Was erwarte ich eigentlich von Musik? Was gibt sie mir für mein Leben? Vier glasklare Meinungen von Gemeindemitgliedern, für die Musik ein elementarer Baustein in ihrem Da-sein ist, haben wir hier zusammengetragen.

Bodo Beuscher „Ich erwarte viel von Musik – ob mit oder ohne Text. Ich erwarte, dass sie Gefühle und Gedanken (!) transportiert, in denen ich mich wieder finde, die mir etwas Neues sagen oder etwas entgegensetzen. Um Gott gegenüber etwas auszudrücken, ist Musik von Christen für mich die (!) unschlagbare Möglichkeit. Vor allem mit andern zusammen. Hier ist mir wichtig, dass ehrliche Christuserfahrung zum Ausdruck kommt. Bei der Musik kann ich das nur erspüren, bei den Texten erlaube ich mir schon ein fachliches Urteil. Kitsch und Oberflächlichkeit, die in „normaler“ Musik schon mal okay sind, stoßen mich hier ab. Egal, ob Bach oder Albert Frey – gut muss sie sein. Egal ob Profi oder Amateurmusiker – von Herzen muss es kommen.“

Angelika Wiese „Christliche Musik gehört zu meinem Leben wie die Luft zum Atmen. Am Sonntag singe ich gerne mit anderen Christen im Gottesdienst. Ich fühle mich mit ihnen verbunden, aber nicht nur mit ihnen, sondern auch mit den Liedtextern. Wir alle stehen gemeinsam vor unserem Gott, ihn wollen wir ehren und anbeten. Viele Texte regen mich an, die vielfältigen Facetten des Glaubens wahrzunehmen und im Alltag zu erleben. Viele Liedtexte haben Jahrhunderte überdauert und an Aktualität nicht verloren. In der Woche höre ich christliche CDs, mal laute, mal leise besinnliche. Ich bin sicher, Jesus begegnet mir in diesen Liedern, er will mich beschenken und überraschen mit neuen Ideen, in allen Lebenslagen ist er da. Die Lieder tun meiner Seele gut.“

Katharina Hein „Herr du bist die Freude, wo Lachen erstickt,… sei froher Gedanke, sei tröstender Blick, sei Stimme und singe in mir.“ (Gregor Linßen). Diese Zeilen eines Liedes, das wir im Chor gesungen haben, sagen genau das aus, was Musik für mich in meiner Beziehung zu Jesus bedeutet. Ich bin ein Mensch, der eher über Bilder lernt und versteht, der von reinen Worten nicht alleine angesprochen wird. Musik und Lieder drücken für mich viel besser Gefühle aus und finden den Weg aus meinem Kopf (da wo Worte oft hängen bleiben) in mein Herz. Da ich aber nicht die Begabung habe, meine eigenen Gefühle in Musik zu verwandeln, bediene ich mich gerne an den Werken anderer – egal ob klassisch (z.B. liebe ich den Elias von Mendelssohn) oder modern in Anbetungsliedern oder „frommer“ Popmusik. Ich kann aus diesen Liedern von Gott lernen, von meinem Glauben erzählen (und deswegen fehlt mir der Chor in der Gemeinde so sehr) und, was für mich besonders wertvoll ist, mit ihnen beten. Und das tue ich oft im Auto – u.a. auf dem Weg zur Arbeit – und meistens schenkt er mir genau die Stücke, die genau das sagen, was ich fühle. Er weiß halt, wie es in mir aussieht.“

Gabi Beuscher „Was der Dosenöffner für die Sardine,  das ist Musik für mich. Es gibt nicht viele Herzöffner, die mich so „knacken“ können. Beim morgendlichen Laufen höre ich alles von Bach bis Ravel rauf und runter, beim Autofahren am liebsten dröhnend laut Anbetungsmusik, aber nur richtig gute! Bei gelegentlichen Kochorgien gern auch Jazz und Pop. Musik dreht mein Inneres nach außen: Schmerz, Sehnsucht, Freude und Überschwang kommen an die Oberfläche. Oft singe ich mit oder laufe im Takt oder erwische mich beim Mitdirigieren in der Luft oder auch beim Heulen. Ich glaube, Gott hat Musik erfunden, um mir unter die Haut zu gehen. Beim Hören pirscht er sich an mich heran und plötzlich merke ich: Er ist da. Ganz nah und ganz intensiv. Er ist ohne Konkurrenz, mein Vater, mein Retter, mein Lebensglück.“

Kevin Bull „Für mich ist Musik eines der tollsten Geschenke Gottes an uns Menschen. Sie hat die Macht, Herzen aufzuschließen und Stimmungen zu beeinflussen, und nur die wenigsten können sich ihr verwehren. In der Gemeinde ist Musik oft der Schlüssel zu meinem Herzen: Anbetungsmusik richtet mich auf das Wesentliche in meinem Leben aus: auf Gott. Instrumentalmusik macht mich nachdenklich, lässt mich zu mir kommen und ebnet den Boden für gute Gedanken. Auch auf Feiern höre ich gern Musik, wippe dazu oder tanze mit wenig Befangenheit. Als Mitarbeiter im Musikdienst ist es aber nicht immer „Lust“, die mit dem Musikmachen verbunden ist. Oft ist das Musizieren am Klavier oder an der Gitarre in erster Linie eine Begabung, die ich für Jesus und für die Gemeinde einsetze, aus Dienstbereitschaft, rein kognitiv motiviert. Es ist verbunden mit Selbstüberwindung, Aufgeregtsein und mindestens einer unruhigen Nacht. Im Gottesdienst merke ich dann zum Glück oft, während ich spiele, wie die Last einer Lust weicht. Ich erkenne, wem ich mit der Musik eine Freude mache, auch wenn es nicht immer optimal läuft: meinem Herrn. Und seine Freude springt dann auch auf mich über, nicht in Form von Stolz, sondern in Form von Dankbarkeit und Zufriedenheit.“

Judith Hambsch „Eigentlich stehe ich nicht besonders gerne vor vielen Leuten, aber wenn ich für Gott singe, dann weiß ich einfach, dass er mir Ruhe gibt, und dann kann ich das auch richtig genießen und den Leuten im GoDi oder im JC eine schöne Anbetungszeit schenken und mir selbst auch!“

Deborah Kuhl „Ich spiele in der JC-Band mit, mache die Musik dort hauptsächlich für Gott und um auf diese Art seine Botschaft weiter zu geben. Außerdem möchte ich den anderen ermöglichen, eine Anbetungszeit zu bekommen.“

Katharina Beuscher „Trotz aller Aufregung, Anspannung und manchem Vorbereitungsstress mache ich gerne Musik in der Kirche, weil ich total gerne singe und es mich froh macht, mit anderen zusammen Musik zu machen – die Jesus-Feier mitzugestalten – ihm und seinen Leuten ‘ne Freude zu machen. Denn dass Gott Spaß an Musik und Gesang hat, wird in der Bibel ja ziemlich deutlich.“

Julian Beuscher „Es macht mir Spaß, durch das Musikmachen selber Melodien zu erstellen, Rhythmen auszuprobieren – einfach kreativ zu arbeiten und dann nachher zu sehen, dass es den Leuten gefällt oder sie sogar bewegt!“

Theresa Schulte „Musik ist für mich ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und eine große Bereicherung, denn sie kann ergreifen, inspirieren und manchmal mehr ausdrücken als Worte. Daher spiegelt sie für mich auch einen ganz wunderbaren Teil der Schöpfung wieder. Selbst Musik zu machen, macht mir sehr viel Spaß, und ich freue mich, wenn ich in Kelzenberg durch die Musik am Klavier und im Orchester zur Anbetung im Gottesdienst beitragen kann.“

Tabea Niklas „Eigentlich spiele ich nur Klavier, wenn ich allein bin. Ich mach das dann für mich, weil es mir Spaß macht, Freude bereitet, mich ruhig macht und mich für diese Momente alles andere vergessen lässt. Vor der Gemeinde zu spielen, kostet mich jedes Mal echte Überwindungskraft, ich bin dann sehr nervös und hab vorher meistens nichts essen können. Aber das mache ich dann nicht für mich. Ich spiele dann mit Gott zusammen, für ihn und für alle Leute, die zuhören oder mitsingen. Und am Ende merke ich immer, dass es doch auch für mich war, weil es mir Spaß gemacht, Freude bereitet und Ruhe geschenkt hat.“

Torben Niklas „Ich habe Freude an Musik, und es macht mir Spaß, mit der Musik Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Ich habe schon ein paar Mal erlebt, dass ich schlecht gelaunt gekommen bin und dann durch die Musik wieder mit guter Laune nach Hause ging.“

 

Zugegeben, an Jimi Hendrix oder Eric Clapton reichen sie in ihrer Virtuosität wahrscheinlich nicht ganz heran, dafür spielen sie aber in Kelzenberg im Gottesdienst und erfreuen die Gemeinde mit ihren Darbietungen. Gemeint sind hier die Gitarristen. Drei von ihnen haben wir gefragt, wie sie zur Gitarre gekommen sind.

Wilfried Reumann „Gitarre Spielen und Musik machen, für mich die schönste Art, mich ins Gemeindeleben einzubringen und meine Freude am Glauben mit anderen zu teilen. Dabei hat die Gitarre bei mir lange Jahre geruht, nur zu Weihnachten oder besonderen Anlässen habe ich die Familie begleitet. Die Gründung der Gottesdienstband hat mich dazu gebracht, die Fähigkeit wieder aufleben zu lassen, ich hätte nicht gedacht, mir noch mal im Leben eine E-Gitarre zu kaufen. Angefangen zu Spielen habe ich mit 14, weitestgehend im Selbststudium, vorher einige Jahre Sopran- und Altflöte gelernt. In der Jugend habe ich dann in Bands gerockt und den Jugendchor mit der Gitarre begleitet. Neben der Godie-Band spiele ich nun häufiger in wechselnden Formationen, mal mit Bass und/oder Klavier oder nur 2 Gitarren, es macht Freude sich immer wieder auf Neues einzulassen. Geübt wird meist ein bis zwei mal für einen Gottesdienst, je nachdem ob auch Instrumentale Stücke benötigt werden. Nur das Üben zuhause kommt oft zu kurz, hier wünsche ich mir mehr Energie, Neues zu lernen und auszuprobieren.“

Günter Rattay „Seit gut 40 Jahren begleiten mich die Gitarre und meine Singstimme. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich sehr ungern auf dem großen schweren Akkordeon meines Vaters gespielt habe, dafür aber auf der kleineren handlichen Gitarre meiner Mutter umso lieber. Meine Eltern förderten von klein auf meine musikalische Neigung durch eine langjährige Ausbildung in der Musikschule. Als ich später mein technisches Interesse mit meiner Musikleidenschaft beruflich verbinden wollte, nahm ich weiter Unterricht bei einem Professor am Robert-Schumann Institut. In Anbetracht der beruflichen Möglichkeiten traf ich später die Entscheidung, meinen Lebensunterhalt als Diplom-Ingenieur zu bestreiten und die Musik hinten an zu stellen. Umso mehr freut es mich, dass es Gott durch sein aufmerksames „Bodenpersonal“ gelungen ist, meine Musikleidenschaft wieder „hinter dem Ofen“ hervorzulocken, um sie im Gottesdienst zu seinem Lob einzusetzen. Meine damaligen Fertigkeiten erreiche ich längst nicht mehr. Da ich aber in Gottesdiensten oftmals selbst persönlich von Gott durch Musik angesprochen, ermutigt, getröstet und berührt werde, schließe ich daraus, dass es anderen Menschen auch so gehen könnte. Gottes Auftrag und die Wirkung von Musik motivieren mich immer wieder neu, die Lieder des Gottesdienstes, den ich mitgestalte, betend vorzubereiten und mit sehr viel Freude zu begleiten – in der Hoffnung, dass ein Mensch durch die Lieder und die Musik erfreut, getröstet und ermutigt wird.“

Olaf Herrmann „Als Kind hatte ich eine Zeit lang Blockflötenunterricht. Ich glaube ich war ganz froh als es vorbei war. Ich habe mich dann erst mit 16 wieder für Musik interessiert und bin über die Gitarre zum Bass gekommen. Darauf folgten dann mehrere Jahre in einer Schüler-, dann Hobbyband. Danach gab es eine lange Pause. Erst als Christ habe ich das Musizieren wieder neu entdeckt. Ich erlebe es heute in einer ganz anderen,  wunderschönen  Art und Weise, denn es ist etwas völlig anderes, ob du etwas vorträgst oder ein Teil von 5, 50, 100 oder 200 Leuten bist, die Gott loben. Eine Megaband sozusagen. Das macht mir sehr viel Freude, und ich sehe das Spielen in der Band als großes Geschenk an. Das Flötenspiel habe ich seit einiger Zeit auch wieder neu entdeckt. Und das liegt vor allem an einer Band aus England mit dem Namen „Iona“, die mich jetzt seit gut 20 Jahren in meinem Christenleben begleitet. Hier habe ich das erste Mal eine „Low Whistle“ gehört und auf einem Live Konzert auch gesehen. Zum „mal ausprobieren“ war so eine Whistle aber viel zu teuer. Irgendwann hab ich dann eine grobe Bauanleitung im Internet gefunden. Das Ergebnis kennt ihr ja.“

 

 

Ich gebe zu, der Name ist nicht besonders kreativ, aber er tut’s! So, wie wir es auch „tun“.

Wir sind sechs mittelalte Musiker aus unserer Gemeinde und immer noch mit totaler Begeisterung dabei! Einmal im Monat spielen wir im Gottesdienst, begleiten den Gemeindegesang, gestalten Instrumentalstücke und tragen auch ab und zu ein Lied vor.

Unsere Gruppe gibt es gut 4 Jahre, und wir sind in dieser Zeit echt super zusammengewachsen; das bedeutet bei einer Band, dass man schon mal auf Kopfnicken, Blickkontakt oder ein schnell gerauntes Wort funktioniert und Stücke abwandeln kann.

Wir spielen meistens einmal im Monat im Gottesdienst und proben hierfür nach Absprache zweimal pro Gottesdienst. Das hat sich mittlerweile super eingespielt, so dass wir uns einfach aneinander freuen können.

Ach ja, man könnte diese Musik auch im örtlichen Schützenverein oder einer anderen Band spielen, aber wir sind alle Christen, und uns ist es wichtig, Musik in unserer Gemeinde zu machen….mit der Gemeinde, für die Gemeinde, für Gott!

Wir haben ein Herz für Lobpreis, sehen unseren Dienst genau an diesem Platz, wollen unsere Gaben für Gott einsetzen und daher keine andere Band und keinen Schützenverein!

Perfekt sind wir nicht, das ist auch nicht unser Verständnis von Lobpreis; aber wir geben, was wir können!

Wir, das sind fast ausschließlich Männer! Kevin Bull, Tim Baumgärtel, Wilfried Reumann, Olaf Herrmann, Dirk Wilhelm und ich.

Unsere Instrumente tauschen wir manchmal, nach Bedarf; wir spielen in wechselnden Besetzungen Klavier, Gitarre, E-Gitarre, E-Bass, Saxophon, Schlagzeug, Flöte usw.

Unser Schlagzeuger Tim ist in die Niederlande umgezogen, so dass diese Stelle eigentlich vakant ist; noch kommt Tim ab und zu, um uns zu begleiten, aber auf Dauer suchen wir einen Schlagzeuger, der Lust hat, sich bei uns einzubringen.

So, bleibt noch der Dank an die Gemeinde, die uns immer wieder ermutigt, mit Begeisterung mitsingt und sich von unserer Liebe zu Jesus durch Musik anstecken lässt.

Karoline Schaufelberger

 

An einem Samstag kam ich nachmittags mit der Yamaha in dem Urwalddorf Lofoi an, und die Gemeinde empfing mich sehr herzlich.

Als es abends ruhiger wurde, fragte ich einen der Chordirigenten, ob sie denn am Sonntag singen würden. „Wir singen ein ganz neues Lied. Die Mama Ibiya hat es uns Anfang der Woche vorgesungen. Sie kann das. Nachts im Traum bekommt sie Lieder von Gott mit Text und Melodie, und am Morgen singt sie uns die dann vor. Ich schreibe das dann in mein Heft. Manchmal ändern wir noch ein bisschen. Aber dann üben wir, und morgen früh kannst du das neue Lied hören.“

David, der Hirte und König, wird die Psalmen wohl mal ebenso zustande gebracht haben.

Am Sonntagmorgen saß ich dann mit Pastor Alanda vorne in der Lehmkirche hinter einem wackligen Tischchen, das als Altar diente. Weil der Lehmboden so uneben ist, wackeln da alle Tische und Stühle. Eine Schüssel mit Maniokwürfeln und ein Krug mit irgendeinem Natursaft standen darauf und eine Menge winziger Plastikkelche. Die Sonne schien an einigen Stellen durch das Palmenblätterdach, und drei Chöre hatten schon zu ohrenbetäubendem Trommellärm mit viel Tanz und mit ebenso viel Mimik biblische Geschichten vorgetragen. Das neue Lied kam danach dran und war genau so laut.

Danach wurde es verhältnismäßig still, und die Frauen gingen mit ihren Babys raus, um sich zum Tanz zu formieren. Alle klatschten dann in die Hände oder hatten entweder eine Rassel oder Trommel dabei. Langsam, zwei Schritte vorwärts und einen dreiviertel Schritt rückwärts, tanzten sie singend und trommelnd mit strahlenden Gesichtern in der Kirche nach vorne, wo ein Mann mit einem großen Korb für die Kollekte stand.

Der Pastor stieß mich an und sagte: „Sieh mal, wie sie sich jetzt freuen. Sie sind jetzt alle ganz eins und singen die alten Lieder, dass Jesus uns zu Gotteskindern gemacht hat und dass kein Vater seine Kinder im Stich lässt. Jetzt, im gleichen Rhythmus, fühlen sie die Gemeinschaft miteinander und mit dem Herrn Jesus, der mit ihnen tanzt. Sie vergessen einen Moment lang ganz und gar den Hunger, ihre Rückenschmerzen und ihre kranken Kinder zu Hause und sind absolute Gemeinschaft zusammen und mit Jesus.“

Es dauerte lange, bis die Frauen alle ihre Gaben dahin getanzt hatten. Nur sehr wenige Frauen hatten Geld. Die meisten brachten Naturalien – ein Huhn, ein paar Eier, Brennholz, Bananen. Danach kamen die Männer. Das ging schneller, und ich weiß nicht, ob die wirklich alle so ganz eins geworden sind.

Ich sprach später mein Grußwort, und nach zwei Stunden begann die Predigt. In der Hitze schliefen viele ein. Die Predigt war ja laut gebrüllt, aber nicht besonders aufregend. Danach kam das Abendmahl. Das wurde einfach durch die Reihen gereicht, während ein Chor sang. Aber beim Getrommel des Schlussliedes waren alle wieder hellwach. Der Pastor stand nach dem Segen zuerst auf, und ich ging mit ihm zur Türe. Jeder gab uns singend die Hand und stellte sich zu uns, so dass sich draußen ein großer Halbkreis abzeichnete. Als jemand mit der großen Trommel raus kam, ging es erst mal richtig los. Das war ihre Methode zu evangelisieren. Leute, die auf der Straße vorbeikamen, sahen die fröhlich singenden Menschen, und manch einer sagte sich: „Nächsten Sonntag geh ich da auch mal rein. Vielleicht verspüre ich auch mal diese Freude und kann mitsingen und tanzen.“

Peter Gohl

„Typisch Kelz“ veröffentlicht in loser Folge Briefe, die unser Freund Peter Gohl aus dem Kongo erhält. Gohl ging 1982 mit seiner Frau Elisabeth erstmals als Missionar in den Kongo und hat die persönliche Verbindung zu den Menschen auch als Rentner mit nunmehr 78 Jahren  nicht abreißen lassen. Heute  schildert er seine persönlichen Eindrücke von einem Gottesdienst im Dschungel.

Musik spielt im christlichen Leben eine ganz wesentliche Rolle. Sie wirkt aufbauend, soll die Gemeinde öffnen und sammeln. Menschen aus ihrer Oberfläche ziehen, sie sensibilisieren – für andere Menschen, letztlich aber für Gott. Musik kann als Tür-Öffner in den Herzen der Menschen geradezu ein Wundermittel sein. An unserer Oberfläche sieht es oft doch so aus: Wir hören – und hören doch nicht, wir sehen – und sehen doch nicht.

Musik ist ein ganz wesentliches Kommunikationsmittel im Gottesdienst, so etwas wie eine zweite Predigt mit anderen Mitteln. Ein Johann Sebastian Bach will mit seiner Musik eine Botschaft vermitteln, geht damit auf die Menschen zu. Bachs persönliches musikalisches Credo lautet: Bei einer andächtigen Musik ist alle Zeit Gott mit seiner Gnaden Gegenwart. Es dürfte keinen Gottesdienst ohne Musik, ohne Gesang geben. Eine Gemeinde, die nicht mehr singt, in der versandet der Glaube. Der Anspruch eines Gottesdienstes muss sein, nach Möglichkeit alle Sinne des Menschen anzusprechen. Und dazu gehört das Singen. Der Gottesdienst ist keine Informationsstunde, sondern eine Feier des Glaubens.

Martin Luther hat einmal gesagt: ‚So sie’s nicht singen, glauben sie’s nicht! Luther hat Musik als ein großes Geschenk Gottes empfunden. Direkt hinter dem Glauben kommt die Musik. Im Katholizismus ist die Sinnlichkeit der Musik stärker ausgeprägt, Emotionen werden stärker angesprochen. In der evangelischen Kirche ist dies eher verhaltener.

Geistliche Musik kann die unterschiedlichsten Reaktionen bei Menschen auslösen. Es fängt an bei dem sprichwörtlichen Schauer, der einem den Rücken runter läuft. Beim Hören oder Spielen von geistlicher Musik kann ich Gewissheit in existenziellen Fragen erfahren. Ich kann mich in der Hoffnung gestärkt fühlen, dass es ein Leben nach dem Tode gibt. Mir kann klar werden, dass der Sinn des Lebens nicht aus Geldverdienen und Dolce Vita besteht. Positive Erfahrungen und Sehnsüchte, aber auch das Leiden an der Welt, meinen Mitmenschen, ja auch an mir selbst können durch Musik angestoßen und gefördert werden.

Eine aus der Tiefe kommende Gewissheit erfahre ich oft beim Hören oder Spielen von Musik. Ich warte dann ab, was sich tut, welche Erfahrung ich dabei mache. All dies vermag ich allerdings nicht zu beeinflussen. Das liegt nicht mehr in meiner Macht. Ich kann mich nur immer wieder dafür öffnen. Gerade die geistliche Musik weckt in mir ein Urvertrauen in Gott und die Welt und ermutigt mich, immer wieder auf Entdeckungsreise zu gehen.

Gerd Heydn

Quelle: „Typisch Kelz“ Nr. 20 Juni/Juli-Ausgabe 2005, Gerd Heydn im Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider (73), kath. Theologe und promovierter Musik-Wissenschaftler, Dozent für Liturgie und Musik, verschiedene Professuren für Kirchenmusik und Geschichte der Kirchenmusik, Organist.

 

Alles fing damit an, dass ich mit neun Jahren beschlossen habe, ein Instrument lernen zu wollen, und ich dachte dabei zuerst an Klavier.

Wie fast jeder, habe auch ich in der Grundschule durch die Blockflöte und Singen im Kinderchor in der Gemeinde den Zugang zur Musik und Noten bekommen. Als ich dann aber genauer darüber nachdachte, Klavier spielen zu lernen, wollte ich eigentlich viel lieber ganz schnell im großen Jugend-Sinfonie-Orchester der Musikschule mitspielen und habe mich entschlossen, doch Geige spielen zu lernen. Das war die beste Entscheidung bis heute, denn Musik generell und meine Geige begleiten mich durch das ganze Leben. Ich spiele bis heute gern in verschiedenen Orchestern und Ensemblen. Das Schöne ist, immer wieder neue Leute oder auch alte Bekannte dort nach langer Zeit wieder treffen zu können, die genau die gleiche Freude an der Musik haben wie ich. Das gemeinsame Musizieren macht einfach gute Laune, baut Stress ab und verbindet. Es verbindet nicht nur uns Menschen in der Musik, sondern verbindet uns alle auch mit Jesus. Das merke ich oft nicht nur in unserer Gemeinde im Gottesdienst oder Hauskreis, sondern besonders an anderen Orten, wo Christen zusammen kommen und gemeinsam singen, musizieren und Jesus feiern. Für mich wird Jesus erst durch die Musik lebendig und greifbar. Ich persönlich merke, dass ich über Lobpreis, hören und spielen verschiedenster geistlicher Musik (angefangen von Bachkantaten bis zum neuen geistlichen Liedgut) gerade in schwierigen Zeiten des Lebens immer wieder ganz schnell zu Jesus gezogen werde. Das ist so schön, und ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er Musik für uns erschaffen hat.

Als ich 2010 nach Kelzenberg kam, war ich total begeistert von der Vielfalt der Musik hier und dachte aber gleichzeitig, hier fehlt noch ein Gemeindeorchester mit klassischem Schwerpunkt. So kam es, dass sich „Klassik-Kelz“ im Frühjahr 2013 gegründet hat. Inzwischen sind wir mit 14-16 Instrumentalistinnen/en durch alle Generationen vertreten. Wir haben schon einen Gottesdienst musikalisch mitgestaltet und sind am 14.09.14 wieder im Gottesdienst zu hören. Neben unseren 14-tägigen Proben sonntags nach dem Gottesdienst, treffen wir uns 2-3 mal im Jahr auch zu einem Probentag mit gemütlichem Zusammensein, um uns besser kennen zu lernen. Wir sind eine fröhliche Runde und freuen uns auf weitere Verstärkung in den Streich- und Holzblasinstrumenten.

Franziska Köcher

 

Eigentlich sind wir sechs, Werner, Axel, Hans, Paul-Heinz, Linus und Ralf. Seit unser ehemaliger Kirchenmusiker zu neuen Ufern aufgebrochen ist, sind wir etwas geschrumpft. Schade!

Allerdings ist die Leidenschaft, mit Trompeten und Posaunen Jesus zu loben und laut auf Ihn aufmerksam zu machen, keinen Deut geringer geworden.

Wir haben keinen festen Chorleiter. Nun, natürlich hätten wir gerne einen. Aber darum aufgeben? Niemals! Dienstagabends gegen 20.00 Uhr treffen wir uns und üben was das Zeug hält. Das pa-rallel tagende Presbyterium kann ein Lied davon singen. Beschwerden hatten wir allerdings bislang noch nie. Der Spaß an gerade dieser Musik und das Gefühl mit etwas schon ein wenig Außergewöhnlichem in Jesu Team spielen zu dürfen, sind für mich das Schöne am Posaunenchor. Ja, wir wären auch gerne mehr. Jeder der Zeit und Lust hat, kann gerne zu uns kommen und ist hiermit auch ganz herzlich eingeladen, zu uns zu stoßen. Einfach Werner oder mich ansprechen. Das wird dann schon. Auf jeden Fall wollen wir, dass es in Kelzenberg noch recht lange und laut immer wieder Tut-Tut macht.

Ralf Menk

Gerd Heydn im Gespräch mit Wilfried Lüngen

Hausvater – eine neue Wortschöpfung für den altgedienten Beruf des Küsters. Eine Erfindung von Ihnen?

„Nein. Der Begriff Hausvater war eigentlich schon während der Dienstzeit von Paul-Heinz Müschen in unserer Gemeinde geläufig. Ich finde ihn treffend, drückt er doch mehr eine Wertschätzung als eine neue Wortschöpfung aus. Ich sehe in meiner Arbeit für die Gemeinde keinen Job, sondern eine Berufung, eine liebevolle Aufgabe in einem familiären Umfeld. Ich fühle mich in der Gemeinde heimisch. Das Gemeindeleben ist einfach wichtig für mich.“

Welche Aufgaben stellen sich dem Hausvater in der Gemeinde Kelzenberg?„Meine Aufgabe, meine grundsätzliche Herausforderung sehe ich darin, das Gemeindehaus so einladend wie möglich für die Menschen zu halten, die darin Gemeinschaft mit Jesus Christus suchen. Zur alltäglichen Arbeit gehören Vorratskontrolle und Einkauf aller Verbrauchsmittel von den Getränken bis zum Klopapier, dazu akutes Putzen und Aufräumen, Amtshandlungen, kleinere handwerkliche Tätigkeiten, Spülmaschine, Kehren, Rasenmähen, Hecken schneiden und auch die Pflege des evangelischen Friedhofs in Kelzenberg. Ich bin im Schnitt täglich mindestens eine Stunde für die Gemeinde im Einsatz, es kann auch schon mal ein halber Tag werden. Denn hier ist ja – Gott sei Dank – immer eine Menge los. Ich arbeite auf Stundenlohn-Basis. Das ist für die Gemeinde günstiger als eine Anstellung mit sozialer Absicherung, beinhaltet aber auch ein uneingeschränktes Vertrauen seitens der Gemeindeleitung. Ich trage meine Stundenleistungen selbst ein. Aber aus finanziellen Erwägungen heraus bin ich ohnehin nicht Hausvater geworden.“

Aus welchen Gründen denn? Beeinträchtigt diese Tätigkeit nicht Ihre tägliche Arbeit als Landwirt?

„Vielleicht bei Arbeitsspitzen. Den Umfang der Aufgaben als Hausvater habe ich vorher wohl doch zeitlich etwas unterschätzt. Bisher gab es aber noch keine Probleme. Ich kann mir die Arbeit ja größtenteils selbst einteilen. Es ist schon seit einigen Jahren klar, dass der landwirtschaftliche Betrieb unserer Familie nicht weiterläuft. Tochter Astrid ist bei der Polizei, Sohn Torsten Bauingenieur. Viehwirtschaft mit Mastschweinen habe ich schon vor Jahren eingestellt. Bei Weiterführung des Betriebes müsste ich investieren. Das wiederum würde auch einen noch wesentlich größeren Zeitaufwand von mir fordern.“

Haben Sie sich um die Stelle beworben, oder ist man seitens der Gemeindeleitung auf Sie zugekommen?

„Das Presbyterium wollte mich als Nachfolger von Paul-Heinz Müschen und hat mich angesprochen. Pfarrer Bodo Beuscher hat mir auf meine Frage ‚warum ich?‘ geantwortet: ‚Weil wir Dich wollen!‘ Ich sehe darin einen großen Vertrauensbeweis. Im Rückblick war die Entscheidung eigentlich gar nicht so überraschend für mich. Ich glaube, der Weg war von Gott vorgezeichnet für mich. Die Gemeinde ist mein Zuhause. Hier fühle ich mich wohl.“

Sie waren lange Jahre im Presbyterium dieser Gemeinde engagiert. War das nicht eine viel größere und verantwortungsvollere Aufgabe als Ihre neue als Hausvater?

„Das kann man, glaube ich, nur sehr schwer vergleichen. Das war eine völlig andere Aufgabe. Wenn ich mich selbst einschätzen soll, sage ich: Eine Führungskraft bin ich nicht unbedingt. Gott hat mir die Gabe des Dienens gegeben, nicht die des Führens. Gott hat mich mit zwei gesunden Händen und Beinen ausgestattet. Und es hat mir Freude gemacht, anderen zu helfen. Das war eigentlich schon immer so in meinem Leben. In den 80er Jahren habe ich der damaligen Küsterin Thea Jansen gerne schon mal mit kleineren Reparaturen oder Räumarbeiten geholfen. Wenn ich selbst Tugenden subjektiv für mich in Anspruch nehmen darf, dann wären das Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein.“

Welche geistliche Entwicklung haben Sie in Ihrem familiären und Kelzenberger Gemeinde-Umfeld genommen?

„Mit einem Aha-Erlebnis kann ich leider nicht dienen. Ich bin in Kelzenberg groß geworden, habe mein ganzes Leben hier verbracht. Als Kind bin ich in die Kirche gegangen, weil die anderen auch gegangen sind. Druck seitens meiner Familie hat es zu keiner Zeit gegeben, obwohl Mutter und Großvater auch schon im Presbyterium engagiert waren. Aber der Gang zur Kirche bedeutete für mich mehr Gewohnheit, als dass ich Gottes Nähe bewusst verspürt hätte. Meine Konfirmandenzeit Anfang der 70er Jahre bestand mehr aus Auswendiglernen von Bibelstellen und Liedern als aus der Vermittlung einer Liebesbeziehung zu Jesus. Das war damals halt so. Ich habe nie über meine Beziehung zu Jesus Christus nachgedacht. Ich fühlte mich einfach immer nur wohl in dieser Gemeinde. Bodo Beuscher hat die Bewusstseinsbildung über meine Beziehung zu Jesus Christus wohl erst richtig in Gang gebracht. Und diese Beziehung ist dann über Jahrzehnte gewachsen. Einen Schub in meinem Glauben habe ich dann bewusst noch einmal wahrgenommen, als ich nach der Presbyteriumszeit in meinen ersten Hauskreis ging.“

Also dann doch noch ein relativ spätes Aha-Erlebnis in Ihrem Leben…?

„Das würde ich nicht so nennen. Das war auch ein allmählicher Prozess in der Intensivierung meines Glaubens durch die regelmäßigen wöchentlichen Teilnahmen im Hauskreis. Diese Gesprächsrunden mit verschiedenen Menschen in einem vertrauten Kreis haben mir durch regen Gedankenaustausch mit unterschiedlichen Ansätzen neue Sichtweisen gebracht. Früher war ich befangen in meiner Meinungsäußerung, eher verschlossen. Das hat sich gelegt. Heute bin ich aufgeschlossener. Leben teilen habe ich für mich verinnerlicht.“