Gemeinschaft miteinander und mit Jesus

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An einem Samstag kam ich nachmittags mit der Yamaha in dem Urwalddorf Lofoi an, und die Gemeinde empfing mich sehr herzlich.

Als es abends ruhiger wurde, fragte ich einen der Chordirigenten, ob sie denn am Sonntag singen würden. „Wir singen ein ganz neues Lied. Die Mama Ibiya hat es uns Anfang der Woche vorgesungen. Sie kann das. Nachts im Traum bekommt sie Lieder von Gott mit Text und Melodie, und am Morgen singt sie uns die dann vor. Ich schreibe das dann in mein Heft. Manchmal ändern wir noch ein bisschen. Aber dann üben wir, und morgen früh kannst du das neue Lied hören.“

David, der Hirte und König, wird die Psalmen wohl mal ebenso zustande gebracht haben.

Am Sonntagmorgen saß ich dann mit Pastor Alanda vorne in der Lehmkirche hinter einem wackligen Tischchen, das als Altar diente. Weil der Lehmboden so uneben ist, wackeln da alle Tische und Stühle. Eine Schüssel mit Maniokwürfeln und ein Krug mit irgendeinem Natursaft standen darauf und eine Menge winziger Plastikkelche. Die Sonne schien an einigen Stellen durch das Palmenblätterdach, und drei Chöre hatten schon zu ohrenbetäubendem Trommellärm mit viel Tanz und mit ebenso viel Mimik biblische Geschichten vorgetragen. Das neue Lied kam danach dran und war genau so laut.

Danach wurde es verhältnismäßig still, und die Frauen gingen mit ihren Babys raus, um sich zum Tanz zu formieren. Alle klatschten dann in die Hände oder hatten entweder eine Rassel oder Trommel dabei. Langsam, zwei Schritte vorwärts und einen dreiviertel Schritt rückwärts, tanzten sie singend und trommelnd mit strahlenden Gesichtern in der Kirche nach vorne, wo ein Mann mit einem großen Korb für die Kollekte stand.

Der Pastor stieß mich an und sagte: „Sieh mal, wie sie sich jetzt freuen. Sie sind jetzt alle ganz eins und singen die alten Lieder, dass Jesus uns zu Gotteskindern gemacht hat und dass kein Vater seine Kinder im Stich lässt. Jetzt, im gleichen Rhythmus, fühlen sie die Gemeinschaft miteinander und mit dem Herrn Jesus, der mit ihnen tanzt. Sie vergessen einen Moment lang ganz und gar den Hunger, ihre Rückenschmerzen und ihre kranken Kinder zu Hause und sind absolute Gemeinschaft zusammen und mit Jesus.“

Es dauerte lange, bis die Frauen alle ihre Gaben dahin getanzt hatten. Nur sehr wenige Frauen hatten Geld. Die meisten brachten Naturalien – ein Huhn, ein paar Eier, Brennholz, Bananen. Danach kamen die Männer. Das ging schneller, und ich weiß nicht, ob die wirklich alle so ganz eins geworden sind.

Ich sprach später mein Grußwort, und nach zwei Stunden begann die Predigt. In der Hitze schliefen viele ein. Die Predigt war ja laut gebrüllt, aber nicht besonders aufregend. Danach kam das Abendmahl. Das wurde einfach durch die Reihen gereicht, während ein Chor sang. Aber beim Getrommel des Schlussliedes waren alle wieder hellwach. Der Pastor stand nach dem Segen zuerst auf, und ich ging mit ihm zur Türe. Jeder gab uns singend die Hand und stellte sich zu uns, so dass sich draußen ein großer Halbkreis abzeichnete. Als jemand mit der großen Trommel raus kam, ging es erst mal richtig los. Das war ihre Methode zu evangelisieren. Leute, die auf der Straße vorbeikamen, sahen die fröhlich singenden Menschen, und manch einer sagte sich: „Nächsten Sonntag geh ich da auch mal rein. Vielleicht verspüre ich auch mal diese Freude und kann mitsingen und tanzen.“

Peter Gohl

„Typisch Kelz“ veröffentlicht in loser Folge Briefe, die unser Freund Peter Gohl aus dem Kongo erhält. Gohl ging 1982 mit seiner Frau Elisabeth erstmals als Missionar in den Kongo und hat die persönliche Verbindung zu den Menschen auch als Rentner mit nunmehr 78 Jahren  nicht abreißen lassen. Heute  schildert er seine persönlichen Eindrücke von einem Gottesdienst im Dschungel.