Von edel bis rustikal

Das Kochen ist in der Kirche Kelzenberg so eine ganz besondere Sache!  

Es ist uns allen wichtig, dass zu bestimmten Anlässen Essen dazu gehört; nun könnte man natürlich einen örtlichen Caterer bemühen, aber wir haben festgestellt, dass wir das sehr gut selber können und außerdem sehr gerne machen! 

Es gehört zu unserem Bild von Gemeinde, Wertschätzung, Leben teilen und vielem anderen mehr, auch gemeinsam zu essen! Wir pflegen in den unterschiedlichen Koch-Teams eine freundschaftliche Atmosphäre, die uns alle miteinander in der Sache verbindet und wir sind alle traurig, wenn so ein Event zu Ende ist und die Küche wieder aufgeräumt verlassen wird.

Es gibt Gemeindeleute, die kochen bei Freizeiten, bei besonderen Mitarbeiterschulungen, bei Danke-Abenden, bei Glaubenskurs-Abschluss-Abenden, bei Hauskreisen, bei JC-Veranstaltungen und bei vielem anderen mehr. Ich selber koche in einem Team beim Glaubenskurs-Abschluss-Abend, bei einzelnen Mitarbeiter-Veranstaltungen, bei der Campingfreizeit schon mal, gerne für meinen Hauskreis und eigentlich immer, wenn man mich darum bittet. Da möchte ich Euch heute mit hineinnehmen und etwas von meiner großen Leidenschaft erzählen. 

Grundsätzlich koche ich unglaublich gerne! Ich liebe gute Kochsendungen und Kochzeitschriften. Kochbücher lese ich wie einen Roman, kurzum: ich liebe das Kochen! Was gibt es Besseres, als eine Leidenschaft im Gemeindeumfeld einzusetzen und es mit meiner Leidenschaft für Jesus zu verbinden?!

Jedes Jahr gibt es im Herbst bei uns einen mehrwöchigen Glaubenskurs; dieser endet im Februar mit einem Abschlussabend und einem anschließenden Dinner. Und wenn ich schreibe „Dinner“, dann meine ich „Dinner“. Es geht für uns in der Küche darum, ein Dreigänge-Menu für ca. 40 Personen zu schaffen. Karin Niklas und ich verantworten das Essen und stellen jedes Jahr ein neues Helferteam von drei bis vier Personen zusammen. Wir kochen also mit fünf bis sechs Personen ein von uns geplantes Menu. 

Es gibt ein Vorbereitungstreffen zur Planung und am eigentlichen Tag geht es mittags los. Der Einkauf wurde vormittags erledigt und dann ab an den Herd! Da niemand von uns Profi ist, sich manche der Helfer nicht mal kennen (außer vom Gottesdienstbesuch), ist es jedes Jahr wieder sehr spannend. Unsere Mengenberechnungen beziehen wir rotzfrech aus dem Internet und dann los. Es gibt schon mal Hürden, die uns den Tag etwas erschweren, aber auch die haben wir bisher immer besiegt: Der Induktionsherd geht aus und keiner weiß warum. Töpfe mit mindestens 20 Liter Fassungsvermögen sind verschwunden und müssen dann aus dem Glockenturm geschleppt werden. Vorbereitete Eiscreme ist zu hart und kann nicht portioniert werden. Es wurden zu wenig Möhren eingekauft und der Nachbar hat nur Futtermöhren. Ohne Musik kann mancher Helfer nicht arbeiten, also ran an die Mukke. Garnelen tauen in großen Mengen doch länger auf als gedacht. Sektgläser zum Begrüßungscocktail kippen, wenn sie ohne Training serviert werden. 25 Schweinefilets mit der Niedergarmethode sind ganz schön viele. Polentableche mag der Hund. Brennpaste für Gastrobehälter wächst nicht nach, sondern muss einfach gekauft werden. Zwölf Kilogramm Roastbeef quellen aus dem Backofen. Nudeln im Gastrobehälter schmecken oll, Kartoffelgratin ist dafür der Hammer!

Wir machen das jetzt schon viele Jahre und das Fazit ist, dass es immer wieder klappt! Wir haben alle einen sehr fröhlichen Tag miteinander, bekommen das Dinner wirklich sehr gut gestemmt, haben noch Zeit für einen Nachmittagskaffee und fallen gegen Mitternacht todmüde in‘s Bett! Ich möchte diese Veranstaltung nicht ein einziges mal missen; meine größte Sorge vorher ist, nicht krank zu werden! Aber warum? Es herrscht bei allem Stress an dem Tag so viel Liebe untereinander, wir erzählen uns beim Schnibbeln und Spülen, wie wir so nach Kelzenberg gekommen sind, was in unserem Leben gerade so ansteht, wie unser Alltag aussieht, wie wir mit Jesus so leben oder andere persönliche Sachen. Wir probieren gemeinsam und sind so begeistert von unserem Essen.

Karin und ich kochen eine sehr ähnliche bodenständige Küche. Es gibt kein Chichi, aber wir mögen es sehr gerne hübsch angerichtet und mit vernünftigen Zutaten gekocht. Da harmonieren wir sehr gut. Und am Abend ist es einfach nur herrlich. Die Wertschätzung ist so unfassbar groß und das Lob über unser Essen auch. Ich weiß, das ist doch eigentlich nicht wichtig, aber doch, nach so einem Tag ist es wichtig. Es tut gut, wir werden herzlich umarmt und genießen die Freude, die unser Essen macht. Wie zu Hause.

Bei der Campingfreizeit ist die Verpflegung eher „naturbelassen“; morgens gibt es ein gemeinsames Frühstück mit Brötchen vom Bäcker und selber mitgebrachten Sachen; am Abend wird meistens der Grill angeheizt. Letztes Jahr haben wir das erste mal etwas anderes gewagt, nämlich Reibekuchen für 60 Personen zu bruzzeln. Auch das war der Hammer! Es wurden 20 kg Kartoffeln geschält und mit zwei Thermomixen in Nullkommanix Reibekuchenteig gemacht. Wir verfügen über keinen Herd und haben mit 3 Elektropfannen gebacken. Eine der Pfannen ging nach 10 Minuten aus, zwei taten es bis zum Schluss. Und so aß mancher, der zuvor versichert hatte, keine „Drachenkotze“ zu essen, auf einmal Reibekuchen. Auch das ist eine herrliche Erfahrung.

So, das war nur ein kleiner Einblick in‘s „Gemeindekochen“, andere könnten sicher auch noch viele Seiten füllen. Wenn ihr mal gefragt werdet, ob ihr mitkochen wollt, sagt nicht Nein. Es ist eine tolle, wertvolle, weiterbringende Erfahrung und es macht so viel Spaß!

Karoline Schaufelberger