Die Kinder aus dem Militärcamp
Viele Tage sind vergangen, und du kannst nicht mehr wissen, wie es uns geht, und was wir machen. Jetzt will ich dir von unserer Kinderstunde im Militärcamp erzählen.
Ich, die Mama Pistouna und Mama Bébé, Mama Mboyo, Mama Jeudi, Mama Eponko hatten Essen vorbereitet und sind mit Tata Mondjindo und Tata Pasteur Jérémie ins Camp Bokala gegangen, um dort die 18 Waisenkinder zu besuchen. Das machen wir ja schon lange jeden Samstag, und wir sind da fest geduldet.
Meistens geben wir den Kindern Bohnen und Reis mit Fisch. Das mögen sie am liebsten. Und das ist ihr einzig richtiges Essen während der Woche, denn an den anderen Tagen müssen sie sich selbst versorgen. Pondublätter gibt es hier in Mengen, und die stampfen und kochen sie ohne Salz, Öl oder etwas anderes. Aber von diesem einseitigen Essen bekommen sie dicke Bäuche und vor allem viele Krankheiten. Manchmal haben sie aber auch Glück, wenn sie sich selbst kleine Fische im Bach fangen können. Als alle satt waren, hat Pastor Jérémie den Kindern von Jesus erzählt und wie lieb der ist. Wenn man Liebe Platz macht, kommt Jesus ins Herz und verändert uns.
Wir dürfen im Militärcamp eigentlich keine Fotos machen, aber an diesem Samstag war der General da und hat unsere Arbeit sehr gelobt und sogar Geld gespendet. Da durften wir ausnahmsweise auch Fotos von den Kindern machen. Nachher hat er aber die Kamera kontrolliert. Zu sehen, wie die Kinder da leben, macht einen ganz traurig. Sie haben auch kaum Kleidung. Wir können ihnen aber nichts geben, denn es gibt zu viele halbnackte Kinder im Camp, und es gäbe eine Revolte, wenn nicht alle etwas bekämen. So sind wir denn alle in gedrückter Stimmung wieder nach Hause gegangen.
Aber am Montag sind Pastor Jérémie und ich wieder zurückgekommen und haben zwei Kinder aus dem Camp geholt: Platini zehn und Clarissa sieben Jahre alt. Ihre Geschichte ist so schrecklich. Ihr Papa ist im Gefängnis gestorben, und der neue Mann der Mama hat seine Frau verlassen, als sie im achten Monat schwanger war. Niemand half ihr, und so starb sie mit dem Baby bei der Entbindung. Ihre beiden Kinder hatten in einer Lagerhalle zwischen Autowracks geschlafen.
Nun hat Mama Lionie vom Waisenhaus die beiden mit aller Liebe aufgenommen. Wahrscheinlich wird es ihnen bald besser gehen. Abends habe ich lange über die Kinder und alles Elend in der Welt nachgedacht. Ich hatte gelesen, dass Gott mal zu dem jungen Jeremia gesagt hat: „Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleibe entstehen ließ, und ich hatte meinen Plan mit dir, ehe du von deiner Mutter geboren wurdest.“ Ist es vielleicht auch Gottes Plan, dass es uns und unseren Kindern so gut geht – und anderen so schlecht? Dann sollte ich Gott viel mehr danken und auch helfen, wo ich eben kann.
Tikala malamu, Ich Mama Pistouna