brach im Land Kanaan eine schwere Hungersnot aus. Darum suchte Abram Zuflucht in Ägypten.“ 2. Mose 12,10

Im 3. Buch Mose werden die Gebote noch einmal ausführlich besprochen. Dort steht: „Unterdrückt nicht die Fremden, die bei euch im Land leben, sondern behandelt sie genau wie euresgleichen. Jeder von euch soll seinen fremden Mitbürger lieben wie sich selbst. Denkt daran, dass auch ihr in Ägypten Fremde gewesen seid.“ 3. Mose 19, 33-34

„Wieder einmal, wie schon zur Zeit Abrahams, brach über das Land eine Hungersnot herein. Isaak suchte bei dem Philisterkönig Abimelech in Gerar Zuflucht.“ 3. Mose 26,1

Im Neuen Testament begegnen uns schon in Matthäus 2 die Weihnachtsereignisse als Fluchtgeschichte. Um den Soldaten des Herodes zu entkommen, der die Tötung männlicher Babys und Kleinkinder angeordnet hatte, flieht Josef mit Maria nach Ägypten.

Jahre später erst, nach dem Tod von Herodes, kehrt die Familie nach einer weiteren Weisung durch einen Traum nach Galiläa zurück.

Auch in Matthäus 25, 35 steht in den Kriterien des Weltgerichts: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen.“

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.“ Matthäus 25, 40b

Kirstin Rappmund-Gerwers