Bontenbroich – Keimzelle der Kirchengemeinde Kelzenberg

Einen Gottesdienst in Bontenbroich zu feiern, ist in etwa so, als wenn sich ein ausgewachsenes Huhn erstaunt die Reste des Eis anschaut, aus dem es irgendwann einmal gekrochen ist. Kelzenbergs Ei ist Bontenbroich. 

Kelzenbergs Anfänge liegen in der Zeit nach der Reformation. Als „Gemeinde unter dem Kreuz“ (= verfolgte Gemeinde) ist sie im 17. Jahrhundert entstanden.

Die Herren des Herzogtums Jülich-Kleve-Berg, zu dessen Gebiet Kelzenberg gehörte, förderten das reformatorische Anliegen. Der Niederrhein war eine Region, die diese Gedanken begierig aufnahm.

Die Gegenreformation jedoch macht dem protestantischen Aufschwung bald das Leben schwer. Weil man gemeinsam stärker ist, schließen sich die Reformierten aus den Dörfern, die heute die Kirchengemeinden Jüchen und Kelzenberg bilden, zusammen zum „Neuenhovener Quartier“ – die adelige Familie von Hundt auf Haus Neuenhoven war evangelisch und zog evangelische Prediger nach Neuenhoven.

Bis 1601 war hier das Zentrum der hiesigen Reformierten, während die umliegenden Dörfer Hemmerden und Bedburdyck wieder katholisch wurden.

Als die Kapelle in Neuenhoven baufällig wurde und die Familie Hundt wegzog, musste sich die Gemeinde nach einer anderen Unterkunft umsehen. Sie fand ganz in der Nähe, abseits und verborgen gelegen – Haus Bontenbroich. Denn auch hier wohnte eine evangelische Adelsfamilie: Familie von Klaitz. So wurden seit dem 4. Februar 1602 auf Bontenbroich regelmäßig Gottesdienste gefeiert. Dass die Gläubigen dazu einen unterirdischen Gang von Kelzenberg nach Bontenbroich benutzten, ist wohl eher Legende als Wahrheit.

1624 zog ein Pastor nach Bontenbroich und betreute von dort die Reformierten von Jüchen, Otzenrath, Bontenbroich, Kelzenberg, Hoppers, Wey und Mürmeln.

Das Jahr 1634 führte sogar kirchliche Prominenz nach Bontenbroich, weil hier die Provinzialsynode abhalten wurde.

Bis 1664 gab es regelmäßige evangelische Gottesdienste auf Bontenbroich, bis 1675 in Kelzenberg ein eigenes Predigthaus gebaut wird.

Rund 350 Jahre später, am 18. Juni 2017, wird es für uns Evangelische wieder einen Gottesdienst in Bontenbroich geben.

Das Huhn bestaunt das Ei, aus dem es gekrochen ist.

Ich freue mich riesig, dass wir dazu Gelegenheit haben.

Und schön, dass wir das mit unseren katholischen Geschwistern gemeinsam tun können!

Gabi Beuscher