Ich fühle mich von Gott beschenkt

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Gerd Heydn im Gespräch mit Jörg Matzigkeit

Ein ganz normaler, logischer Weg für einen echten Kelzenberger „Jong“ vom Elternhaus über den eigenen Besuch des Kindergottesdienstes und Jugendfreizeiten über ansteigende Mitarbeit in der Gemeinde bis zur Berufung ins Presbyterium – das heißt, Sie sind immer an Gottes Hand gelaufen…?

„Ich bin von meiner Mutter in der Tat regelmäßig zum Beten angehalten und auch in den Kindergottesdienst geschickt worden. Ja, ich denke schon, dass ich immer an der Hand Gottes gelaufen bin. Aber das war in diesem Alter wie bei den meisten eben kein bewusstes Festmachen bei Jesus Christus, sondern reiner Kinderglauben, und noch nichts darüber hinaus. Das kam erst später.“

Dieses bewusste Festmachen bei Jesus Christus haben Sie dann wann und wie verspürt?

„Das war auf meiner ersten Jugendfreizeit noch als Konfirmand in Norwegen. Ich fühlte mich stark von Gott angesprochen. Dieses Gefühl hatte ich so vorher im Konfirmanden-Unterricht nicht derart empfunden, wohl noch nicht verstanden. Am letzten Tag unseres Norwegen-Aufenthaltes beschlich mich dann plötzlich Skepsis, ich war emotional regelrecht verwirrt. Lorenz Bührmann, heute selbst Pfarrer, damals Mitarbeiter auf unserer Norwegen-Freizeit, muss mir meine Zerrissenheit angemerkt haben, als wir uns auf dem Hof über den Weg liefen. Ich wusste sofort: Gott hatte mir damals Lorenz geschickt. Er nahm sich Zeit für ein ausgiebiges Gespräch mit mir, vermittelte mir den Zuspruch: Gott liebt Dich! Nach diesem Gespräch ging es mir sofort besser. Die Skepsis war wie weggeblasen. Aber auch vor allem das tolle Gemeinschaftserlebnis in Norwegen hat einen nachhaltigen Eindruck für die Zukunft bei mir hinterlassen.“

Welche Bedeutung hat für Sie die Jugendarbeit in der Gemeinde für Ihr persönliches geistliches Wachstum, wenn Sie auf Ihre Tätigkeit in den vergangenen Jahren zurückblicken?

„Die Arbeit im JC hat mir sehr viel Spaß gemacht, besonders das Entwickeln und Vorspielen von Theater-Szenen im Anspielteam, unserem ‚A-Team‘. Dort konnte ich meine Kreativität einbringen, gemeinsam mit anderen an einer Aufgabe arbeiten, mit Freude etwas für unseren Herrn machen, lauthals dabei lachen. Bibelarbeit war für mich immer viel intensiver, wenn ich für den Jugendkreis Andachten vorbereitet habe, als wenn ich nur für mich In der Bibel gelesen habe. Geben bringt mehr als Nehmen. Ich bin der Gewinner, wenn ich versuche, Jesus nachzufolgen. Ich fühlte mich immer beschenkt in der Jugendarbeit und in unserem Anspielteam.“

Fortsetzung folgt jetzt im nahtlosen Übergang von der Jugendarbeit zur Mitarbeit in der Gemeindeleitung im Presbyterium…

„Der Herr musste mich schon immer etwas anschubsen. Das war früher so bei Leitungsaufgaben in der Jugendarbeit, und das war auch so für meine aktuelle Mitarbeit im Presbyterium. Ich bin schon 2011 von Pfarrer Bodo Beuscher angefragt worden für die Presbyteriumswahlen. Aber damals hatte ich gerade meinen Einstieg in den Beruf genommen und – Heiratspläne. Es hatte sich eigentlich innerlich nichts bei mir dagegen gesträubt. Nur der Zeitpunkt stimmte einfach noch nicht. Ich antwortete Bodo Beuscher damals: Vielleicht beim nächsten Mal…“

Und das nächste Mal kam nach dem Rücktritt von Daniel Meisen aus dem Presbyterium schneller als gedacht. Diesmal bedurfte es dann keines weiteren Anschubsers mehr?

„Nein, Beruf läuft, und verheiratet bin ich inzwischen auch. Ich wollte mich ja nicht grundsätzlich meinem Herrn verweigern. Und als Bodo kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres wieder anklopfte, hatte ich schon das Gefühl: Ich werde gebraucht in der Gemeinde. Durch meinen Eintritt ins Berufsleben und den Tod meines Schwiegervaters hatte ich meine Mitarbeit in der Gemeinde zuletzt auf Sparflamme zurückgedreht, war auch nicht mehr auf Sommerfreizeiten mitgefahren. Ich fühlte mich einfach ausgelaugt. Ich war zwar noch dabei, aber nicht mehr mittendrin. Ich habe selbst gespürt, dass ich nicht mehr sonderlich dabei war, Jesus nachzufolgen. Da kam die Anfrage genau zum richtigen Zeitpunkt.“

Welche Vorstellungen verbinden Sie mit Ihrer neuen Tätigkeit als Presbyter in der Gemeinde?

„Meine neue Aufgabe ist mir nach so kurzer Zeit im Detail natürlich noch nicht so hundertprozentig klar, da wachse ich noch rein. Aber ich habe mich vor meiner Zusage von Bodo Beuscher und auch meinem Vorgänger Daniel Meisen schon grundsätzlich einweisen lassen. Über der technischen Frage, wer macht was im Presbyterium, steht für mich die wesentliche: Ich möchte in erster Linie meinem Herrn dienen, sehe darin den Hirtendienst für die Leitung einer Gemeinde. Ich fühle mich von Gott sehr beschenkt und bin dankbar für diese Gemeinde in Kelzenberg.“

Was macht das Gotteshaus in Ihrer Gemeinde Kelzenberg für Sie aus?

„Das ist für mich der Ort, an dem ich Gott schon oft erfahren habe. Das ist der Ort, in dem Leben stattfindet. Und deshalb möchte ich auch dazu beitragen, diesen Ort zu erhalten und nach Möglichkeit weiter auszubauen. Aus diesem Grunde möchte ich etwas zurückgeben in Wort und Tat – aus dieser Dankbarkeit heraus, dass es diesen Ort hier für mich und uns alle gibt. Menschen in ihrem Glauben zu stärken oder überhaupt erst hinzuführen zum Glauben, darin sehe ich eine große Aufgabe für mich und alle, die in und mit unserer Gemeinde leben. Kelzenberg ist eine lebendige Gemeinde.“

Aber den Theaterspieler und den Schlagzeuger Jörg Matzigkeit wird es in der Gemeindearbeit jetzt wohl nicht mehr geben, oder…?

Bei der Technik unserer Gemeinde mache ich nach wie vor mit, und auch das Schlagzeug im Gottesdienst reizt mich weiterhin. Ich möchte keineswegs sonntags nur vorne in der ersten Reihe sitzen…“