Natürlich sind die Gedanken frei, aber wie wäre es, sonntags nicht in eine einladende, lebendige Gemeinde gehen zu können und gute, auch provokante Predigten zu hören, zu singen und Jesus zu feiern? Oder unter der Woche keinen Hauskreis zu besuchen, keine Musik mit anderen Christen zu machen, keine christliche Bibliothek zu haben, noch nicht einmal die Bibel angstfrei lesen zu können? Kaum vorstellbar. Zur Zeit werden weltweit ca. 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens an Jesus verfolgt und diskriminiert. Open Doors ist eine internationale Organisation, die sich in den Dienst der verfolgten Christen weltweit stellt.

[columns count=“2″ gap=“2em“]Seit der Gründung durch Bruder Andrew vor über 50 Jahren ist die Vision von Open Doors, dass jeder verfolgte Christ mindestens einen Christen an seiner Seite wissen soll, der für ihn betet und einsteht. Mit Projekten werden bedrängte Christen darin unterstützt, trotz Verfolgung ihr Christsein zu leben, ihre Gemeinden zu stärken und auch in einer feindlich gesinnten Umwelt das Evangelium zu verkünden. Open Doors hilft dabei christlichen Kirchen aller Bekenntnisse.

Weltverfolgungsindex

Mit dem jährlich aktualisierten Weltverfolgungsindex benennt die Organisation die 50 Länder mit der stärksten Christenverfolgung und ruft zu Gebet und zur Unterstützung der Christen in diesen Ländern auf. In 2013 waren „die Top Ten“ Nordkorea, Saudi-Arabien, Afghanistan, Irak, Somalia, Malediven, Mali, Iran, Jemen und Eritrea.

Dabei versucht der Weltverfolgungsindex nicht nur die physische Gewalt gegen Christen zu quantifizieren, sondern auch die oft viel wirksamere und übermächtigere Form der Verfolgung durch sozialen Druck einzubeziehen. Laut Open Doors droht den meisten Christen die größte Gefahr von der seit den 1980er Jahren langsam und stetig voranschreitenden Islamisierung, die alle Gesellschaftsbereiche durchdringt. Plötzlich sind Christen Bürger zweiter Klasse in einem Land, in dem sie einst willkommen waren und das ihnen nun mit Feinseligkeit begegnet. Über vom Islam konvertierte Christen sagt Elias, ein Open Doors Mitarbeiter im Mittleren Osten: „Ein ehemaliger Muslim gibt mit dem Islam seine Identität auf. Es ist mehr als nur ein Religionswechsel … . Er benötigt eine neue Identität. Ein ehemaliger Muslim verliert seinen Erbanspruch, er ist ausgestoßen aus dem weitläufigen Familienverbund. Meist verliert er seinen Arbeitsplatz.“ Zugleich warnt er vor Konfrontation: „Das Gebet der Christen bringt Veränderung. Von vielen Seiten wird versucht, Ablehnung zu schüren. Etwa wenn gesagt wird, dass der Islam unsere Zivilisation zerstören will und Christen keine Zukunft mehr haben. Doch wir wissen, dass Gott alle Menschen liebt. Die Bibel spricht von einer neuen, friedvollen Erde, die Jesus schaffen wird. Deshalb: Anstatt Muslime zu fürchten, liebt sie und respektiert sie.“[/columns]

Kirstin Rappmund-Gerwers

Einen ganzen Tag war ich von Basankusu mit einem Bautrupp in einem Einbaumboot den Regenwaldfluss Lopori im Kongo hinaufgefahren. Dann hatte uns ein Händler noch 20 km mit seinem Allradfahrzeug bis nach Munda mitgenommen. Hier reparierten wir eine Woche lang das alte unbewohnte Missionshaus. Zum Abschluss bekamen die schwarzen Handwerkerjungs eine Abschlagszahlung, wuschen sich und gingen ins Nachbardorf, um hübsche Mädchen und verschmitzte Palmweinzapfer zu besuchen.

[columns count=“2″ gap=“2em“]Nach einiger Zeit kam Lontongo ganz verstört zurück gerannt und schrie dabei fortwährend: ,,Hier gibt es ganz, ganz schlimme Menschen.“ Die anderen waren ihm nachgelaufen und wollten ihn beruhigen, aber er wehrte sich fanatisch und biss wie ein Hund. Sechs Mann brauchten wir, um ihn zu überwältigen und zu fesseln. Festgebunden auf einem Stuhl, trugen ihn wir ihn zum Pastor. Beim Verhör stellte sich heraus, dass alle Marihuana geraucht hatten. Pastor Babombagala betete, und wir sangen ein Kirchenlied. Lontongo wurde ruhig, und der Pastor fragte ihn, ob er getauft sei und bereuen würde, dass er als Kind Gottes geraucht habe. ,,Ja, sicher“, war die Antwort. Dann folgte ein Lossprechungsgebet mit Handauflegung, und nachdem wir noch ein Lied gesungen hatten, sagte Pastor Babombagala: ,,Bindet ihn los, und lasst uns jetzt essen. Es wird sonst kalt.“

Auf der Rückreise am nächsten Tag hat mir Lontongo alles im Detail erzählt: „Jemand hat uns gefragt, ob wir mal den Teufel sehen wollten und hat uns allen in die Augen geblickt. Alle andern haben gelacht, aber ich habe den Teufel gesehen. Er sah furchtbar aus und hat zu mir gesagt: ,Lauf in den Dschungel!‘ Aber eine andere Stimme hörte ich sagen: ‚Lauf zu Ezali Mokili!“ (Kosename von Peter Gohl im Kongo. Übersetzt etwa: So ist das Leben, die Red.) Dieser Stimme bin ich gefolgt, und so lebe ich.“

Zuhause angekommen, machte die Geschichte schnell die Runde. Aber eines Abends kamen die finsteren Gedanken und die schlimmen Gestalten wieder zu Lontongo. Er musste wieder gefesselt werden. Ich bin dann jeden Abend mit einem schwarzen Freund zu ihm gegangen, um zu beten. Er wurde dann immer ruhig, aber nicht wirklich heil. Dann habe ich ihn zu einem Arzt gebracht, der aber nichts feststellen konnte. Später haben wir ihn per Flugzeug zu einem amerikanischen Spezialisten geschickt. Als er aber nach zwei Wochen zurückkam, schien er fast tot – zum Skelett abgemagert. Um sich beißend und schlagend, erkannte er sogar mich nicht mehr. Ich war verzweifelt. Soviel hatte ich unternommen, soviel gebetet.

Dann kam Pépé und sagte: ,,Die Alten haben beschlossen, dass Lontogos Leiden medizinisch nicht geheilt werden kann, sondern nur spirituell. Komm, fahr uns mit deinem Auto nach Lilangi zur Zauberin.“ – „Ich bin evangelischer Missionar, ich kann das nicht, ich darf das nicht, und ich will das auch nicht“, sagte ich. Wir verhandelten lange, aber ich blieb evangelisch.

Blutrache ist da im Dschungel normal, und so beschlossen die Ältesten, Lontongo zu mir zu tragen. Wenn er denn bei mir starb, hatten sie einen Schuldigen. Bestimmt 200 Menschen brachten Lontongo. Pastor Benji Lofinda stoppte den Zug vor seinem Haus. Nach hitziger Debatte über den unbelehrbaren Weißen, hörte ich auf einmal Pastor Benji mit fester Stimme sagen: ,,Den Jungen bringt ihr nicht zu dem Weißen. Er kommt zu mir ins Haus. Und ihr geht jetzt alle nach Hause. Ihr werdet sehen, was mein Gott kann. Los, haut ab!“

Lontongo sah aus, als ob er gleich sterben würde, aber er wollte immer noch beißen wie ein Hund. Wir brachten ihn und seine Mutter in Benjis Pastorenhütte. Ich hatte absolut allen Glauben verloren. Aber Benji rief die Ältesten, und sie beteten, dass Lontongo ruhig werden solle. Und er wurde tatsächlich still. Am nächsten Tag beteten sie, dass er wieder essen und trinken solle. Lontongo aß und trank. Am dritten Tag waren schon so viele Menschen da, dass wir in die Kirche ausweichen mussten. Da beteten sie, dass Lontongo wieder sprechen solle. Auf einmal grinste er und sagte: ,,Mbote na bino!“ (Hallo ihr).

Ein halbes Jahr blieb Lontongo mit seiner Mutter beim Pastor, der bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten für ihn betete. Dann war er wieder so weit, dass er arbeiten konnte. Benji verbot ihm aber, in seinem Heimatdorf zu leben, weil da die bösen Erdgeister wirkten. So bauten wir eine Hütte zwischen dem Pastorat und unserm Haus. Da ist er aus Angst einige Jahre geblieben, wurde aber wieder der zuverlässige Vorarbeiter unserer Bautruppe.

Als meine Zeit in Kongo-Zaïre zu Ende ging, wollte sich Lontongo ein eigenes kleines Haus bauen – in seinem Dorf. „Ich habe keine Angst mehr! Ich habe so viel mit Jesus erlebt. Der ist stärker als alle Geister. Ich bin ganz sicher, dass er mich auch in meinem Dorf bewahren wird!“ – Da konnte ich nur noch sagen: ,,Gott segne dich!“

Jesus sprach ein Machtwort zu dem bösen Geist, der den Jungen in seiner Gewalt hatte, und der Junge war von da an gesund. Die Jünger fragten Jesus: „Warum konnten wir den bösen Geist nicht austreiben?“ – „Weil ihr Gott nicht genug vertraut“, sagte Jesus. (Mt 17,18)

Wir Europäer leisten uns heute Psychotherapeuten…

Peter Gohl [/columns]

Als Mose mit dem Volk Israel in der Wüste unterwegs war, kamen Schlangen (es müssen wohl jede Menge gewesen sein) ins Lager und bissen viele Leute, so dass sie starben. Da rannten sie zu Mose und sagten: „Bitte den Herrn, dass Er die Schlangen von uns nimmt!“ Gottes Antwort ist erstaunlich: Mose bekommt den Auftrag, eine Schlange aus Kupfer anzufertigen und sie an einem so hohen Pfahl zu befestigen, dass sie weithin sichtbar ist. Dann würde jeder, der diese Schlange ansieht am Leben bleiben.

Und so wird die ganze Situation wiederum zu einer der vielen Herausforderungen während der Wüstenjahre, in denen es tatsächlich um Leben und Tod ging. Eine Aufforderung Gott zu vertrauen, angesichts einer lebensbedrohlichen Gefahr. Es erfordert eine bewusste, mutige Entscheidung, sich von Angst, Abwehr und Selbstverteidigung ab-, und dem Rettungsangebot Gottes zuzuwenden, obwohl die Schlangen bereits am eigenen Körper herumkriechen und zubeißen.

Die Botschaft der hoch aufgerichteten, kupfernen Schlange lautete: Hier ist die Bedrohung bereits überwunden, besiegt, erledigt. Die Schlange am Holzpfahl ist völlig machtlos und unfähig geworden. Bei wem auch immer dieser Glaube im Herzen entzündet wurde, der erlebte in der ganz echten Realität, dass kein Schlangenbiss ihm schaden konnte. Bei aller Beschäftigung mit dem Teufel in dieser Ausgabe gilt für uns das gleiche Rettungsangebot: Im Blick auf Jesus Christus wird in uns der Glaube erweckt, dass wir es mit einem besiegten Feind zu tun haben.

Gerd Reschke

Treffpunkt ist eines seiner luxuriösen Schlösser hoch oben in einer grandiosen Bergwelt. Von hier hat man einen fantastischen Ausblick über einen großen See am Fuß der Berge und die dahinter liegende Ebene. Ich begegne einem Mann mittleren Alters mit beeindruckend maskuliner Ausstrahlung in elegantem, perfekt sitzendem Anzug, der sich so geschmeidig und selbstsicher bewegt, als wäre es das Normalste von der Welt über eine riesige Dienerschaft zu verfügen.

[columns count=“2″]Sonderkorrespondent: Ich… ääh.., ich muss sagen… also ich bin beeindruckt…!

Mr. Teufel: (lacht) Ja, wahrscheinlich haben Sie erwartet, einen haarigen Unhold mit Ziegenfüßen, Hörnern auf dem Kopf und einem Dreispieß in der Hand zu treffen. Ich muss sagen, dass ich dieses Bild für einen großen Wurf halte. Seitdem einer meiner Mitarbeiter es entworfen hat, ist es eines der bewährten Mittel, mit denen wir die Aktionen unserer Organisation verschleiern. Übrigens hat dieser ganze Luxus, den Sie hier sehen für mich und meinen Stab nicht den geringsten Wert, aber wir benutzen dieses Material, weil die Menschen es für so wichtig halten.

SK: Sie sprechen von Ihrer Organisation, ist es ein großes Unternehmen?

Mr. T.: Es gibt kein Größeres auf der Erde. (wächst sichtbar, lächelnd…) Globalisierung war für uns bereits das Thema, als noch kein Mensch wagen konnte, so etwas auch nur zu denken. Niemand hat weltweit mehr Macht, größeren Einfluss und so bewährte und effektive Methoden, wie wir. Wir kontrollieren jede Gesellschaft und verfügen über unbegrenzte Ressourcen. Dabei hat jeder meiner Mitarbeiter das Ziel, so unauffällig, wie nur irgend möglich zu arbeiten. Die größten Erfolge erzielen wir in der Regel dort, wo man uns am wenigsten wahrnimmt oder vermutet.

SK: Damit hatte ich nicht gerechnet. Können Sie mir Ihre Arbeitsweise genauer erläutern?

Mr. T.: Flexibilität ist natürlich auch ein wichtiger Faktor unserer Unternehmenskultur. Im Mittelalter beispielsweise waren für fast alle Menschen in Europa solche Begriffe wie „Sünde“, „Hölle“, „Gott“ und „Teufel“ ganz geläufig. Damals war es sehr leicht mit Angst und Leistungsdruck die Leute in unserem Sinne zu lenken. Heute dagegen wenden sich viele von den Kirchen ab und der Glaube hat in der Öffentlichkeit an Bedeutung verloren. Deshalb bieten wir ihnen Luxus, Ablenkung durch Materialismus. In der westlichen Welt ist das derzeit sehr effektiv. Übrigens sind auch hier die Werkzeuge „Angst“ und „Leistungsdruck“ fest integrierte Bestandteile zur Gestaltung der Gesellschaft und des Lebensstiles. Man kann es vereinfacht so ausdrücken: Wer sich viel anstrengt, kann sich viel leisten. Wer sich viel leistet, kann es sich nicht mehr leisten, weniger zu haben. Wer viel besitzt hat auch viel zu verlieren und muss entsprechend vorsorgen. (Schmunzeln) Menschen in Betrieb und Rastlosigkeit zu halten ist wirklich nicht schwer. Ich kann Ihnen aber sagen, dass der Materialismus global betrachtet bei unseren Aktionen eine eher untergeordnete Rolle spielt.

SK: Ist das wirklich so? Von unserem Standort betrachtet hat man doch das Gefühl, als sei der Wohlstand das einzig erstrebenswerte Ziel!

Mr. T.: In jedem Menschen gibt es ein Suchen nach dem Sinn des Lebens, eine Ahnung von irgendetwas höherem, welches über das eigene Leben hinausgeht und ein unaufhörliches Streben nach Anerkennung. Wir arbeiten ständig da-ran, individuell passende Lösungen zu bieten, die auf diese Bedürfnisse der Menschen abgestimmt sind. Die weitaus meisten meiner Mitarbeiter sind in diesem Bereich eingesetzt. Wir beschäftigen uns damit, Ideologien, Vorstellungen und Abgötter zu entwerfen. Man kann es zusammenfassend so formulieren: Wir haben einen oder mehrere Götter oder Göttinnen, die man sich günstig und wohlgesonnen stimmen muss, damit es einem gut geht, bzw. nach dem Tod oder in einem anderen Leben gut geht. Wiederum sind es die bewährten Mittel, derer wir uns bedienen, nämlich-, sie ahnen es vielleicht schon-,: Angst und Leistungsdruck! Wenn man den Zorn eines Gottes oder einer Göttin besänftigen muss, wird man möglichst viel einsetzen, um Erfolg zu haben. Je höher der Einsatz, also das Opfer ist, desto sicherer kann man sich fühlen. Allerdings achten wir da-rauf, dass immer ein kleiner Rest an Unsicherheit bestehen bleibt, damit wir das Streben nach dem Wohlgefallen der Götter in Betrieb halten. Ein wichtiger Aspekt bei den Religionen ist der, dass Menschen mit besonders großer Opferbereitschaft sich bei ihren Mitmenschen oder Anhängern Anerkennung verschaffen. Wenn dann noch ein starker Wille, Entschlossenheit und Führungsqualität dazu kommen, haben wir möglicherweise jemanden, der andere beeinflussen und hinter sich herziehen wird. Die Menschen brauchen in den meisten Fällen einen, der Ahnung hat, der ihnen sagt, wo es langgeht, der weiß, wie es richtig ist. Wenn wir solche Schlüsselpersonen kontrollieren, haben wir gleichzeitig auch die ganze Schar ihrer Nachfolger im Griff.

SK: Ich habe das Gefühl, das Effizienz in Ihrer Organisation eine wichtige Rolle spielt…

Mr. T.: Ganz genau! Es gab vor allem im Mittelalter viele künstlerische Darstellungen von der Hölle bei denen die Dämonen wie ein wüster, unsortierter Haufen wilder Unholde abgebildet wurden. Die Menschen sollen ruhig glauben, es wäre so. Ich kann Ihnen aber versichern, dass jeder einzelne meiner Mitarbeiter mit äußerster Energie und Zielstrebigkeit seine Aufgaben erfüllt.

Ich habe noch einen entscheidenden Faktor bei den Religionen bisher nicht erwähnt: Die Schlüsselpersonen, von denen ich vorhin sprach, können sich in dem befriedigenden Gefühl baden, etwas Besonderes zu sein. Sie beziehen dieses Gefühl aus der wirklichen oder vermeintlichen Einzigartigkeit ihrer Idee, Vision oder Ideologie und aus dem Erfolg, z.B. dem Wachstum ihrer Jüngerschaft, der Schlüssigkeit ihrer Ideen. Die Anhänger leben im Bewusstsein, Teil von etwas Höherem zu sein, das sie entdeckt haben. Wann immer wir die Überheblichkeit eines Menschen ansprechen, können wir mit Erfolg rechnen. Sie können mir eins glauben: Menschen sind sehr leicht zu ködern.

SK: Was Sie jetzt sagen erinnert mich an Zustände, die ich manchmal in der christlichen Szene beobachtet habe…

Mr. T.: (mit Stolz) Unser schwierigstes Terrain! Aber nicht aussichtslos. Wir haben eine Sonderabteilung eingerichtet, die sich ausschließlich damit beschäftigt, Bibeltexte zu benutzen um sie mit Angst und Leistungsdruck daran zu hindern unserem Einfluss zu entkommen. Wir lenken ihren Blick auf ihr Versagen, ihre Sünden, ihre Charakterschwächen und fördern auf diese Weise ein schlechtes Gewissen. Das ist noch immer die bewährteste Methode, sie einzuschüchtern und jegliche Entfaltung zu blockieren.

SK: Mich würde vor allem noch eins interessieren: Warum machen Sie das alles, was ist der Grund für die Vielfalt Ihrer Manöver?

Mr. T.: Meine ganze Organisation ernährt sich davon, dass wir Menschen beeinflussen, kontrollieren und besitzen. Sie sollen mir folgen, mir angehören, mir gleich werden. Ich habe es verdient, ihr Gott zu sein.

Gerd Reschke[/columns]

Gibt es eigentlich den Teufel? Jedes Gespräch darüber kann ich schnell zum Ende bringen: Ich muss nur mit vielsagendem Augenaufschlag ein lächerliches Bild vor Augen malen, eine Gestalt mit Hörnern, Hinkefuß und Schwefelgeruch etwa. Dann werfe ich noch Begriffe wie „aufgeklärt“, „intelligent“ und „21. Jahrhundert“ in die Diskussion. Und blitzschnell ist das Gespräch unter allgemeinem Gelächter erledigt, Argumente sind gar nicht nötig. 

[columns count=“2″]Aber so leicht möchte ich es mir nicht machen. Klar, die mittelalterlichen Schauerbilder können wir gerne aus dem Spiel lassen, der „Volksglaube“ hat oft mit Wirklichkeit und der Bibel nicht viel zu tun. Viel kranke Phantasie ist da eingeflossen.

Aber abgesehen davon: „Teufel“ oder „Satan“ – sind das wirklich nur Symbole oder Bilder für unsere inneren Ängste bzw. für „das Böse in der Welt“? Denn dass es das gibt, da sind wir uns wohl einig. Und dass das „mächtig“ ist, wohl auch.

Aber: Ist das „etwas“ oder ist das „jemand“? Das Böse oder der Böse?

Für die Bibel in all ihrer Vielfalt ist klar: Hinter all dem, was böse ist, steckt „ein Böser“, eine Macht, die Macht ausübt, die in Bann zieht, die fasziniert. Für Jesus spielt dieser Böse in seiner Botschaft und in seinem Handeln eine Rolle, ja, er sieht sich geradezu als Gegenspieler dieses Bösen. Er will dem vom Bösen besetzten und dem Tod verfallenen Menschen „Heil“ bringen.

War Jesus ein unaufgeklärter Naivling? Oder hat er einen realistischen Blick für diese oft verdrängte Wirklichkeit gehabt?

Schauen wir mal auf unsere persönliche Erfahrung. Wie erlebe ich mich denn, wenn ich böse bin? Als einer, der „mal danebentritt“? Oder als „Besatzungsgebiet“, von einer Macht beherrscht?

Und über den persönlichen Bereich hinaus: Was sagt mir als aufgeklärtem Menschen ein Blick in die Geschichte allein des 20.Jahrhunderts? Eine gute Welt, leider mit unerklärlichen bedauerlichen Ausrastern so mancher Menschen?

Joachim Fest, Historiker und Schriftsteller, sieht das so: „Das 20.Jahrhundert hat… eine Ahnung davon vermittelt, dass es das Böse als reale Macht gibt, wie immer man es nennen mag… Es ist in einer Vielzahl von Erscheinungen sichtbar geworden und zeigt sich noch jeden Tag. Man muss nur hinsehen.“ („Der Spiegel“ Nr.43, Okt. 1999)

Goethe, gewiss kein weltabgewandter Frömmler, gibt dem Bösen eine Gestalt: „Mephisto“. Und über Menschen, die ihn einfach ins Reich der Fabel abschieben, sagt er lächelnd: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er es am Kragen hätte“.

Ja, ich bin der Überzeugung, dass es sie gibt: eine ‚Macht des Bösen‘, genannt: ‚Teufel‘. Wer in dieser Welt lebt und sie beobachtet kommt m.E. um diese Erkenntnis nicht herum.

Nein, das ist kein Hinkefuß, der uns im Wald auflauert! Aber er ist eine Macht des Bösen, die „übermenschlich“ ist. Diese Macht, dieser Satan, sagt „Nein“ zu Gott und „Nein“ zum Menschen – er ist das große „Nein“, das über jedem Leben steht, „der Geist, der stets verneint“ (Goethe). Die Bibel gibt ihm verschiedene Namen: Der Böse, der Satan, der Fürst der Welt, der Versucher…

Woher dieser Böse kommt? Keine Ahnung. Die Bibel gibt keine Erklärung. Es gibt übrigens auch kein abgerundetes Bild von ihm, keine „Lehre“. Über seine Wirkungen und Aktivitäten wird gesprochen, kaum über ihn selber. Darüber zu spekulieren lohnt sich nicht, die Bibel hat daran kein Interesse.

Was er bewirken will, sagt am deutlichsten sein griechischer Name: „Diabolos“ (übersetzt: Durcheinanderwerfer, Durcheinanderbringer). Seine Programm: Den Menschen davon zu überzeugen: „Die Welt ist genug, du bist genug – sei doch selbst Gott.“

Sie kennen das berühmte Bild von der Schlange im ersten Buch Mose. Hier ist dieser Job des Bösen klar und deutlich dargestellt. Gott sagt: „Du Mensch, wenn du Gott spielst, gehst du zugrunde“. Der Böse sagt: „Du Mensch, du kannst doch selber „Herr-Gott“ sein, probiere es doch mal“. Was er erreichen will? Dass der Mensch in sein Unglück rennt, indem er sich zum Herrn erklärt.

Also: An der Oberfläche ein sympathisches verführerisches „Ja“ zum Menschen, aber dahinter steckt eigentlich ein tiefes grinsendes “Nein“.

Und diese Macht ist durch Christus zerstört. Seine Botschaft: Ihr seid nicht dieser negativen Macht und damit dem Tod hilflos ausgeliefert. Sie ist zum Scheitern verurteilt. Wer sich weiter an sie bindet – und sei es in der sympathischen Form von „Versuche doch, eigener Herr zu sein und alles gut zu machen“ – der bleibt weiter gefangen.

Wer sich an Christus bindet („glaubt“), wird aus der Bindung an den Bösen befreit; klar, der Böse macht ihm zeitlebens weiter zu schaffen, aber als Christuspartner bin ich „erlöst“.

Ja, Joachim Fest hat recht: Es gibt den Bösen „als reale Macht“. Ihn zu ignorieren, ihn durch Pseudoaufklärungsgetue zu verdrängen, vergrößert seinen Wirkungsbereich. Die Bibel hat auch hier eine befreiende lebensbejahende Botschaft, die oft triumphierend formuliert wird: Dieser Satan, diese Macht des Bösen ist besiegt. Er hat nur noch die Macht, die ich ihm gebe und überlasse, nämlich immer dann, wenn ich wieder einmal seiner Faszination erliege.

Binde ich mich an Christus, bin ich vom Leben besetzt; Christuspartnerschaft befreit von der Macht des Bösen, die mich in den Tod hineinziehen will. In Christus höre ich das große „Ja“ Gottes zu mir, was meine ganze Existenz bestimmt. Darüber kann man still froh sein und sich laut freuen.

Luther hat das so ausgedrückt in einem seiner berühmtesten Lieder:

„Der Fürst dieser Welt, wie sauer er sich doch stellt, tut er uns doch nicht, das macht, er ist gericht. Ein Wörtlein kann ihn fällen.“

Übersetzt: Der Böse, der diese Welt beherrscht, ist sauer und tobt wild herum. Über uns, also die Christusleute, hat er keine Macht mehr. Sein Todes-Urteil ist gesprochen. Es gibt ein „Wörtlein“, das ihn umhaut, nämlich, wenn jemand sagt: Christus ist mein Herr.

Bodo Beuscher[/columns]