Krankheit, Leid und andere Katastrophen – an was für einen Gott glaubt ihr eigentlich?

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Wie kann Gott das alles zulassen? Warum ist Glück und Leid so ungerecht verteilt? Warum geht es bösen Menschen so gut und guten Menschen so schlecht?

[columns count=“2″ gap=“2em“]Keine Frage wird so oft gestellt wie diese – bei Krankenbesuchen, bei Trauergesprächen, im Glaubenskurs. Nach der Flutkatastrophe 2005 in Rumänien titelte BILD: „Wie kann er das zulassen?“

Mit dieser Frage kommen wir Menschen einfach nicht zu Rande. Jemand sagte: Sie ist wie ein Brummkreisel in unserem Kopf, der von jedem Unglücksfall erneut in Schwung gebracht wird und zu kreisen anfängt.

Manche haben Antworten gefunden. Der Kabarettist Dieter Hildebrandt: „Der Gott, der Auschwitz und Buchenwald zulässt, ist für mich unvorstellbar. Oder der Teufel.“

Udo Lattek, ehemals Trainer von Bayern München, als sein Sohn mit 15 Jahren starb: „Mit einem Gott, der unschuldige Menschen so leiden lässt, möchte ich nichts mehr zu tun haben.“

Es ist nun beileibe nicht so, als hätten diese Frage nur Menschen, die mit Gott nichts anfangen können.  Die Bibel  ist voll von Menschen, die diese Frage stellen und sich bitter darüber beklagen. Die Frage treibt um. Nicht nur Sie!

Die Bibel gibt Antworten. Keine einfachen und ich weiß nicht, ob sie ihnen gefallen werden.

1. Das geht dich einen feuchten Kehricht an! 

„Ja, lieber Mensch“, steht in Römer 9, „wer bist du denn, dass du Gott zur Rechenschaft ziehen willst?“ Die Bibel sagt, dass das eine ungeheure Anmaßung ist, wenn ein Mensch Gott auf die Anklagebank setzt und sagt: Nun rechtfertige dich mal schön.

Wenn Gott der Schöpfer von Himmel und der Erde ist, dann hat er alles Recht der Welt zu tun, was er will, und zwar ohne unser Einverständnis.

Er hat das Recht lieb und nett zu sein, wann er will. Er hat das Recht zornig und böse zu sein, wann er will. Er könnte diese Welt mit allem, was darauf ist, mit einem Fingerschnipsen ins Jenseits befördern. Er kann das machen, weil er Gott ist und allmächtig und gewaltig und es nichts gibt, was ihn hindern könnte.

2. Warum gibt es überhaupt Leid?

Die Bibel beschreibt Leid als eine Folge der Trennung des Menschen von Gott. Sobald der Mensch nicht mehr in unmittelbarer Nähe und Abhängigkeit von Gott lebt, erlebt er das Leben als Feind: Die Natur, die Tiere, die Menschen, ja, sogar die engsten Familienangehörigen werden zu Feinden.

Wieso hat Gott es so weit kommen lassen?

Er hat dem Menschen die Freiheit gegeben, selbst zu entscheiden, ob er in dieser Nähe und Abhängigkeit leben will.

Gott will, dass Menschen ihm freiwillig ihr Herz schenken. Er hat uns geschaffen als  mündige Gegenüber mit der Freiheit, unser Leben selbst zu gestalten, uns zu binden, an wen wir wollen, uns zu lösen, von wem wir wollen. Auch von ihm. Die Freiheit haben wir. Diese Unabhängigkeit ist der Ursprung des Leides.

Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt, die sich gegen Gott entschieden hat. Sie ist voller Menschen, die diese Freiheit missbrauchen, und gott-los leben. Die Bibel sagt: Darum gibt es Leid.

3. Warum leiden dann Christen ebenso wie Nichtchristen? 

Das ist die Frage, die ich nicht beantworten kann. Es gibt eklige Zeitgenossen, die ihr Leben lang anderen Leuten Leid zufügen, nie krank werden und nach 100 Jahren angenehm und ohne Schmerzen im Schlaf sterben. Und es gibt Christen, die von ganzem Herzen Jesus nachfolgen, Gutes tun, aber ein Fuder an Leid erleben, dass man an Gott irre werden könnte.

Ich denke an Bodelschwingh oder auch an Paul Gerhard. Beide haben innerhalb kurzer Zeit vier Kinder und die Ehefrau sterben sehen. Ich denke an Dietrich Bonhoeffer, der mit 36 Jahren von den Nazis an den Galgen gehängt wurde. Ich denke an meine Oma, die drei Jungens und ihren Mann im Krieg verloren hat. Alles Menschen, die von Herzen Jesus nachgefolgt sind.

Zu Jesus wird einmal ein blinder Junge gebracht (Joh. 9). Seine Jünger fragen: „Warum muss dieser Junge so leiden? Wer ist eigentlich schuld daran? Er selbst oder seine Eltern?“ Jesus sagt: „Keiner ist schuld daran. Er ist blind, damit Gottes Möglichkeiten bei ihm sichtbar werden können.“ Das ist die einzige Antwort, die wir auf unsere Fragen bekommen.

4. Nicht warum, sondern wozu?

Christen werden vom Leid ebenso getroffen wie Nichtchristen. Aber etwas ist bei ihnen anders. Gott nutzt das Leid und das Böse für seine Zwecke. Nämlich so, dass es bei mir – letztendlich – irgendetwas Gutes bewirken muss. Gott kann aus dem Sinnlosen, was sie erleben, etwas machen, was in irgendeiner Hinsicht zum Segen wird.

Uwe Holmer ist der Pastor, der 1990 dem Ehepaar Honecker Asyl im Pfarrhaus in Lobetal gewährte.

Er hat miterlebt, wie ein junger Polizist mit 22 Jahren an Tbc erkrankte. 14 Tage vor seinem Tod wurde er Christ und sagte: „Uwe, ich muss Gott wohl dankbar sein, dass ich so krank geworden bin, sonst hätte ich meinen Glauben nie wieder gefunden.“ Bis zu seinem Tod hat er nichts anderes getan als die Bibel zu lesen und ist mit der Bibel in der Hand gestorben.

Schleusen sind dazu da, um Flüsse mit großen Höhenunterschieden schiffbar zu machen. Damit das Schiff sie passieren kann, fährt es in dieses enge Gebilde hinein. Dann werden die Tore geschlossen und man hockt zwischen den nassen, dunklen Mauern und wartet. Nichts scheint sich zu tun, bis man plötzlich bemerkt, dass die Mauern immer niedriger werden, weil das einlaufende Wasser das Schiff allmählich hebt. Und dann irgendwann sieht man über die engen Mauern hinweg: Die Tore vorne öffnen sich, die Fahrt geht weiter.

So benutzt Gott Leid. Er lässt uns nicht darin kaputtgehen, sondern er benutzt es, um mit uns weiterzugehen auf seinem Weg, mit seinem Plan, zu seinem Ziel.

Manchmal merken wir das sehr schnell: Ach, dazu war das gut!

Vieles werden wir nie verstehen. Nicht hier und nicht jetzt!

Aber vertrauen, dass Gott sich bei allem, was er in unserem Leben zulässt, etwas denkt und etwas bezweckt, das können wir versuchen zu lernen und zu trainieren.

„Lebenskrisen“, so las ich „sind Gelegenheiten zur inneren Erneuerung“.

„Schleusenkammern sind Reifekammern. Wir brauchen diesen Stillstand, damit unser Lebensschiff auf einem anderen Niveau weiterfahren kann“. (Aufatmen 4/2004/40)

Wenn sie jetzt gerade in so einer Schleuse sitzen: Versuchen sie zu sehen, dass Gott gerade jetzt einen neuen Weg mit ihnen gehen will. Danken sie Gott jetzt schon dafür, dass dieser Weg kommt, auch wenn sie ihn nicht sehen.

Gabi Beuscher[/columns]