Danke! Deine Schöpfung ist immer noch wunderbar

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Gerd Heydn im Gespräch mit Hanna Lüngen

Unser tägliches Brot beschäftigt Sie nicht nur im Gebet, im „Vaterunser“, sondern in der Tat täglich und ganz pragmatisch in Ihrem Berufsleben…

„Ja. Themen um Ernährung, Lebensmittel gehören zu meinem Berufsalltag. Aber in dem Gebet, das uns Jesus gelehrt hat, geht es ja um mehr als um die reine leibliche Versorgung, Nahrung und Nahrungsaufnahme des Menschen, sondern um die geistliche Stärkung, ein Wachstum zu Jesus Christus hin. Man leiert das Vaterunser nur allzu oft gerade an dieser Stelle einfach nur runter, anstatt sich wirklich bewusst zu machen, was man da betet – und gib uns unser tägliches Brot. ‚Ich bin das Brot, das Leben schenkt. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein. Wer sich an mich hält, wird keinen Durst mehr haben‘, spricht Jesus in Johannes, 6/35. Und vorher sagte er: ‚Bemüht euch nicht um vergängliche Nahrung, sondern um wirkliche Nahrung, die für das ewige Leben vorhält.“

Aber bleiben wir erst einmal in Ihrer Wirkungsstätte, der Schulküche, und der handfesten Nahrung in Theorie und Praxis, der vergänglichen Nahrung, von der Jesus spricht. Was muss man sich unter einer Ökotrophologin vorstellen?

„Ich koche mit meinen Schülern in der Schulküche. Das ist die Praxis. In der Theorie versuche ich, den Wert der Nahrung darzustellen, sie in unserer Überflussgesellschaft aufzuwerten, dem allzu schnellen Wegwerf-Trend entgegenzuwirken. Der Hinweis auf das Mindesthaltbarkeitsdatum beispielsweise heißt ja noch lange nicht, dass die Ware dann zu diesem Zeitpunkt tatsächlich schlecht ist. Auch die BSE-Krise war ein großes Thema im Unterricht, die Butter- und Tomaten-Berge, die als Überproduktion in Westeuropa zur Vernichtung freigegeben worden sind, oder Essensreste, die in Hotels, Restaurants ebenso wie in Privathaushalten nur allzu schnell in der Mülltonne landen.“

Was kann jeder einzelne denn gegen diese Fehlleitungen in seinem täglichen Leben tun?

„Das fängt beim richtigen Einkauf unserer Nahrungsmittel an. Ich kaufe nur das ein, was ich brauche, und das saisongemäß, also im Winter keine Erdbeeren aus fernen Ländern. In erster Linie besorge ich heimisches Gemüse und Obst, möglichst keinen Treibhaus-Salat, der für sein Wachstum zusätzliche Energien braucht und verbraucht. Ich versuche, bei meinen Schülern Einfluss zu nehmen in Bezug auf Fast Food, das ja so gut schmeckt, aber ebenso viele gesundheitliche Nachteile in Form von Zucker und Fett in sich birgt. Wenn bei einer Mahlzeit etwas übrig bleibt, dann wird das eben nicht weggeworfen, sondern es gibt eine Anleitung zur Resteverwertung, und damit eine weitere durchaus leckere Mahlzeit, wobei man auch noch Geld sparen kann. In vielen Familien sind heute leider die Werte verschoben, die früher eine selbstverständliche Voraussetzung waren – die gemeinsame Mahlzeit in der Familie.“

Muss man von einer unheilvollen Entwicklung in unserer vermeintlich zivilisierten Welt sprechen, was die heutige Nahrungsbeschaffung betrifft?

„Wenn ich an eine Filmdokumentation denke, die wir vor ein paar Jahren in unserem Hauskreis gesehen haben, dann fürchte ich – ja. Die Fakten, die dieser Film wiedergab, waren nicht unbedingt neu für mich, aber geradezu beklemmend in ihrer Aussagekraft. In diesem Film ging es um die brutale Ausbeutung der Welt, Gottes Schöpfung, die Tiere, aber auch um die Menschen und deren Arbeitsbedingungen. Und es gibt leider immer wieder Menschen, die sich in der Nahrungsmittelbranche auf Kosten anderer bereichern wollen – Beispiel Gammelfleisch. Die Menschen werden dazu verleitet, alles zu jeder Zeit kaufen zu wollen. Frei nach dem Motto: Nichts ist unmöglich! Meiner Meinung nach müsste ein Umdenken in unserer Gesellschaft erfolgen.“

Wie ist Ihr geistliches Leben bislang verlaufen?

„An einen besonderen Knackpunkt in meinem Leben kann ich mich nicht erinnern. Ich stamme aus einem christlichen Elternhaus, bin als Kind stets angehalten worden, zur Kirche zu gehen – Kindergottesdienst, Konfirmation. Alles ging seinen geregelten Gang. Aber eine Beziehung zu Jesus Christus habe ich erst nach meiner Heirat mit Wilfried und meinem Umzug nach Kelzenberg aufgebaut. Wenn wir das einen Knackpunkt nennen wollen…“

Wie und wo erhalten Sie denn Ihr tägliches Brot, von dem Jesus sprach?

„Die Gemeinde in Kelzenberg ist für mich sehr wichtig und da besonders der Gottesdienst, mein wöchentliches Brot so zu sagen. Dann fühle ich mich Jesus näher als in meinem Alltag. Da rückt er leider immer wieder ein wenig von mir. Ich müsste natürlich richtigerweise sagen: Ich rücke weg von ihm. Der Gottesdienst und mein Hauskreis sind meine beiden konstanten Anlaufpunkte, meine geistigen Quellen, bei denen ich immer wieder auftanken kann. Das sind die beiden wichtigsten Bezugspunkte in meinem täglichen Leben. Und die sind wirklich hilfreich für mich. Denn manchmal bin ich erschrocken, wie weit ich plötzlich weg bin von Jesus.“

Und dann wird Ihnen die Größe Gottes wieder bewusst…?

„Das wird sie vor allem in der Natur. Ich walke mehrmals die Woche, gehe also stramm spazieren in unserer heimischen Umgebung, in der Natur. Das brauche ich, um den Kopf wieder mal frei zu bekommen, mein allgemeines Wohlbefinden zu steigern. Dabei kann ich meine Gedanken ungestört einfach schweifen lassen. Dann schießt es mir auch schon mal in den Kopf, danke zu sagen – danke für diese Schöpfung. Danke, Herr, Deine Schöpfung auf Erden ist immer noch wunderbar, trotz aller gegenteiligen Bemühungen Deiner Geschöpfe…“