Willow Leitungkongress 2014

Anfang Februar fand in Leipzig der Willow-Leitungskongress unter dem Titel „Zwischenland“ statt. Unter den über 8.000 Teilnehmern waren auch 14 Mitglieder unserer Kirchengemeinde. Wir haben nachgefragt was ihnen diese Tage gebracht haben. Hier einige Antworten:

[columns count=“2″ gap=“2em“]Carmen Kuhl
Ich war schon auf einigen Kongressen, aber dieser war für mich ganz besonders. Man spürte wie sehr die Referenten mit Jesus Christus verbunden sind, mit wie viel Liebe, Freude und Leidenschaft sie in ihren Gemeinden mitarbeiten und dass ihre Herzen genau dafür schlagen. Das hat mich tief berührt und bewegt! Mir wurde noch mal neu bewusst was für ein „Weltbeweger“ Jesus Christus ist, wie sehr er uns liebt, wie sehr er uns will, was dieser Mann mir persönlich bedeutet und welch wundervolle, herausfordernde und wichtige Aufgabe wir als Gemeinde haben. Meine konkreten Schritte nach diesem Kongress, ganz unterschiedlich aber wachstumsfördernd: 1. Ich will in der Stille lernen wie man leitet im Sturm. 2. Ich will weitersagen was mir Jesus bedeutet, wie ER mir in Leipzig begegnet ist. Darum habe ich für alle Interessierte verschiedene Vorträge gekauft, die ich gerne in der Gemeinde zeigen möchte, mit dem Wunsch, dass sie genauso gestärkt, ermutigt, berührt und bewegt werden.

Malika Bertholdt
Die Zeit in Leipzig war ein Kurzurlaub mit Gott. Auftanken. Sich auffüllen lassen mit seiner Liebe. Gott hat mich berührt, mit mir gesprochen und mein Herz bis zum Rand mit Liebe gefüllt. Der liebevolle, gemeinschaftliche Austausch hat uns alle beflügelt. Lasst uns mutig unseren Glauben leben und Gemeinde bauen.

Almut Rose-Seeck
Mein Zwischenland fing vor ca. 7 Jahren an. In dieser Zeit fragte ich mich oft: Hat Gott mich schon vergessen? Voller Erwartung fuhr ich zu Willow. Es tat gut alte Visionen wieder neu zu entdecken, zu erleben was Gott heute noch tut,
sich anstecken zu lassen. Besonders bewegt hat mich die kleine unscheinbare Inderin mit ihrer brüchigen Stimme,
die Gott gebraucht um „Stimmlosen“ eine Stimme zu geben. Was das für mich heißt? Bringe ich den Mut auf Neues zu wagen und mich wieder ganz meinem Herrn anzuvertrauen? Ich bin gespannt auf was er mich in meinem Zwischenland vorbereitet.

Ute Rattay
Zusammen mit 14 Leuten aus Kelzenberg nach Leipzig fahren, dort weitere 8.000 Christen treffen, zusammen singen, beten, gute und wachrüttelnde Vorträge hören – das waren für mich sehr bewegende Tage. Im Mittelpunkt war und ist Jesus Christus – der Herr aller Herren – der Weltbeweger. John Ortberg führte in seinem Vortrag aus, welche segensreichen und erstaunlichen Entwicklungen in der Geschichte der letzten 2000 Jahre auf diesen Weltbeweger Jesus zurückzuführen sind: Entwicklung von Mitgefühl, Diakonie, Erziehung und Bildung, Erfindungen, Kunst und Musik, politische Denkweisen und besonders das Vorbild für echte Nächstenliebe. Von dieser Nächstenliebe will ich gerne lernen und sie fröhlich in meinem Umfeld weitergeben.

Tanja Schopen
Ich bin gewachsen in Leipzig, weil mich Menschen beeindruckt haben. Sie haben von ihren ganz verschiedenen
Einsatzfeldern erzählt. Gemeinsam war ihnen, dass sie sich für ein Leben an der Seite von Jesus Christus entschieden
haben. Ihre Geschichten zeigten, wie viel Mut, Herz und langer Atem in ihnen gewachsen sind – durch ihr Vertrauen
in Jesus. Wie sie erlebt haben, dass er für sie sorgt, mit allem begabt, was sie nötig haben. Was für ein Glück, dass
Gott einer ist, der Menschen bewegt und verändert! Und was für ein Glück, mich selbst mit ihm entwickeln zu können!
Das will ich, neu und weiter, tun.

Franziska Köcher
Da gibt‘s ganz viel bei mir und ich merke, dass meine Gedanken nach dem Willow-Kongress nur so aus mir heraussprudeln, sobald ich mich mit verschiedenen Menschen über Kirche, Gott und Glaube unterhalte. Hauptsächlich wurde mir aber noch mal so richtig klar, dass wir heute in einer Zeit leben, in der es nicht mehr genügt, als Kirche auf Besucher zu warten oder gar die Vergangenheit der Kirche mit ihren alten Strukturen retten zu wollen. Nein, es ist an der Zeit, dass die Gemeinden zu den Menschen gehen. Dafür gibt es schon ganz viele gute Ideen. Wir sollten auch neue Formen von Gemeinde zulassen, damit Menschen überhaupt die Chance bekommen, zu sehen, wie genial Jesus im ganz persönlichen Alltag sein kann und wie Gemeinde ist. Wir brauchen nur Mut, um aufzubrechen und Neues zu wagen!
Nur so allein hat die Kirche überhaupt noch Zukunft…

Angelika von Gehlen
Mich persönlich haben die Themen „Die Gemeinde gegen Armut und Unrecht“ und „Die Macht der Ohnmächtigen“ am meisten angesprochen, und sie haben irgendwie tief mein Herz berührt. Es war beeindruckend zu hören, dass die Inderin Pranitha Timothy keine Gefahren scheut und sogar ihr Leben aufs Spiel setzt, um diesen Menschen zu helfen. In dem Zusammenhang sind mir die ersten Verse aus Jesaja 60 („Mache dich auf, werde Licht; …“) ins Auge gesprungen, über die Gabi Beuscher auch direkt danach gepredigt hat. Ich finde es wichtig, dass wir uns mehr für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Und ich denke, dass es auch bei uns Leute gibt, die unserer Hilfe bedürfen. Kleine Schritte in diese Richtung zu tun, könnte ja auch ein Stück persönliches Wachstum bedeuten.[/columns]

Wie kann Gott das alles zulassen? Warum ist Glück und Leid so ungerecht verteilt? Warum geht es bösen Menschen so gut und guten Menschen so schlecht?

[columns count=“2″ gap=“2em“]Keine Frage wird so oft gestellt wie diese – bei Krankenbesuchen, bei Trauergesprächen, im Glaubenskurs. Nach der Flutkatastrophe 2005 in Rumänien titelte BILD: „Wie kann er das zulassen?“

Mit dieser Frage kommen wir Menschen einfach nicht zu Rande. Jemand sagte: Sie ist wie ein Brummkreisel in unserem Kopf, der von jedem Unglücksfall erneut in Schwung gebracht wird und zu kreisen anfängt.

Manche haben Antworten gefunden. Der Kabarettist Dieter Hildebrandt: „Der Gott, der Auschwitz und Buchenwald zulässt, ist für mich unvorstellbar. Oder der Teufel.“

Udo Lattek, ehemals Trainer von Bayern München, als sein Sohn mit 15 Jahren starb: „Mit einem Gott, der unschuldige Menschen so leiden lässt, möchte ich nichts mehr zu tun haben.“

Es ist nun beileibe nicht so, als hätten diese Frage nur Menschen, die mit Gott nichts anfangen können.  Die Bibel  ist voll von Menschen, die diese Frage stellen und sich bitter darüber beklagen. Die Frage treibt um. Nicht nur Sie!

Die Bibel gibt Antworten. Keine einfachen und ich weiß nicht, ob sie ihnen gefallen werden.

1. Das geht dich einen feuchten Kehricht an! 

„Ja, lieber Mensch“, steht in Römer 9, „wer bist du denn, dass du Gott zur Rechenschaft ziehen willst?“ Die Bibel sagt, dass das eine ungeheure Anmaßung ist, wenn ein Mensch Gott auf die Anklagebank setzt und sagt: Nun rechtfertige dich mal schön.

Wenn Gott der Schöpfer von Himmel und der Erde ist, dann hat er alles Recht der Welt zu tun, was er will, und zwar ohne unser Einverständnis.

Er hat das Recht lieb und nett zu sein, wann er will. Er hat das Recht zornig und böse zu sein, wann er will. Er könnte diese Welt mit allem, was darauf ist, mit einem Fingerschnipsen ins Jenseits befördern. Er kann das machen, weil er Gott ist und allmächtig und gewaltig und es nichts gibt, was ihn hindern könnte.

2. Warum gibt es überhaupt Leid?

Die Bibel beschreibt Leid als eine Folge der Trennung des Menschen von Gott. Sobald der Mensch nicht mehr in unmittelbarer Nähe und Abhängigkeit von Gott lebt, erlebt er das Leben als Feind: Die Natur, die Tiere, die Menschen, ja, sogar die engsten Familienangehörigen werden zu Feinden.

Wieso hat Gott es so weit kommen lassen?

Er hat dem Menschen die Freiheit gegeben, selbst zu entscheiden, ob er in dieser Nähe und Abhängigkeit leben will.

Gott will, dass Menschen ihm freiwillig ihr Herz schenken. Er hat uns geschaffen als  mündige Gegenüber mit der Freiheit, unser Leben selbst zu gestalten, uns zu binden, an wen wir wollen, uns zu lösen, von wem wir wollen. Auch von ihm. Die Freiheit haben wir. Diese Unabhängigkeit ist der Ursprung des Leides.

Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt, die sich gegen Gott entschieden hat. Sie ist voller Menschen, die diese Freiheit missbrauchen, und gott-los leben. Die Bibel sagt: Darum gibt es Leid.

3. Warum leiden dann Christen ebenso wie Nichtchristen? 

Das ist die Frage, die ich nicht beantworten kann. Es gibt eklige Zeitgenossen, die ihr Leben lang anderen Leuten Leid zufügen, nie krank werden und nach 100 Jahren angenehm und ohne Schmerzen im Schlaf sterben. Und es gibt Christen, die von ganzem Herzen Jesus nachfolgen, Gutes tun, aber ein Fuder an Leid erleben, dass man an Gott irre werden könnte.

Ich denke an Bodelschwingh oder auch an Paul Gerhard. Beide haben innerhalb kurzer Zeit vier Kinder und die Ehefrau sterben sehen. Ich denke an Dietrich Bonhoeffer, der mit 36 Jahren von den Nazis an den Galgen gehängt wurde. Ich denke an meine Oma, die drei Jungens und ihren Mann im Krieg verloren hat. Alles Menschen, die von Herzen Jesus nachgefolgt sind.

Zu Jesus wird einmal ein blinder Junge gebracht (Joh. 9). Seine Jünger fragen: „Warum muss dieser Junge so leiden? Wer ist eigentlich schuld daran? Er selbst oder seine Eltern?“ Jesus sagt: „Keiner ist schuld daran. Er ist blind, damit Gottes Möglichkeiten bei ihm sichtbar werden können.“ Das ist die einzige Antwort, die wir auf unsere Fragen bekommen.

4. Nicht warum, sondern wozu?

Christen werden vom Leid ebenso getroffen wie Nichtchristen. Aber etwas ist bei ihnen anders. Gott nutzt das Leid und das Böse für seine Zwecke. Nämlich so, dass es bei mir – letztendlich – irgendetwas Gutes bewirken muss. Gott kann aus dem Sinnlosen, was sie erleben, etwas machen, was in irgendeiner Hinsicht zum Segen wird.

Uwe Holmer ist der Pastor, der 1990 dem Ehepaar Honecker Asyl im Pfarrhaus in Lobetal gewährte.

Er hat miterlebt, wie ein junger Polizist mit 22 Jahren an Tbc erkrankte. 14 Tage vor seinem Tod wurde er Christ und sagte: „Uwe, ich muss Gott wohl dankbar sein, dass ich so krank geworden bin, sonst hätte ich meinen Glauben nie wieder gefunden.“ Bis zu seinem Tod hat er nichts anderes getan als die Bibel zu lesen und ist mit der Bibel in der Hand gestorben.

Schleusen sind dazu da, um Flüsse mit großen Höhenunterschieden schiffbar zu machen. Damit das Schiff sie passieren kann, fährt es in dieses enge Gebilde hinein. Dann werden die Tore geschlossen und man hockt zwischen den nassen, dunklen Mauern und wartet. Nichts scheint sich zu tun, bis man plötzlich bemerkt, dass die Mauern immer niedriger werden, weil das einlaufende Wasser das Schiff allmählich hebt. Und dann irgendwann sieht man über die engen Mauern hinweg: Die Tore vorne öffnen sich, die Fahrt geht weiter.

So benutzt Gott Leid. Er lässt uns nicht darin kaputtgehen, sondern er benutzt es, um mit uns weiterzugehen auf seinem Weg, mit seinem Plan, zu seinem Ziel.

Manchmal merken wir das sehr schnell: Ach, dazu war das gut!

Vieles werden wir nie verstehen. Nicht hier und nicht jetzt!

Aber vertrauen, dass Gott sich bei allem, was er in unserem Leben zulässt, etwas denkt und etwas bezweckt, das können wir versuchen zu lernen und zu trainieren.

„Lebenskrisen“, so las ich „sind Gelegenheiten zur inneren Erneuerung“.

„Schleusenkammern sind Reifekammern. Wir brauchen diesen Stillstand, damit unser Lebensschiff auf einem anderen Niveau weiterfahren kann“. (Aufatmen 4/2004/40)

Wenn sie jetzt gerade in so einer Schleuse sitzen: Versuchen sie zu sehen, dass Gott gerade jetzt einen neuen Weg mit ihnen gehen will. Danken sie Gott jetzt schon dafür, dass dieser Weg kommt, auch wenn sie ihn nicht sehen.

Gabi Beuscher[/columns]

 

„Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (Ps. 73,28) ist die Jahreslosung für 2014. Angesichts der Härten und Herausforderungen des Lebens ist das eine gewagte Aussage des Psalmisten. Er hat die Basis, auf der der Glaube steht, verstanden: Gott ist ein liebender Gott, der uns eine Kraftquelle sein will. Warum zapfen wir sie so wenig an? Wie geht das überhaupt? Wie machen das andere Leute? 

Lange Jahre war ich einer von den Heiligabendchristen, sprich, im Gottesdienst war ich wenn überhaupt Heiligabend und meist nicht mal das. Ja, ich habe irgendwie geglaubt (macht sich ja nett als Netz und doppelter Boden), aber mit meinem Alltag hatte das nichts zu tun. Ich habe mich mit meiner Kraft durchs Leben gewurstelt, gekämpft und treiben lassen. Als ich vor zehn Jahren bewusst Christ wurde, war zunächst der größte Horror (Angst vor Kontrollverlust) und dann die größte Erleichterung für mich: Nicht ich sitze auf dem Thron meines Lebens, sondern Jesus. Da ist jemand, der mich bedingungslos liebt und den Weg mit mir gehen will.

 „Und ich werde euch annehmen und werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“ 2. Kor. 6,18

Mit dem Vaterbild konnte ich leben. Väter wollen, dass ihre Kinder sich entwickeln, selbständig denken, ihr Ding finden und machen. Aber ich kann in engem Kontakt zum Vater leben und das tut mir und den Leuten in meinem Umfeld gut. Ich kann meine Sorgen, Verfehlungen, den ganzen Mist an ihn abgeben und mit leichterer Seele durch mein Leben gehen. Und ich kann ihm danken, für all das Tolle, das ich erleben darf.

 „Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.“ 2. Kor., 4,16

Kraft und Erneuerung durch Nähe – was für eine Zusage.

Wie geht das jedoch praktisch?

Wie komme ich in Kontakt mit Gott? Die Bibel verspricht uns, dass er sich von uns finden lässt, wenn wir ihn suchen: „Dort werdet ihr dann den Herrn, euren Gott, suchen, und er wird sich von euch finden lassen, wenn ihr euch ihm mit ganzem Herzen und mit allen Kräften zuwendet.“

Der Zugang zu Gott ist bei allen Leuten individuell unterschiedlich. Manche erleben Gott in der Natur, im Dialog mit ihm, sprich, beim Beten, in der Gemeinschaft mit anderen Glaubenden, beim Joggen, in der Musik etc. Bei mir als Philologin ist das ganz klar beim Bibellesen. Es ist sozusagen mein Türöffner zu Gott. Ich liebe und brauche es, in der Bibel zu sehen, welchen Weg Gott mit seinen Menschen gegangen ist, welche Zusagen er uns macht. Es verblüfft mich immer wieder, dass er ganz normale Leute – ja, oft sogar Looser – in seinen Dienst genommen hat und Gutes durch sie tut. Ich finde die Bibel auch nach zehn Jahren noch grandios und sie wird mir nicht langweilig, weil ich immer wieder neue Dinge und Aspekte entdecke oder Geschichten aus einem anderen Blickwinkel betrachte.

Und welchen Zugang haben Sie?

In einem unserer Lieder heißt es so schön: „Bei Dir bin ich geborgen, still wie ein Kind“. Egal, wie das „Tagesgeschäft“ läuft und egal, was das Leben an Mist austeilt. Bei Gott kann ich jederzeit ausruhen und auftanken. Was für ein Geschenk!

Kirstin Rappmund-Gerwers

 

Als Mose mit dem Volk Israel in der Wüste unterwegs war, kamen Schlangen (es müssen wohl jede Menge gewesen sein) ins Lager und bissen viele Leute, so dass sie starben. Da rannten sie zu Mose und sagten: „Bitte den Herrn, dass Er die Schlangen von uns nimmt!“ Gottes Antwort ist erstaunlich: Mose bekommt den Auftrag, eine Schlange aus Kupfer anzufertigen und sie an einem so hohen Pfahl zu befestigen, dass sie weithin sichtbar ist. Dann würde jeder, der diese Schlange ansieht am Leben bleiben.

Und so wird die ganze Situation wiederum zu einer der vielen Herausforderungen während der Wüstenjahre, in denen es tatsächlich um Leben und Tod ging. Eine Aufforderung Gott zu vertrauen, angesichts einer lebensbedrohlichen Gefahr. Es erfordert eine bewusste, mutige Entscheidung, sich von Angst, Abwehr und Selbstverteidigung ab-, und dem Rettungsangebot Gottes zuzuwenden, obwohl die Schlangen bereits am eigenen Körper herumkriechen und zubeißen.

Die Botschaft der hoch aufgerichteten, kupfernen Schlange lautete: Hier ist die Bedrohung bereits überwunden, besiegt, erledigt. Die Schlange am Holzpfahl ist völlig machtlos und unfähig geworden. Bei wem auch immer dieser Glaube im Herzen entzündet wurde, der erlebte in der ganz echten Realität, dass kein Schlangenbiss ihm schaden konnte. Bei aller Beschäftigung mit dem Teufel in dieser Ausgabe gilt für uns das gleiche Rettungsangebot: Im Blick auf Jesus Christus wird in uns der Glaube erweckt, dass wir es mit einem besiegten Feind zu tun haben.

Gerd Reschke

Gibt es eigentlich den Teufel? Jedes Gespräch darüber kann ich schnell zum Ende bringen: Ich muss nur mit vielsagendem Augenaufschlag ein lächerliches Bild vor Augen malen, eine Gestalt mit Hörnern, Hinkefuß und Schwefelgeruch etwa. Dann werfe ich noch Begriffe wie „aufgeklärt“, „intelligent“ und „21. Jahrhundert“ in die Diskussion. Und blitzschnell ist das Gespräch unter allgemeinem Gelächter erledigt, Argumente sind gar nicht nötig. 

[columns count=“2″]Aber so leicht möchte ich es mir nicht machen. Klar, die mittelalterlichen Schauerbilder können wir gerne aus dem Spiel lassen, der „Volksglaube“ hat oft mit Wirklichkeit und der Bibel nicht viel zu tun. Viel kranke Phantasie ist da eingeflossen.

Aber abgesehen davon: „Teufel“ oder „Satan“ – sind das wirklich nur Symbole oder Bilder für unsere inneren Ängste bzw. für „das Böse in der Welt“? Denn dass es das gibt, da sind wir uns wohl einig. Und dass das „mächtig“ ist, wohl auch.

Aber: Ist das „etwas“ oder ist das „jemand“? Das Böse oder der Böse?

Für die Bibel in all ihrer Vielfalt ist klar: Hinter all dem, was böse ist, steckt „ein Böser“, eine Macht, die Macht ausübt, die in Bann zieht, die fasziniert. Für Jesus spielt dieser Böse in seiner Botschaft und in seinem Handeln eine Rolle, ja, er sieht sich geradezu als Gegenspieler dieses Bösen. Er will dem vom Bösen besetzten und dem Tod verfallenen Menschen „Heil“ bringen.

War Jesus ein unaufgeklärter Naivling? Oder hat er einen realistischen Blick für diese oft verdrängte Wirklichkeit gehabt?

Schauen wir mal auf unsere persönliche Erfahrung. Wie erlebe ich mich denn, wenn ich böse bin? Als einer, der „mal danebentritt“? Oder als „Besatzungsgebiet“, von einer Macht beherrscht?

Und über den persönlichen Bereich hinaus: Was sagt mir als aufgeklärtem Menschen ein Blick in die Geschichte allein des 20.Jahrhunderts? Eine gute Welt, leider mit unerklärlichen bedauerlichen Ausrastern so mancher Menschen?

Joachim Fest, Historiker und Schriftsteller, sieht das so: „Das 20.Jahrhundert hat… eine Ahnung davon vermittelt, dass es das Böse als reale Macht gibt, wie immer man es nennen mag… Es ist in einer Vielzahl von Erscheinungen sichtbar geworden und zeigt sich noch jeden Tag. Man muss nur hinsehen.“ („Der Spiegel“ Nr.43, Okt. 1999)

Goethe, gewiss kein weltabgewandter Frömmler, gibt dem Bösen eine Gestalt: „Mephisto“. Und über Menschen, die ihn einfach ins Reich der Fabel abschieben, sagt er lächelnd: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er es am Kragen hätte“.

Ja, ich bin der Überzeugung, dass es sie gibt: eine ‚Macht des Bösen‘, genannt: ‚Teufel‘. Wer in dieser Welt lebt und sie beobachtet kommt m.E. um diese Erkenntnis nicht herum.

Nein, das ist kein Hinkefuß, der uns im Wald auflauert! Aber er ist eine Macht des Bösen, die „übermenschlich“ ist. Diese Macht, dieser Satan, sagt „Nein“ zu Gott und „Nein“ zum Menschen – er ist das große „Nein“, das über jedem Leben steht, „der Geist, der stets verneint“ (Goethe). Die Bibel gibt ihm verschiedene Namen: Der Böse, der Satan, der Fürst der Welt, der Versucher…

Woher dieser Böse kommt? Keine Ahnung. Die Bibel gibt keine Erklärung. Es gibt übrigens auch kein abgerundetes Bild von ihm, keine „Lehre“. Über seine Wirkungen und Aktivitäten wird gesprochen, kaum über ihn selber. Darüber zu spekulieren lohnt sich nicht, die Bibel hat daran kein Interesse.

Was er bewirken will, sagt am deutlichsten sein griechischer Name: „Diabolos“ (übersetzt: Durcheinanderwerfer, Durcheinanderbringer). Seine Programm: Den Menschen davon zu überzeugen: „Die Welt ist genug, du bist genug – sei doch selbst Gott.“

Sie kennen das berühmte Bild von der Schlange im ersten Buch Mose. Hier ist dieser Job des Bösen klar und deutlich dargestellt. Gott sagt: „Du Mensch, wenn du Gott spielst, gehst du zugrunde“. Der Böse sagt: „Du Mensch, du kannst doch selber „Herr-Gott“ sein, probiere es doch mal“. Was er erreichen will? Dass der Mensch in sein Unglück rennt, indem er sich zum Herrn erklärt.

Also: An der Oberfläche ein sympathisches verführerisches „Ja“ zum Menschen, aber dahinter steckt eigentlich ein tiefes grinsendes “Nein“.

Und diese Macht ist durch Christus zerstört. Seine Botschaft: Ihr seid nicht dieser negativen Macht und damit dem Tod hilflos ausgeliefert. Sie ist zum Scheitern verurteilt. Wer sich weiter an sie bindet – und sei es in der sympathischen Form von „Versuche doch, eigener Herr zu sein und alles gut zu machen“ – der bleibt weiter gefangen.

Wer sich an Christus bindet („glaubt“), wird aus der Bindung an den Bösen befreit; klar, der Böse macht ihm zeitlebens weiter zu schaffen, aber als Christuspartner bin ich „erlöst“.

Ja, Joachim Fest hat recht: Es gibt den Bösen „als reale Macht“. Ihn zu ignorieren, ihn durch Pseudoaufklärungsgetue zu verdrängen, vergrößert seinen Wirkungsbereich. Die Bibel hat auch hier eine befreiende lebensbejahende Botschaft, die oft triumphierend formuliert wird: Dieser Satan, diese Macht des Bösen ist besiegt. Er hat nur noch die Macht, die ich ihm gebe und überlasse, nämlich immer dann, wenn ich wieder einmal seiner Faszination erliege.

Binde ich mich an Christus, bin ich vom Leben besetzt; Christuspartnerschaft befreit von der Macht des Bösen, die mich in den Tod hineinziehen will. In Christus höre ich das große „Ja“ Gottes zu mir, was meine ganze Existenz bestimmt. Darüber kann man still froh sein und sich laut freuen.

Luther hat das so ausgedrückt in einem seiner berühmtesten Lieder:

„Der Fürst dieser Welt, wie sauer er sich doch stellt, tut er uns doch nicht, das macht, er ist gericht. Ein Wörtlein kann ihn fällen.“

Übersetzt: Der Böse, der diese Welt beherrscht, ist sauer und tobt wild herum. Über uns, also die Christusleute, hat er keine Macht mehr. Sein Todes-Urteil ist gesprochen. Es gibt ein „Wörtlein“, das ihn umhaut, nämlich, wenn jemand sagt: Christus ist mein Herr.

Bodo Beuscher[/columns]