„Ich bin sicher, Gott spricht mit mir“ – Sven Zumbruch im Gespräch mit Gerd Heydn
Hat der Glaube in Ihrem Leben schon immer eine Rolle gespielt?
„Das war bei mir eher ein bewegtes Auf und Ab. Ich bin als Kleinkind evangelisch getauft worden. Aber der Glaube war in meinem Elternhaus eigentlich nie ein Thema. Da wurde nicht drüber gesprochen. Zur Konfirmation meiner älteren Schwester kam es sogar zu einem Eklat, der meinen Vater zum Austritt aus der Kirche veranlasste. Meine Schwester hatte im Konfirmandenunterricht in Rheydt die kindliche Frage gestellt, wie es denn sein könne, dass eine Jungfrau ein Kind bekommt. Der offensichtlich schockierte Pfarrer verwies sie daraufhin sofort des Unterrichts und drohte, sie nicht zu konfirmieren. Die Konfirmation erhielt meine Schwester dann doch – allerdings in Odenkirchen.“
Und Sie? Mussten Sie in Folge ganz auf die Konfirmation verzichten?
„Nein, ich habe meine Konfirmanden-Zeit mit viel Freude 1992 in Kelzenberg erlebt und bei Jesus festgemacht. Aber da fehlte mir noch der nötige Tiefgang. Ich war damals der Meinung, dass ich meinen Glauben auch im stillen Kämmerlein ganz gut pflegen könnte. Die Kirche, dachte ich, brauche ich nicht unbedingt dafür. Ich habe die Jugendfreizeit im Jahr meiner Konfirmation in Spanien noch mitgemacht – aber dann ist der Kontakt zur Gemeinde in Kelzenberg erst mal für Jahre abgerissen. Ich hatte als Jugendlicher wohl mehr andere Dinge im Kopf – Fußball, Borussia Mönchengladbach, Mädchen. Das haben mir dann im Angang zu meinem Glaubenskurs 2016 – also nach 24 Jahren – noch einmal meine Eintragungen in einer Kladde vor Augen geführt, die uns Pfarrer Bodo Beuscher auf der Jugendfreizeit in Spanien als eine Art Glaubens-Tagebuch gegeben hatte. Da sind viele schöne Erinnerungen hochgekommen.“
Aber auch Erinnerungen, die Sie nachdenklich gestimmt haben?
„Mir wurde dabei vor meiner Anmeldung zum Glaubenskurs auch bewusst, dass ich von alten Freundschaften enttäuscht war, weil mir vieles zu oberflächlich in meinem direkten Umfeld erschien. Ich wünschte mir, Menschen mit mehr Tiefgang und Ernsthaftigkeit zu treffen.“
Wie sind Sie dann doch noch mal auf den Geschmack gekommen, Ihre eingeschlafene Beziehung zu Jesus wieder neu zu beleben?
„Auslöser war die Diskussion mit meiner Frau über die anstehende Taufe unserer Kinder. Das war allerdings keine wirkliche Glaubensfrage, sondern mehr eine gesellschaftliche in unserer Abwägung für unsere Kinder. Man macht es halt! Meine Frau ist katholisch getauft, hatte nicht die geringste Beziehung zur evangelischen Kirche, aber im Grunde auch nicht zu Gott. Ich wiederum hatte mit der katholischen Kirche nichts am Hut, habe dafür aus meiner Erinnerung von meiner Jugendzeit von Kelzenberg geschwärmt. Da wir nicht übereinkamen, wollten wir schließlich die Entscheidung per Münzwurf herbeiführen. Die katholische Seite gewann. ‚Das kann ich mit gutem Gewissen nicht verantworten‘, hielt ich meiner Frau dann aber sofort entgegen und forderte: ‚Schau dir Kelzenberg erst einmal an‘.“
Und Sie schauten dann tatsächlich gemeinsam mit Ihrer Frau in Kelzenberg vorbei, um bessere Überzeugungsarbeit für eine evangelische Taufe Ihrer Kinder leisten zu können?
„Ja. Wir erlebten erstmals gemeinsam einen Gottesdienst in Kelzenberg mit einer tollen, gut zu verstehenden Predigt, schönen Liedern und einer einnehmenden Gemeinschaftsstimmung in der Kirche – meine Frau war begeistert. Und damit war unsere Entscheidung für die Taufe unserer Kinder nach langem Hin und Her auch gefallen. 2014 sind unsere beiden Kinder von Gabi Beuscher in Kelzenberg getauft worden. Auch dabei fühlten wir uns wieder von Ansprache und Stimmung sehr stark angesprochen. Wir nahmen die Verpflichtung als Eltern an, unsere Kinder nach der Taufe für Gott und Jesus anzuhalten und weiterzuführen. Und die Taufe hatte auch für meine Frau und mich weiterreichende Folgen.“
Welche?
„2016 habe ich einen Glaubenskurs besucht, ein Jahr später auch meine Frau. Erst mit dieser Stufe in unserer Glaubensentwicklung ist eine wahrhaftige Beziehung zu Jesus entstanden und gewachsen. Meine Frau hat es durch den Glaubenskurs regelrecht gepackt! Wir sind beide gewachsen, jeder für sich als Individuum, aber auch wir beide in der Gemeinschaft als Ehepaar und Eltern. Die Fortsetzung erleben wir jetzt gemeinsam in einem Hauskreis. Die Gemeinde ist für uns wichtig geworden. Wir fühlen uns willkommen und aufgenommen – und geeint. Unsere Kinder gehen gerne in den Kindergottesdienst.“
Welche Auswirkungen nehmen Sie denn heute in Ihrer Gottes-Beziehung für Ihr tägliches Leben wahr?
„Ich glaube, nach meinem Glaubenskurs haben sich bei mir Augen und Ohren, aber auch mein Herz für Gottes Wort geöffnet, in welcher Form auch immer. Beispiele: Auf der Rückfahrt von unserem Urlaubsziel 2017 in Kroatien waren wir uns nicht über die Route im Klaren, hatten aber schon die Übernachtung für einen Zwischenstopp wie auf der Hinreise gebucht. Das hätte aber einen größeren Umweg bedeutet. In unsere Überlegungen hinein hörten wir aus dem Radio einen Song der norwegischen Popgruppe a-ha ‚Stay on these roads‘, bleib auf diesen Wegen, Sekunden später sahen wir ein Autobahnschild mit dem freundlichen Gruß ‚gute Fahrt‘. Für mich war klar: Gott redet mit uns.“
Weitere Beispiele für Ihre persönlichen Erlebnisse…
„Auf dem Nachhauseweg von einem Hauskreis-Abend, bei dem wir über den strafenden Gott im Alten Testament diskutiert hatten, habe ich gebetet: ‚Gott, lass nicht zu, dass meinen Kindern etwas passiert!‘ Aus dem Radio ertönte von Erasure ‚Always I wanna be with you‘, ich möchte immer bei dir sein. Und meine Sorgen waren verflogen. Beispiel 3: Nach dem Abschlussgottesdienst zum Glaubenskurs meiner Frau wollte ich mich in einem kurzen stillen Gebet im Auto noch auf dem Parkplatz hinter dem Gemeindehaus für den schönen Abend bedanken. Da hörte ich aus dem Radio von Bruno Mars ‚Count on me‘, du kannst auf mich zählen, wenn du dich jemals in der Dunkelheit verläufst und du nichts sehen kannst, werde ich das Licht sein, das dich führt, ich werde um die Welt segeln, um dich zu finden. Und noch ein Beispiel zum Thema ‚Hören‘ und ‚Sehen‘: Ich war wütend über einen Mitarbeiter von mir, wollte ihm eine ordentliche Standpauke halten. Auf der Fahrt zum Büro durch Giesenkirchen habe ich aus den Augenwinkeln auf einem Werbeplakat den Satz gelesen: ‚Mach kein Drama daraus…‘. Ich hab es tatsächlich auch gelassen mit der Standpauke, und es hat sich alles wieder zum Guten gewendet, Ich bin sicher: Gott spricht mit mir, und ich bin dankbar, dass ich seine Ansprache wahrnehmen kann.“