Man muss nur lange genug zuhören
„Papa Ezali Mokili (Peter Gohls Name im Kongo, d. Red.), ich will dir von unserm Land und unserer Kirchengemeinde berichten.
Hier im Kongo herrscht überall Unsicherheit, und unser Staat kümmert sich um nichts. Einige unserer Freunde betreiben einen Handel auf dem Ruki-Fluß. Jetzt sind sie kurz hinter Ingende von Banditen überfallen und ausgeraubt worden. Zwei Menschen wurden dabei getötet, und alle Sachen, auch die beiden Außenbordmotoren, wurden geraubt. In unserer Gemeinde haben wir dann am Sonntag nach den schlimmen Ereignissen für diese Armen eine Kollekte gesammelt.
Du kennst unsere Gemeinde und weißt, wie sie entstanden und gewachsen ist. Aber nachdem du uns im vorigen Jahr besucht hast, hat man uns die Kirche abgenommen, weil sie auf fremdem Grundstück stand. So mussten wir uns beim Beten mit einer Plane vor der Sonne schützen. Dann hast du uns geholfen, ein eigenes Grundstück zu kaufen. Darauf haben wir aus Knüppeln und Palmblättern erst mal ein Dach gegen die Sonne gebaut. Wir wollen ja auch mal eine richtige Kirche aus festem Material bauen. Ja, wir wollen mal eine feste Kirche haben, aber Gott will uns anscheinend erst mal so segnen. Im Februar fingen wir mit 68 Besuchern hier an, aber zuletzt waren es bereits 188.
Weil alles so offen ist, müssen Nachbarn ungewollt unsern ganzen Gottesdienst mit anhören. Moise und Pauline haben neun Kinder und waren noch nie in einer Kirche, kannten Jesus überhaupt nicht. Aber sie haben bei uns so lange zugehört, bis sie sich bekehrten, sich taufen ließen und Mitglieder in unserer Gemeinde wurden.
Die Mama Debora ist 47 und hat am Sonntag erzählt, dass sie nie an Jesus gedacht habe. Als sie 17 war, starben ihre Eltern und hinterließen ihr das Haus, in dem sie so lebte und neun Kinder von vier verschiedenen Männern bekam. Aber dann kam unser Gottesdienst in ihre Nähe, und sie musste zum ersten Mal von Jesus hören, dass der für alles Alte gestorben und auferstanden sei, um in uns alles ganz neu zu machen. Sie gab ihm ihr Leben und will ihm jetzt dienen, solange sie lebt. Die Gemeinde hat sich sehr darüber gefreut und für den Herrn gesungen und getanzt.
Es gibt hier so viele unversorgte Waisenkinder, und da hat sich unsere Frauengruppe wieder mit den Frauen der Nachbargemeinde zusammengetan. Sie haben ein richtiges Fest allein für die vielen Waisenkinder gemacht. Jede Frau hat Essen zubereitet, und dann sind alle zusammen mit ihren Töpfen dahin gegangen, um den Kindern einmal ein bisschen Freude im Herzen und auch im Bauch zu bereiten.
Wir haben hier aber ja auch noch unser kleines Waisenhaus, und Mama Lionie sorgt dafür. Kürzlich ist sie zum Markt gegangen, um Lebensmittel für ihre Waisenkinder zu kaufen. Wegen der vielen Sachen ist sie auf dem Rückweg mit einem Motorradtaxi gefahren. Unterwegs sind sie verunglückt. Der Fahrer war sofort tot, aber Mama Lionie ist völlig unverletzt geblieben. Es ist ja traurig, dass der Fahrer sterben musste, aber unsere Freude darüber, dass Lionie gänzlich unversehrt blieb, ist doch viel größer als unsere Trauer.
Ich, dein Bruder, Pastor Jérémie Nkole Ekombe