Seit Jahreswende 2014/2015 läuft die Kelzenberger Flüchtlingsarbeit auf Hochtouren. Unsere Arbeit ist nun auch in der bundesweiten Karte von ProAsyl gelistet. 

Wir bieten vor allem einen wöchentlichen Deutschkurs (jeden Mittwoch von 16 bis 17.30 Uhr, mit zwei Schwierigkeitsstufen) in der Gemeinschaftsgrundschule Jüchen an. Nach den Sommerferien ist der Deutschunterricht im August  wieder angelaufen. Trotz der Juli-Pause gab es kein vermindertes Interesse – im Gegenteil! An dieser Stelle vielen Dank allen Deutsch-Helfern, die diese wichtige regelmäßige und vorbereitungsintensive Arbeit leisten! Wir haben momentan neun Deutschlehrer, zehn Kinder-Helfer und eine große Anzahl an Begleitern sowie viele Leute aus der Gemeinde, die sich immer wieder mit einbringen und Essen spenden, mit organisieren, überlegen, aufbauen, verteilen etc. Insgesamt helfen ca. 30 Leute regelmäßig mit. Aber es gibt auch die Möglichkeit, ganz sanft einzusteigen und „nur“ mitzuhelfen durch Reden-Reden-Reden. Parallel zum Deutschkurs gibt es eine Kinderbetreuung. Die Kinder-Helfer haben in den Sommerferien wöchentlich eine Flüchtlingsunterkunft besucht und mit den Kindern vor Ort gespielt. Um auch Müttern, die nicht über das Sozialticket verfügen, den Weg zum Deutschkurs zu erleichtern, kam wieder die Idee mit den Fahrrädern auf. Falls ihr noch irgendwo ein Fahrrad herumstehen habt, meldet euch bei Lars Gerards (lars.gerards@me.com) oder Gabi Jonas (g.jonas@yahoo.de). Die gespendeten Fahrräder werden von uns repariert und weitergegeben. Unser Ziel ist es, Nächstenliebe zu leben: Flüchtlingen zu helfen und diese kennenzulernen.

Unterstützung können wir insbesondere beim Deutschkurs gebrauchen, da die Deutschlehrer gerne viel mehr Helfer hätten, die einfach mit den Flüchtlingen sprechen. Des Weiteren können über so gefestigte Kontakte weitere Möglichkeiten zur Hilfe angebahnt werden.

Die Begleitergruppe hat momentan die Idee, ein regelmäßiges Flüchtlingscafé aufzubauen, damit man sich besser kennenlernt und unkomplizierter und unmittelbarer helfen kann. Für die konkrete Umsetzung brauchen wir noch weitere hilfsbereite Hände. Es tut sich viel in Kelzenberg. Und das muss es auch, wenn nun viele neue Flüchtlinge kommen! Mitmachen bereichert. Nur Mut!          Jörg Matzigkeit

Gerd Heydn im Gespräch mit Olaf Herrmann

Ihre Hobbies, Windsurfen und Musik, nehmen einen breiten Raum in Ihrem Leben ein?

„Ja, seit 1980 stehe ich auf dem Surfbrett und genieße es auch heute noch, mich bei richtig viel Wind auf dem Wasser auszutoben oder beim Soulsurfen die Seele baumeln zu lassen. Windsurfen ist einzigartig und bringt einzigartige Momente, die mir oft ein Lobpreislied auf dem Wasser entlocken. Wind gibt‘s aber nicht jeden Tag, und deshalb ist es auch immer ein besonderes Ereignis, auf das ich mich freue. Musik hat nicht immer eine Rolle in meinem Leben gespielt. Als Schüler, mit 16/17 Jahren, hatte ich erstmals eine Bass-Gitarre in der Hand. Ich habe mich dann als Autodidakt in verschiedenen Bands weiter entwickelt. Während meines Studiums wurden dann die Interessenskonflikte zwischen diesen beiden Hobbys immer größer, und die Musik ist dabei auf der Strecke geblieben. Erst mit 35 Jahren habe ich in einer evangelischen Freikirche in Rheydt auf Anfrage das gemeinsame Musizieren wieder entdeckt und dort lange im Lobpreis-Team mitgearbeitet.“

Sind das teure Hobbies, die Sie pflegen?

„Eigentlich schon. Deshalb habe ich meine Instrumente wie auch früher meine Surfbretter selbst hergestellt. Alles aus Holz, auch meine Surfbretter. Das war sehr ungewöhnlich, aber technisch konnte ich da lange Zeit mithalten, und es war halt erschwinglich. Meine erste Gitarre habe ich während eines Praktikums für mein Studium in einer Schreinerei aus Ahornholz gebaut. Das hat besser geklappt als erwartet, und so sind es bis heute sechs Bass-Gitarren geworden, die ich hergestellt habe. Jede anders, der Bau immer spannender als das Endergebnis. So war das auch mit meinen Alu-Flöten, sogenannten Low Whistles. Erst habe ich im Internet recherchiert, und dann habe ich einfach angefangen. Interessiert hat mich diese Art von Flöte schon gut 20 Jahre lang, aber erst durch das Musizieren in der Lobpreis-Band ist mein Entschluss zum Eigenbau gereift. Mittlerweile sind es 15 Flöten geworden. Auf drei bis vier kann ich mich gut verlassen. Jede Flöte klingt ein bisschen anders.“

Windsurfen und Musik. Welcher Raum bleibt dann da noch für den Glauben bei Ihnen?

„Alles ist eng miteinander verwoben. Vereinfacht gesagt: Musik ist gleich Outpout, Surfen Input. Ich versuche alles mit dem Bewusstsein zu tun, Kind Gottes zu sein. Musik ist Ausdruck meines Glaubens in diese Welt hinein. Windsurfen nehme ich als Geschenk und tanke auf. Das war allerdings nicht immer so. Mit 22 Jahren bin ich aus der Kirche ausgetreten. Mein kindlicher Glaube an Gott hatte sich da schon lange verabschiedet. Den hatte ich durch Anhäufung von Wissen über Natur, Technik, ferne Welten und Forschung ersetzt. Evolutionstheorie statt Gott. Für den Glauben blieb kein Platz mehr. Kirchen habe ich nur noch bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen von innen gesehen. Christen und Angehörige anderer Religionsgemeinschaften waren für mich weltfremd und überhaupt die Wurzel allen Übels auf dieser Welt.“

Und wie wurde dann Olaf Herrmann vom Saulus zum Paulus?

„Zum Stolperstein wurde vor etwa 24 Jahren ausgerechnet ein Zeuge Jehovas, der mich bei einem Stadtbummel auf der Straße ansprach. Meiner damaligen Auffassung nach gehörten die Zeugen Jehovas zu den Schlimmsten ihrer Gattung. Es gelang mir nicht, den Mann abzuwimmeln, geschweige denn mit meinen Argumenten zu überzeugen, und letztendlich habe ich ihn dann zu mir nach Hause eingeladen, um das Gespräch fort zu setzen. Das folgte auch bald. Und es blieb nicht bei dem einen Mal. Ihm machte es sichtlich Spaß, mit mir zu streiten. Und er hatte auf jeden Pott ‘nen Deckel. Dabei war er immer klar, authentisch und glaubhaft.“

Wer war letztlich Punktsieger in den Streitgesprächen?

„Ich war am ersten Abend schon ausdiskutiert. Als der Mann dann aus seinem Leben erzählte – er hatte sein eigenes Geschäft aufgegeben, um sein Leben ganz in den Dienst seines Gottes zu stellen – fiel irgendwann ein Schlüsselsatz für mich: ‚Gott braucht dich!‘ Und das hat mir neben vielen anderen Dingen an diesem Abend sehr zu denken gegeben. Heute weiß ich: Gott hat mir an diesem Abend den Glauben geschenkt. Das hatte ich selber nicht mehr für möglich gehalten. Es gab also nur Gewinner.“

Was empfanden Sie in dem Augenblick, als sich die neue Erkenntnis in Ihnen breit machte, Sie Gottes Geschenk auspacken durften?

„Ich saß da und verspürte plötzlich einen tiefen Frieden in mir, den ich gar nicht beschreiben kann. Und an jenem Abend war mir klar: Ich bin angekommen. Der eine Satz des Zeugen Jehovas hat das irgendwie ausgelöst: ‚Dieser Gott braucht dich!‘ Der beschäftigt mich noch heute. Ich kann das, was ich erlebt habe, in diese Welt hineingeben, damit er handeln kann.“

Über die Zwischenstation der Brüdergemeinde in Rheydt sind Sie dann nach Kelzenberg gekommen…

„Ja, nachdem ich ein halbes Jahr bei den Zeugen Jehovas war, ich mich aber nicht wirklich mit dem Gedanken anfreunden konnte, der Gemeinschaft beizutreten – meine Familie schon gar nicht, ergab sich ein Kontakt zu einer Brüdergemeinde in Rheydt. Dort wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Die Bedeutung von Jesus Christus als Sohn Gottes für uns Menschen wurde mir da erst klar. 15 Jahre bin ich in dieser Gemeinde aktiv gewesen, getauft worden und habe Höhen und Tiefen durchlebt. Die Gemeinde ist dann leider nach und nach auseinander gegangen, heute nicht mehr existent. Durch Bekannte bin ich dann auf Kelzenberg aufmerksam geworden. Als ich das erste Mal zu Besuch war, stand da in großen Buchstaben in der Kirche: ‚Er ist unser Friede‘. Da habe ich mich direkt zu Hause gefühlt.“

Und die Musik spielt in Kelzenberg auch wieder eine herausragende Rolle für Sie?

„Ich war noch nicht lange in Kelzenberg, als Pfarrerin Gabi Beuscher im Gottesdienst anfragte, ob sich ein Bassist in der Gemeinde befinde für eine in Gründung befindliche Lobpreis-Band. Ich war unsicher, ob ich mich melden sollte. Da aber sonst niemand ‚hier‘ rief, habe ich mich doch gemeldet. Und inzwischen hat sich diese Entscheidung als Riesenbereicherung und Geschenk für mein Leben herausgestellt. Und damit meine ich nicht die Musik allein, sondern auch alle Menschen, die Jesus Christus hier in Kelzenberg, insbesondere in der musikalischen Begleitung, zusammengeführt hat.“

Was ist Ihnen noch wichtig in Ihrem Glauben?

„Gott mehr zu vertrauen, und aus diesem Vertrauen heraus das zu bezeugen, was ich bisher mit ihm erlebt habe. Dieses Thema beschäftigt mich zurzeit. Auslöser war ein Vers aus Römer 4: Abraham setzt sein ganzes Vertrauen auf Gott. So fand er Gottes Anerkennung – nicht wegen seiner guten Taten. Den Vers hatte ich morgens gelesen, danach bin ich eine Runde gejoggt und habe dabei über Vertrauen nachgedacht. Mir wurde klar, wie wichtig Vertrauen für Gott ist. Das hat mich innerlich aufgewühlt. Als ich nach Hause zurückkam, sah ich eine kleine Beule an meinem Auto. Und vor dem Reifen meines Autos lag ein kleines weißes Kreuz aus Kunststoff, schon etwas verschmutzt. In dem Augenblick schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Ja, Herr, ich habe verstanden. Aber diesen Satz hatte ich wohl nicht selbst in meinem Kopf entwickelt…“

„Was bist du so bedrückt, meine Seele? Halte doch Ausschau nach Gott! Denn gewiss werde ich Ihm noch danken. Wenn ich nur Sein Angesicht schaue, ist mir schon geholfen.“ Psalm 42,6 

„Lob und Dank, Gotteskinder sagen immer Lob und Dank…!“ Solche Lieder habe ich als Kind in unserer damaligen Kirchengemeinde gehört, gelernt und laut mitgesungen. Ich glaubte, dass Christen immer liebe Menschen sind, denen es Gott immer gut gehen lässt, indem Er alles Unglück von ihnen fernhält. Probleme, Nöte und die ganzen doofen Sachen, die kein Mensch will, hat Er für die bösen Menschen aufgespart. Heute weiß ich, dass wir Christen durchaus nicht nur liebe Menschen sind (eine Einsicht, die ich an mir selbst erfahre). Heute weiß ich, dass wir Christen auch wie alle Menschen von Krankheiten, Krisen in Ehe und Familie und verschiedenen anderen Nöten getroffen werden können. Das ist sogar bei den ernsthaften, aufrichtigen Leute so, in deren Leben der Glaube und die Beziehung zu Gott die wichtigste, prägende Basis zu sein scheint. Auch kenne ich heute genügend Menschen, deren Weltbild gar keinen Gott enthält, die aber doch kein schweres Unheil erleiden und gesund, wohlhabend und meistens gut drauf sind. Das schlichte Weltbild aus meiner Kindheit – die guten Menschen werden von Gott belohnt, die bösen von Ihm bestraft – hat sich endlich ganz und gar aufgelöst. Die stumpfe Überzeugung von Gott als Richter und Polizist war in meinem Leben über viele Jahre hinweg zur immer größeren Belastung geworden. Ich konnte mir nie sicher sein, ob ich gut genug war, ob ich genügend geleistet hatte, um von Gott belohnt zu werden, ob Er mich wirklich mitnehmen würde, wenn Er eines Tages die guten Menschen von der Erde abholen würde. Selbst die unscheinbarsten Sünden trugen das Risiko in sich, dass ich für immer und ewig bei Gott durchgefallen war. Irgendwann wurde mir dieser Lebensstil zu anstrengend und ich verfiel in eine massive Krise. Anspruch und Wirklichkeit lagen zu weit auseinander. Verzweifelt fragte ich Gott, wie Er sich denn das Leben als Christ für mich vorstellen würde. Er überraschte mich dann mit einer Einsicht, die meine bisherige Überzeugung deutlich erschütterte: Ganz unmissverständlich machte ich die Erfahrung, dass Er mich mag und zwar ganz vollständig so wie ich bin! Mit den guten und den schlechten Seiten an mir. Er kennt die Seiten an mir, die ich mag, Er kennt auch die Seiten an mir, die ich am liebsten verdränge und nicht so gern sehen will. Und trotzdem mag Er mich. Ich hatte über Jahre hinweg eine fromme Fassade aufgebaut, mit der ich Gott, meine Mitmenschen und mich selber beeindrucken wollte. Jetzt zeigte mir Sein Blick hinter die Fassade, dass sich dort ein Mensch versteckt hält, den Er genauso liebt und sucht, wie er ist, jetzt, hier und heute. Dieser liebevolle Blick meines Schöpfers auf mich hat mich förmlich überwältigt und dazu befähigt, die Fassade fallen zu lassen. Die tiefe unerschütterliche Liebe Gottes zu mir kann durch nichts verringert oder gar entzogen werden. Ich werde immer sicherer in dem Bewusstsein, dass Er mich mag, wenn ich gut drauf bin und dass Er mich mag, wenn ich schlecht drauf bin. Jetzt habe ich eine stabile Basis, von der aus mein Leben in der Beziehung zu Gott völlig neu gestaltet werden kann. Ob mir Angenehmes oder Schwieriges begegnet, Gott ist an meiner Seite. Er wird alles tun, um mich zur Entfaltung zu bringen, den Menschen aus mir zu machen, den Er sich ursprünglich ausgedacht hat.

„Dank ist das edle Eingeständnis unserer Grenzen.“ Georg Moser

„Lob und Dank, Gotteskinder sagen immer Lob und Dank…!“ dieses Lied würde ich heute mit weniger Naivität singen. Es läuft nicht immer alles glatt in meinem Leben, ich habe gute Tage und schwierige Tage. Gott wird nicht alle Nöte und Schwierigkeiten von mir fernhalten. Es gibt immer wieder Herausforderungen, die mich an meine Grenzen bringen, manchmal sogar über meine Grenzen hinaus belasten. Das sehe ich heute jedoch glücklicherweise nicht mehr als Strafe von Gott für irgendein eventuelles Fehlverhalten, sondern als Möglichkeit, tiefer in Ihm verankert zu werden. Manchmal können Bedrängnisse sich dermaßen auftürmen, dass mein Dank an Gott ganz hinweg schmilzt. Da sehe ich überhaupt nicht mehr, wofür das denn jetzt gut sein soll. In dem Psalm oben drückt der Dichter aus, dass er sich in einer depressiven Grundstimmung befindet, weil die Schwierigkeiten ihm wie Wogen über dem Kopf zusammenschlagen. Ihm ist eher nach Schmollen als nach Dank zumute. Mitten in dieser Notlage ringt er sich dazu durch, seinen Blick auf Gott zu richten. Jetzt ist er bedrückt, traurig, vielleicht verängstigt oder besorgt oder von anderen unschönen Gefühlen beherrscht. Mitten in den Klagen besinnt er sich darauf, dass Gott es gut mit ihm meint, dass Gott gute Absichten und Ziele für ihn hat, dass Gott nicht von seiner Seite weicht. Und genau so drückt er es auch aus: Ich werde Gott noch danken…! Jetzt kann ich es noch nicht, jetzt sehe ich noch keinen Ausweg, jetzt bin ich noch bedrückt. Aber es wird die Zeit kommen wo Gott mich aus dieser Notlage befreit, wo Er die Situation ändern wird. Gott regiert, Gott hat alles unter Kontrolle, Er ist nicht überfordert. Und in diesem Vertrauen sagt der Psalmdichter: Ich werde Ihm noch danken. Das ist dann trotz aller Bedrückung ein vorweg gesprochener Dank: Klagender Dank eben.

Gerd Reschke

Immer, wenn ich umgezogen bin, war der erste Punkt auf meiner To-do-Liste ‚einen Posaunenchor suchen‘. Das war in Kelzenberg glücklicherweise einfach, denn die Gemeinde hatte einen eigenen Posaunenchor.

Das ist nun 19 Jahre her. Schon während dieser Zeit konnte ich feststellen, dass der Posaunenchor ungeheuer widerstandsfähig ist. Ereignisse wie Chorleiterwechsel, Jungbläsermangel und sogar den Chorleiterweggang hat er erlebt. Doch er ist immer noch da.

Meiner Meinung nach gehört der Jubilar auch weniger in ein Seniorenheim als nach Wacken. Als Neunzigjähriger mag er vieles sein, nur nicht leise.

Posaunenchor und solche Musik sei heutzutage einfach nicht mehr so ‚in‘, könnte man meinen. Nun, wir haben Spaß und zwar jede Menge davon. Wir spielen Stücke ganz unterschiedlicher Musikrichtungen und probieren aus, was halt geht. Von Chorälen (logo) und Klassik über Lieder aus dem Fernsehen oder Schlagern bis zu Gospel, Swing und Jazz ist alles dabei – What a wonderful world! Und natürlich sind wir weiter offen für Neues. Wer weiß denn schon, was kommt.

Posaunenchor ist auch eine Gruppe, die Jüngere und Ältere übergreifend zusammenbringt. Anders, als bei den Gemeindechören, gibt es da nämlich keine ‚Jugendabteilung‘. Das, finde ich, ist ein ganz wichtiger Aspekt. Denn gerade zwischen den Generationen bilden sich in Gemeinden leicht unsichtbare Grenzen, die unser Herr – da bin ich mir ganz sicher – nicht gewollt hat.

Darum ist auch Jede und Jeder herzlich willkommen, beim Posaunenchor dabei zu sein und sein Talent einzubringen. Ich für meinen Teil fände es spannend, auch mal Instrumente einzubinden, die nicht klassische Blechblasinstrumente sind. Es müsste halt nur laut genug sein – ein Saxophon zum Beispiel wäre mal cool oder ein E-Bass oder ein Schlagzeug oder…

Rausposausen

Wir wollten und wollen immer mit unseren Instrumenten wortwörtlich rausposaunen, was für einen tollen Gott wir haben. Weil eben dieser Herr so vielfältig ist, möchten wir das auch sein. In dem alten Kirchenlied ‚Nun jauchzt dem Herren alle Welt‘ endet die 5. Strophe mit: ‚Gott loben, das ist unser Amt‘. Das trifft es genau, meine ich. Wir, als Posaunenchor, sind eben laut mit unserem Lob, und das ist gut so.

90 Jahre Posaunenchor Kelzenberg, wir schauen gespannt nach vorn auf die kommenden Jahre. Aber egal, was kommt, wir sind laut!

Ralf Menk

Eine persönliche Wertschätzung von Steffi Penner

2014 – Schnuppergottesdienst in Kelzenberg. Vorne in der Kirche steht ein Surfbrett mit aufgespanntem Segel. Gabi Beuscher predigt darüber, wie Menschen im Leben ihr volles Potenzial entfalten können. Dabei vergleicht sie das Board mit Gott, auf dem man fest stehen kann. Und den Mast mit Jesus Christus, mit dem man fest verbunden sein muss. An dem Mast hängt das Segel. Das wiederum ist das kostbare Potenzial, das Gott in jeden Menschen hineingelegt hat – alle Talente, Wünsche und Träume. Damit das Leben in Fahrt kommen kann, muss man dieses Segel ausbreiten. Nur in ein aufgespanntes Segel kann der Wind – Gottes Geist – hineinwehen.

August 2015 – Die Gemeinde feiert Gabis 60. Geburtstag. Und vorne in dem vollen Saal steht wieder das Surfbrett mit dem aufgespannten Segel. Und das aus zwei Gründen:

Zum einen ziehen sich dieser Wunsch und dieses Ziel, das Segel weit auszubreiten und in Gottes Wind zu halten, wie ein roter Faden durch Gabis Leben.

Und zum anderen hat sie viele von uns immer wieder motiviert und herausgefordert, unser Potenzial zu entdecken und unser Leben von Gott in Fahrt bringen zu lassen.

Die Presbyter sagen Gabi bei der Geburtstagsfeier, wo sie das in ihrem Leben erlebt haben und     schreiben ihr einzelne Begriffe dazu auf ein Bild mit einem Surfbrett.

Da steht dann zum Beispiel „echte Liebe“, weil jemand erlebt hat, wie Gabi echte Liebe zu Menschen empfindet, die Jesus noch nicht kennen, und sie in die Gemeinde und zu Jesus eingeladen hat, im Glaubenskurs und in persönlichen Gesprächen. Oder da steht „Rauslass-Mut“, weil jemand von Gabi angesteckt worden ist, seine Begeisterung für Jesus mutiger nach außen zu zeigen, zum Beispiel früher beim Singen mit dem Jugendchor. Da steht „Jesusbeziehung“, weil jemand von Gabi angespornt worden ist und sich bei Gabi abgeguckt hat, wie man eine echte, tragfähige Beziehung zu Jesus führen kann. Da steht „Check Up“, weil jemand von Gabi gelernt hat, Gottes Ziele und die eigenen Ressourcen immer wieder abzuchecken, um Zeit nicht zu vertrödeln, sondern weiterzukommen. Da steht „geistliches Wachstum erarbeiten“, weil Gabi jemandem vorgelebt hat, dass man auch selber dafür Sorge tragen kann, sich geistlich weiter zu entwickeln.

Und da steht „Deus adest“ (ein Buchtitel), weil ich erlebe, dass Gabi sich immer wieder auf die Suche macht nach Ideen, die ihr Leben mit Jesus in Fahrt bringen, und mich daran teilhaben lässt, und ich davon profitieren darf.

Es wird sicher noch viel mehr Menschen geben, die Gabi Beuscher etwas auf das Bild mit dem Surfbrett schreiben könnten!

Gabi, vielen Dank dafür, dass du dein Potenzial einsetzt für Jesus und seine Gemeinde und seine Welt! Danke, dass du uns damit so viel Gutes schenkst! Gottes Segen zu deinem 60. Geburtstag und weiterhin volle Fahrt mit dem Segel im Wind!

Steffi Penner

Unter diesem Motto stand die Jugendfreizeit dieses Jahres im meist sonnigen und heißen Spanien.

Ca. 60 Jugendliche verbrachten zwei Wochen ihrer Ferien in einer Gemeinschaft, die bunter nicht zusammengewürfelt sein könnte. Da gab es die zunächst zurückhaltenden Schüchternen, die lauten Selbstbewussten, die Nachdenklichen, die Überdrehten, die Kreativen, die Sportlichen… Doch bei all ihrer Unterschiedlichkeit hatten sie doch alle Eines gemeinsam: Sie alle waren Meisterwerke, weil der Meister durch sie oder bei ihnen am Werk war und ist. Das hat verbunden, gestärkt, ermutigt und belebt.

Es waren zwei Wochen voll Teamgeist und Zusammenhalt bei Sport und Spiel am und im Fluss, zwei Wochen voll Kreativität und Musik mit viel Singen, Theaterspielen und tollem Abendprogramm, zwei Wochen voll Natur und Kultur mit einem traditionellen spanischen Essen und vielen Ausflügen in tolle Städte, zwei Wochen voll gemeinsam lachen und weinen, voll Bewahrung und Schutz, aber vor allem zwei Wochen voll Gemeinschaft mit Gott, mit Festmachen und Neuanfängen, zwei Wochen, die mal wieder viel zu schnell vorbei gingen, aber von denen man weitaus mehr mitgenommen hat, als Sonnenbrand und Mückenstiche!

Andrea Thiem / Lina Köhler

„Biso tobangaka te, kasi tobangisaka.“ Das ist ein Spruch der kleinen Kongo-Jungs, heißt auf Deutsch: „Wir fürchten uns vor nichts, aber wir können euch das Fürchten lehren!“ Aber unser Freund Richard, der hatte Angst, als er im Stammesgebiet der Ngombe für Diakonie werben und Bibeln verkaufen wollte.

„Nach einer langen Bootsfahrt setzten sie mich mit dem Motorrad nachts um 3 Uhr im Stockdunklen am Ufer ab. Ich fand auch den Fußweg zum Dorf Mowaka und dachte, die 8 km dahin zu fahren sind doch ein Klacks, aber der Weg war schlimm. Elefantengras und Sträucher schlugen mir ständig ins Gesicht. Zuletzt hing ich in der Dunkelheit im Sumpf so im Morast fest, dass ich erst mal die Morgendämmerung abwartete. Alleine im dunklen Urwald hat man allerlei Gedanken über Schlangen und anderes Viehzeug.

Die Ngombe-Leute waren früher unsere schlimmsten Feinde. Aber wir wurden alle Christen und auch Kongolesen und kennen die Einheitssprache Lingala. Theoretisch ist es ja auch so. Umso mehr freute ich mich, gegen 7 Uhr in Mowaka freundlich aufgenommen zu werden. In den anderen Dschungeldörfern, Boso-Modanda 130 km und Boso-Likolo 211 km entfernt, waren sie genauso freundlich. Es war auffällig sauber und ordentlich. Aber wer so in der Isolierung lebt, verwildert auch, und alle waren fast immer ein bisschen besoffen. Es gibt ja kaum Kontakt zur Außenwelt und keine Korrektur, nur Dschungel. Sie arbeiten fleißig auf ihren Feldern, aber niemand holt die Sachen ab. So brennt man am besten Schnaps davon und merkt nicht mehr alles.

Wer mal Erdnüsse oder Maniokmehl verkaufen will, muss sein beladenes Fahrrad 430 km weit bis Bumba am Kongo-Fluss schieben, um Aspirin-Tabletten oder so etwas zu bekommen. Aber in Boso-Modanda gibt es bereits ein Einkaufzentrum. Es gibt hier alles im Überfluss, nur kein Geld. Am meisten gibt es hier wunderschöne Kinder, die aber nie zur Schule gehen. Ich habe ihren Schnaps probiert, um mich nicht abzugrenzen. Der war gut, mir aber zu stark. In der Kirche war alles anders. An einem Mittwoch zählte ich 123 Leute im Gottesdienst. Mein Predigtthema war: „Wenn Gott dir das Leben gegeben hat, sag ihm mal Dankeschön, aber nicht mit dem Mund alleine – tu auch etwas!“ Aber ich fand dort wirklich aktive Christen. Alleine der „Pastor“ hatte noch eine Bibel, in der aber bereits Genesis und Offenbarung fehlten. Da freuten sich alle über die Bibeln, die ich mitgebracht hatte. Die Enttäuschung war aber groß, weil ich die Bibeln ja nicht wie wertloses Zeug einfach weggeben, sondern nur verkaufen wollte. Hier konnte niemand 10 $ auftreiben. Als ich aber die Bibeln gegen Naturalien, wie Hühner oder Enten, anbot, wurden alle total munter. Leider konnte ich in jeder Gemeinde nur drei Bibeln verkaufen, weil ich mit dem Motorrad ja nicht so viel transportieren kann. In ihrer Gemeinde gab es auch längst Diakonie und Nächstenliebe, und ich habe gerne alles überprüft. Die Alten, Kranken, Witwen und Waisen waren regelmäßig besucht und mit Lebensmitteln versorgt worden. Man reparierte auch immer wieder deren Hüttendächer und -wände ganz ordentlich. Darüber habe ich mich sehr gefreut und zuletzt nur noch ein paar organisatorische Tipps gegeben. Aber ich habe auch schlimmes Elend gesehen und konnte 92000 Francs, 100 $, geben. Wenn mal jemand zum ‚Doktor‘ müsste. In den andern Dörfern war es ähnlich.

Schlimm waren die Wege. Oft sah man 30 km keinen Menschen, nur Wald und Dreck, und ich hatte oft Angst hier im Gebiet der Ngombe, wenn da plötzlich jemand mit Buschmesser und Speer bewaffnet im Gebüsch stand. Auf dem Weg nach Boso-Likolo war ich 40 km weit gekommen, als mein Motorrad plötzlich stotterte. Mühsam und ratlos kam ich bis zu einer Hütte. Ein Mann sagte, dass er Ahnung habe, und fing direkt an, an meinem Motorrad rumzufummeln. Ich roch seine schlimme Schnapsfahne, aber er ließ sich nicht abwehren und nahm den ganzen Vergaser auseinander. Ich stand hilflos, hoffnungslos betend dabei, aber er setzte im besoffenen Kopf alles wieder zusammen. Niemand kann sich mein Gotteslob ausmahlen, als die Maschine wieder einwandfrei lief.

Ich bin unterwegs so oft gestürzt, aber nur einmal hat’s mich so hingeworfen, dass die Lampe kaputt ging, und ich auch etwas Verbandstoff brauchte.

Viele Leute haben sich in ihrer Isolierung über meinen Besuch gefreut und wurden getröstet. Wer geht sonst schon dahin? Neun Bibeln habe ich verkauft, und die Hühner und Enten konnte ich direkt an Hungrige weitergeben.

Richard Iyema