Liebe – stark wie der Tod

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Jean Pierre Botay hat mit einem alten Wahlcomputer ein Internet-Café eröffnet und verbindet Basankusu so mit der Außenwelt. Als Lehrer an einer Höheren Schule kann er sich über diese Nebeneinnahme freuen, denn im Moment streiken die Lehrer. Ihr Gehalt von umgerechnet 100 Euro ist durch die Inflation jetzt nur noch 60 Euro wert. Vier schulpflichtige Kinder haben er und seine Frau Marie Jeanne, trotzdem haben sie offene Herzen und Hände für Bedürftige. Und manchmal kann ich da auch helfen.

Jetzt bat Botay um Mithilfe und schrieb: „Zusammen mit fünf Freunden haben wir Geld gesammelt, um dem armen Papa Kenda im Krankenhaus zu helfen. Er sieht so schrecklich aus! Seine Frau ist verrückt. Sie hat Wasser gekocht, und während er schlief, goss sie das heiße Wasser über ihn. Kenda hat hier keine Verwandten. Er war Nachtwächter bei einem auswärtigen Händler. Hier wird ja nur der behandelt, der auch bezahlt. Kannst du nicht auch etwas beisteuern?“

Das konnte ich, und ich habe mal gefragt, was denn jetzt aus der Frau geworden sei. – Die lebt und ist in Sicherheit, sie liegt jetzt im Gefängnis!

Gut zwei Wochen später schrieb Botay: „Ich habe den armen Papa Kenda wieder im Hospital besucht. Er scheint das zu überleben. Die Polizisten waren bei ihm, um ihn zu vernehmen. Jetzt erinnert man sich, dass die Frau das schon mal gemacht hat. 2015 hat sie ihr sechs Monate altes Baby verbrüht. Das Baby ist gestorben. Damals hielt man das für einen Unfall, und alles war bereits vergessen.

Aber ich habe mich jetzt doch sehr über Kenda gewundert. Er bat die Polizisten, ob sie ihm nicht mal seine Frau bringen könnten. „Ich liebe sie so sehr und habe solche Sehnsucht nach ihr.“ Aber die Polizisten mussten ihm sagen, dass sie das nicht könnten. Da hat er sie sehr gebeten, seine Frau doch gut zu behandeln, und sie auf keinen Fall mehr zu schlagen. „Diese Frau ist nicht böse. Sie ist meine große Liebe, und ich habe nur Sehnsucht nach ihr!“

„Jetzt frage ich dich“, schrieb Botay, „wie kann jemand so lieben, oder wo kommt hier solch eine unverständliche Liebe her, die nicht mal mitten im Schmerz endet?“ „Das weiß ich auch nicht“, habe ich zurückgeschrieben, „aber du kannst ja in der Bibel lesen: Liebe ist stark wie der Tod. Niemand entrinnt ihm, keinen gibt er frei, und so unüberwindlich ist auch die Liebe. Ihre Leidenschaft brennt wie ein Feuer. (Das Hohelied 8,6)

Solch eine unverständliche und nicht auszulöschende Liebe erinnert mich in diesem Fall hier direkt an Jesus, der mir all‘ meinen Blödsinn auch immer wieder vergibt.

Peter Gohl