Das Leben im Kongo ist nicht nur traurig, aber immer ganz ernst nehmen darf man es erst recht nicht. Am kältesten ist es auf dem Friedhof, und weil gleich zwei gute Freunde von uns in letzter Zeit beerdigt wurden, habe ich mal an Richard im Kongo geschrieben.
„Ich hau hier ab und versteck mich bei euch. Es ist mir hier erstens zu kalt, und zweitens wird hier im Moment gestorben. Ich bin jetzt 80, und wer weiß, wer hier jetzt der Nächste ist.“
Prompt schrieb Richard zurück
„Wir freuen uns alle, wenn du endlich mal wieder kommst. Aber vor dem Tod kannst du dich auch hier nicht verstecken, weil hier ja auch alle mal sterben. Wenn du aber trotzdem versuchen willst, vor dem Tod zu flüchten, bist du so bekloppt wie das alte Krokodil, das sich am Ufer sonnte und plötzlich eine dicke schwarze Wolke über sich sah. Aus Angst, vom Regen nass zu werden, ist es schnell in den Fluss gesprungen, wo es immer meinte, sicher zu sein! Ihr in Europa wollt gerne unser schönes Sonnenwetter haben. Vor allem jetzt in der Trockenzeit, wenn die Kinder auf den großen Sandbänken im Fluss spielen und die Frauen so viele Fische aus den Pfützen und Teichen im Dschungel holen, dass man sie gar nicht alle essen kann. Gott gibt uns Sonne satt und versorgt uns gut hier, und wenn die Fische fertig sind, kommt die Zeit der leckeren Binzuraupen. Eine Saison kommt immer nach der anderen, mal mehr und auch mal weniger.“
Richard hat aber auch noch geschrieben, dass wir Europäer doll auf die Sonne seien und gerne nach Süden reisen würden. Sie, die Menschen im Kongo, seien aber fasziniert von der Technik und allem hier bei uns, und sie flögen am liebsten alle nach Norden. Afrikaner denken, hier im Norden wäre das Paradies oder sogar der Himmel.
Komisch, jeder will unbedingt das haben, was er gerade nicht hat!
Zu wem hat Jesus früher wohl mal gesagt: Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es ist doch genug, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt.
Ich bleib, wenn ER will, jedenfalls erst mal noch hier.
Peter Gohl