Gerd Heydn im Gespräch mit Charlotte Cieszinski

Sie betreiben eine Sportart für starke Frauen oder die Frauen stark machen soll – Kempo, eine Kampfsportart, die ihren Ursprung in China und Japan hat. Selbstverteidigung oder Ventil für Aggressionen?

„Ein Ventil gegen Aggressionen ist es für mich zu keiner Zeit gewesen. Meine Tochter wurde mit 15 in der Schule gemobbt. Da bin ich mit ihr zusammen einem Verein beigetreten, der Kempo angeboten hat. Ich mache das jetzt seit fünf Jahren, gehe zwei Mal wöchentlich zum Training. Ich habe gelernt, mich zu wehren – falls nötig. War es aber bislang noch nicht. Für mich dient Kempo der allgemeinen Fitness, schult Reflexe und Konzentration, leitet auch Meditation und Atemübungen an. Einmal im Jahr fahren wir vom Verein aus nach Fehmarn. Dort spüre ich die Energiefelder der Natur, Gottes wunderbare Schöpfung.“

Sie arbeiten heute als Postzustellerin. War das immer der Beruf, den Sie gerne ausüben wollten?

„Beileibe nicht. Ich wäre gerne Erzieherin für behinderte Kinder geworden. Meine Eltern hatten eine Kneipe betrieben. Da musste ich schon in jungen Jahren helfen, habe oft bis Mitternacht gearbeitet, bin morgens früh trotzdem zur Schule. Mit 17 kam es zum Bruch mit meinen Eltern. In dem Alter habe ich auch schon meinen Ex-Mann kennengelernt und dann dessen zwei Kinder groß gezogen. Nach einjähriger Unterbrechung wollte ich wieder zur Schule gehen, aber diesen Versuch hat meine Mutter vereitelt. Sie hat meine Darstellung, warum ich dem Schulbesuch ein Jahr lang fern geblieben war, gegenüber der Schule glattweg als Lüge dargestellt. Und man hat ihr mehr geglaubt als mir. Dadurch ist mir eine zweite Chance versagt geblieben. Mit 25 Jahren habe ich bei der Post angefangen, in der Zwischenzeit ein eigenes Kind bekommen. Mittlerweile arbeite ich seit 16 Jahren bei der Post.“

Das wirft kein gutes Licht auf Ihr Elternhaus…

„Meine Geschwister und ich hatten wahrlich kein gutes Elternhaus. Mein Vater hat uns geschlagen, aber noch schlimmer war: Meine Mutter hat gegenüber uns Kindern regelrechten Psychoterror ausgeübt. Mit vier Jahren stand ich mit gepacktem Köfferchen in der Tür und wollte von zu Hause weglaufen, weil ‚hier hat mich ja niemand lieb!‘ Mit acht Jahren wollte ich dann mit einem Klassenkameraden zusammen abhauen. Aus Angst vor meinem Vater, so eine Art Bud-Spencer-Typ, habe ich es letztlich nicht getan. Aus dem gleichen Grund haben wir Kinder auch nie einen Versuch unternommen, beim Jugendamt Hilfe zu suchen. Ich kam letztlich zu dem Schluss, dass es anderen Kindern noch schlechter ging als uns. Und mein Ex-Mann hat als Kind in seinem Elternhaus ähnliche Erfahrungen machen müssen wie ich. Die Spirale drehte sich weiter und wir haben die gleichen Fehler an seine Kinder weitergegeben. Ich bin mit 23 Jahren gemeinsam mit meinen Stiefkindern zur Therapie gegangen. Mir war durchaus bewusst, dass ich die gleichen Fehler machte wie meine Eltern früher bei mir.“

Und, haben Sie diesen Kreislauf doch noch durchbrechen können?

„Die Therapie hat nichts gebracht. Mein Ex-Mann war ohnehin der Meinung, alles richtig zu machen und hat die Therapeuten als ‚Götter in Weiß‘ abgetan. Ich hatte mir schon mit 19 Fachliteratur für Kindererziehung geholt. Auf der anderen Seite hatte ich längst gemerkt, dass meine Ehe nicht hält, bin aber wegen der Kinder geblieben. Deren leibliche Mutter hatte sich ja schon nicht für sie interessiert. Mit 29 habe ich dann allerdings doch die Reißleine in meiner Ehe gezogen und bin mit meiner leiblichen Tochter in eine eigene Wohnung nach Otzenrath gezogen.“

Gott kam bis dahin in Ihrem Leben überhaupt nicht vor?

„In der Grundschule hatte ich eine tolle Religionslehrerin. Die hat tatsächlich einen ersten Funken bei mir ausgelöst. Aber dieses zarte Flämmchen ist zu Hause durch meine Eltern direkt wieder im Keim erstickt worden. Dabei wollte ich eigentlich schon länger wissen, was in der Bibel steht. Stimmt das alles so. Mit meinem Arbeitskollegen Achim Weschkalnies habe ich erste Gespräche zum Glauben auf unserer gemeinsamen Arbeitsstelle bei der Post geführt. Er hat mir auch meine erste Bibel geschenkt. Doch ich habe erst fast nichts verstanden. Achim hat mich dann zu regelrechten Bibelstunden zu sich nach Hause eingeladen; später haben wir das bei Ulrike und Gerd Reschke fortgesetzt. Wir haben uns regelmäßig einmal die Woche getroffen. Bei Gerd Reschke bin ich heute im Hauskreis. Die Drei haben mir über zehn Jahre in meinem Glaubensprozess wesentlich geholfen. Ich begann, täglich abends die Bibel zu lesen. Inzwischen habe ich sie einmal komplett durch.“

Gibt es bestimmte Fragen in Ihrem Glaubensprozess?

„Ja. Bei mir bildet die Schuldfrage in meinem bisherigen Leben ein besonderes Thema. Ich konnte bislang nicht verzeihen. Aber ich habe gelernt, diese Schuldfrage an Gott abzugeben. Und ich fühle im Augenblick, dass ich vielleicht doch noch verzeihen kann. Das ist wohl ein laufender Prozess in mir. Dafür muss ich die Bibel wohl noch viel öfter lesen. Heute lese ich bestimmte Passagen anders als gestern. Ich bin heute jedenfalls sicher, dass Gott in meinem Leben alles so geplant hat. Ich weiß nicht, für was bestimmte Lebenssituationen gut waren. Vielleicht wird es mich Gott eines Tages wissen lassen – vielleicht aber auch nicht.“

Ihr Sprung in die Gemeinde Kelzenberg?

„Ich hatte durch Reschkes von Kelzenberg gehört. Als Gerd Reschke zum ersten Mal im Gottesdienst gepredigt hat, war ich auch erstmalig in Kelzenberg. Ulrike hat mich dann zum Glaubenskurs 2016 überredet. Mittlerweile fühle ich mich in den Gottesdiensten regelmäßig ‚abgeholt‘. Abendmahl im Gottesdienst ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Beim ersten Mal war ich emotional so ergriffen, so berührt, dass ich weinen musste. Passiert mir immer wieder, zuweilen auch bei Liedern.“

Ihr aktueller Glaubensstatus?

„Ich weiß heute, dass mir Gott Menschen in den Weg gestellt hat, die die Reißleine für mich gezogen haben. Ich spüre heute deutlich, dass Gott bei mir ist. Ich glaube, ich bin dankbarer und demütiger geworden. Es wird sicherlich auch einen Grund dafür geben, dass mich Gott ausgerechnet nach Kelzenberg geschickt hat. Wenn ich sonntags mal nicht zum Gottesdienst kann, dann fehlt mir etwas.“ 

In der Bibel werden viele Lebensgeschichten erzählt. Darunter befinden sich auch immer wieder Frauen, die sich aufgrund ihres starken Vertrauens auszeichnen.

Stärke ist im Sinne der Bibel nicht die Fähigkeit, Macht auszuüben, indem jemand anderen Menschen seinen Willen aufzwingt. Es geht um das Vermögen, im Vertrauen auf Gott beständig zu bleiben und zwar angesichts der vielfältigen Situationen und Herausforderungen, die Gottes Präsenz und Autorität immer wieder in Frage stellen.

In der sehr frühen Geschichte des Volkes Israel begegnen wir einer Frau, die sich durch sehr klare Gedanken und Weitblick auszeichnet. Sie war eine Prostituierte mit dem Namen Rahab und wohnte in Jericho. 

Das Volk der Israeliten war 40 Jahre vorher aus Ägypten geflohen, wo sie als Sklaven unterdrückt worden waren. Gott rettete sie aus der militärischen Überlegenheit der Ägypter und führte sie durch die Wüste der Sinai-Halbinsel. Es folgte eine abwechslungsreiche Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, die gekennzeichnet war von Versagen, Unmut und Auflehnung gegen die göttliche Führung. Aber immer wieder war Gottes Handeln, Seine Versorgung und Sein Schutz deutlich sichtbar. 

Das Ziel, welches Gott von Anfang an mit diesem Volk hatte, war, sie nach Kanaan zu führen. Sie sollten sich dort ansiedeln und im fruchtbaren Land im Überfluss leben. 

Aufgrund der Widerspenstigkeit des Volkes und ihrer Unfähigkeit, sich auf Gott zu verlassen, dauerte die Wanderung deutlich länger, als nötig gewesen wäre. Dann, am Ende der langen Wanderung durch die Wüste, starb der von Gott berufene Führer des Volkes, Mose. Er verfügte vor seinem Tod, dass sein Gehilfe Josua der Nachfolger sein sollte. Er sollte das Volk ins Land hinein führen. Das war natürlich eine militärische Operation, weil in Kanaan verschiedene Volksgruppen lebten. Die erste Stadt in Kanaan, die sie auf Gottes Anordnung erobern sollten, war Jericho. Das war eine alte, sehr gut befestigte Stadt. Ihre Mauern waren so dick, das teilweise Wohnhäuser auf ihr Platz fanden. Um die militärische Stärke dieser Stadt in Erfahrung zu bringen, schickte Josua zwei Spione dorthin. Da Jericho an einer Handelsroute lag, gehörte Fremdenverkehr zum städtischen Alltag und die beiden Spione konnten sich in der Stadt frei bewegen. Gegen Abend suchten sie eine Möglichkeit zum Übernachten und kamen ins Haus der Hure Rahab. Nun hatte allerdings der König von Jericho inzwischen gemeldet bekommen, dass israelische Spione in der Stadt unterwegs wären. Daher schickte er einen Trupp Soldaten los, um sie zu fangen. Bei ihrer Suche kamen die Soldaten auch in Rahabs Haus und fragten sie aus. Rahab hatte die beiden Spione auf dem Dach ihres Hauses unter Bergen von Flachsbündeln versteckt und sagte den Soldaten, dass zwar zwei Männer bei ihr gewesen wären, aber inzwischen wieder das Haus verlassen hätten. Sie hätten zum Jordan gewollt, um dort an der Furt auf die andere Seite zu wechseln. Wenn sie sich beeilen würden, könnten sie sie noch einholen. Nachdem die Soldaten gegangen waren ging Rahab aufs Dach, um sich mit den beiden Männern zu unterhalten. Was sie ihnen dort erzählt, gehört zu den stärksten Glaubensbekenntnissen, die wir im Alten Testament finden. Ich zitiere abschnittweise aus Josua 2: „Ich weiß, dass der HERR eurem Volk dieses Land geben wird. Wir haben große Angst. Jeder hier zittert vor euch.“  

Es ist schon sehr erstaunlich: während der langen Jahre in der Wüste hat das Volk Gottes immer wieder daran gezweifelt, ob Gottes Macht denn ausreichen könnte, sie zu versorgen. Und hier ist eine heidnische Frau, die fest davon überzeugt ist, dass Gott Seine Pläne zum Ziel bringen wird! Und obwohl alle in Angst und Schrecken vor der drohenden Invasion sind, hat sie offensichtlich ihr Herz darauf gerichtet, sich an die Güte und Barmherzigkeit dieses gewaltigen Gottes zu klammern.

„Wir haben gehört, dass der HERR euch einen Weg durch das Schilfmeer gebahnt hat, als ihr aus Ägypten gekommen seid. Wir wissen auch, was ihr mit den Amoritern und ihren Königen Sihon und Og auf der anderen Jordanseite gemacht habt: Ihr habt sie völlig vernichtet. Als wir das hörten, waren wir vor Angst wie gelähmt. Jeder von uns hat den Mut verloren.“ 

Alle Geschichten, in denen von Gottes Führung erzählt wird, tragen das Potenzial in sich, das Vertrauen auf Gott hervorzubringen, zu vertiefen und zu befestigen. Es ist wiederum bemerkenswert, dass die gleichen Geschichten, die bei allen anderen Angst und Schrecken verursacht haben, bei Rahab den Glauben ermöglichten!

„Der HERR, euer Gott, ist der wahre Gott oben im Himmel und hier unten auf der Erde. Deshalb flehe ich euch an: Schwört mir jetzt beim HERRN, dass ihr meine Familie und mich verschont, denn ich habe auch euch das Leben gerettet. Bitte gebt mir einen Beweis dafür, dass ich euch vertrauen kann. Lasst meine Eltern und Geschwister und alle ihre Angehörigen am Leben. Rettet uns vor dem Tod!“

Während Rahab deutlich sieht, dass es zum Untergang kommt, setzt sie alles auf eine Karte und richtet sich ganz darauf aus, durch Gottes Güte gerettet zu werden. Und zwar nicht nur sie selbst, sondern auch ihre ganze Familie und alle Angehörigen! Für diesen Glauben war sie bereit, sogar ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Wenn nämlich die Soldaten des Königs von Jericho die Spione in ihrem Haus entdeckt hätten, wäre sie mit größter Wahrscheinlichkeit wegen Hochverrat zum Tod verurteilt worden. Aber offensichtlich war ihr Vertrauen für Gott so kostbar, dass Er Seine Hand über ihrem Leben und dem der ganzen Familie hielt. 

Das Haus von Rahab stand auf der Stadtmauer und in der Nacht ließ sie die beiden Spione mit einem Strick durch das Fenster nach aussen herabklettern. Sie versteckten sich noch für drei Tage in den Bergen und kehrten dann ins Lager der Israeliten zurück. Als Josua mit seinem Heer die Stadt erobern wollte, wurden die Stadtmauern wie durch ein Wunder zerstört, indem sie zusammenfielen. Nur das Mauerstück, wo Rahabs Haus stand, blieb stehen. Sie wurde mit ihrer ganzen Familie gerettet und gehörte von da an zum Volk Gottes.                           

Gerd Reschke

Zum Gottesdienst-Team unserer Gemeinde gehören Lektoren und „Fürbitter“. Die Aufgabe der Lektoren besteht darin, den jeweiligen Bibeltext klar und eindrücklich zu lesen, damit ihn die Zuhörer gut verstehen und behalten können. 

Dazu wird auch die entsprechende Bibelstelle zum möglichen Nachlesen genannt. Im Anschluss erfolgt die Überleitung zum gemeinsamen Bekenntnis – „Was wir glauben…“. Danach informieren sie die Gemeinde über den Zweck der Kollekte, die anschließend gesammelt wird. 

Manchmal weicht der Ablauf von der Norm etwas ab, z.B. durch Ansagen bei Segnungen, Taufen oder Aufnahmen; dann ist Flexibilität gefordert. Durch langjährige Erfahrung schaffen unsere Lektoren das mit Bravour, es darf aber gerne auch mal locker zugehen. Humor gehört in unserer Gemeinde immer dazu.

Die Fürbitter sprechen ein vorbereitetes, selbst formuliertes „Gebet für andere“. Traditionell hieß es „Fürbittengebet“. Dafür halten sie im näheren Umfeld, in Gemeinde, Stadt und Land Augen und Ohren offen, um wahrzunehmen, wo äußere oder innere Not herrscht. Die schließen sie, wie auch das Weltgeschehen, in ihr Gebet ein. Sie informieren sich durch die öffentlichen und die christlichen Medien, z.B. das Magazin von „open doors,“ das vom Leid der Christen in den Verfolgungsländern berichtet. Menschen, die ein Gebet für sich brauchen und sogar darum bitten, gibt es genug. Überall!

Das Gebet hat seinen Platz am Ende des Gottesdienstes und geht in der Regel über in das Gebet des Herrn, das gemeinsame „Unser Vater“. Unmittelbar darauf folgen Segen und Schlusslied.

Eine weitere Aufgabe gibt es beim Abendmahl. Hier helfen jeweils drei aus dem Team dem/der Pfarrer/in, indem sie Brot und Traubensaft austeilen. Dadurch wird die Zeit, die das Abendmahl einnimmt, deutlich reduziert. Jedem einzelnen Teilnehmer zuzusprechen, dass Brot und Saft den Opfertod Jesu vergegenwärtigen und dieses für ihn ganz persönlich gilt, ist ein besonders schöner Dienst!

Man kann immer noch dazulernen und daher gibt es auch für uns hin und wieder eine Fortbildung, z.B. ein professionelles Sprechseminar. Ist das übertrieben? Ganz gewiss nicht. Richtige Betonung ist unerlässlich! Das Wichtigste ist doch, dass gelesene Texte den Zuhörer aufmerksam folgen lassen, ihn ansprechen. Auch beim Gebet soll jeder innerlich mitbeten können und nicht gelangweilt „abschalten.“ 

Zweimal im Jahr treffen wir uns mit Pfarrerin Gabi Beuscher zum Feedback. Gelegenheit zu besprechen, was evtl. geändert wird, oder was man noch besser machen könnte. Außerdem koordiniert Teamleiterin Tanja den „Dienstplan“ für das nächste Halbjahr. Dabei lassen wir es uns gut gehen, ist doch klar! Bei Tee und leckeren mitgebrachten Snacks geht es durchaus fröhlich zu. 

Auf unserer Homepage wird der Gottesdienst „Mittelpunkt des Gemeindelebens“ genannt. Uns macht’s Freude, unserem Herrn und der Gemeinde auf diese Weise zu dienen.    

Ursel Göttges 

Frauen, die für ihren Glauben einstehen und die im Vertrauen auf Gott handeln, hat es im Christentum schon immer gegeben. So lesen wir in der Bibel von Frauen, die selbstlos für Gerechtigkeit eintraten: Namen wie Lydia, Ester, Maria von Nazareth oder Maria Magdalena stehen für Mut und Selbstbewusstsein – und lassen sich nicht auf eine passive Rolle reduzieren.

Viele nahmen Einfluss auf Politik und Kirche, andere traten durch karitatives Handeln hervor. Sie gingen in die Geschichte ein und doch wird heute oft noch viel zu wenig von ihnen erzählt. Meist kennen wir ihre Namen: das sind z.B. Katharina von Bora, Teresa von Ávila, Elisabeth von Thüringen und viele andere mehr.

Beschäftigt man sich mit christlichen Frauen, die Zeitgeschichte darstellen, so stellt man schnell fest, dass in der Kirchengeschichte offenbar das Klosterleben eines der ersten Arbeitsgebiete war, in denen Frauen schon sehr früh selbständige und eigenverantwortliche Aufgaben übernommen haben. Zu nennen sind hier unter anderen:

Hildegard von Bingen (1098-1179) 

Eine in der katholischen Kirche als Heilige verehrte Benediktinerin, Klostergründerin und Schriftstellerin des Mittelalters, die neben religiösen vor allem für ihre Zeit bedeutende naturheilkundliche und medizinische Schriften verfasste. Verehrt wurde sie auch als Mystikerin mit der prophetischen Gabe, vorauszusehen und Gegenwärtiges im Blick auf die Zukunft richtig zu deuten. Sie vermochte es, sich als Frau in einer Führungsposition unter Männern Gehör zu verschaffen. Sie war politisch aktiv, u.a. als Beraterin für Kaiser Barbarossa und Papst Alexander III.

Teresa von Ávila (1515-1582) war eine spanische Mystikerin und Nonne, die ab 1562 zahlreiche Klöster gründete, den Karmeliterorden reformierte, ein umfangreiches literarisches Werk hinterließ. Sie lebte ein Leben für den Glauben und teilte ihre Gottesliebe sowie ihre geistig-mystischen Erfahrungen auf humorvolle und lebendige Art und Weise in ihren Texten. Sie gilt als die Schutzpatronin Spaniens und wurde letztendlich 1970 als erste Frau in der katholischen Kirche zur „Kirchenlehrerin“ erhoben. 

Die Aktivitäten und die Einflussnahme starker Frauen auf Kirchengeschichte und Weltgeschehen waren jedoch nicht nur auf das Klosterleben beschränkt.

Durch ihr für die damalige Zeit außergewöhnliches karitatives Engagement zeichnete sich Elisabeth von Thüringen (1207- 1231) aus. Sie führte ein Leben in tiefem Glauben und widmete es mit voller Hingabe den Schwachen und Kranken. Als Landesfürstin begann sie im Dienst um Kranke und Bedürftige schwere und von ihren Zeitgenossen als entwürdigend angesehene Tätigkeiten selbst zu verrichten. Das Hospital am Fuß der Wartburg hatte Elisabeth zu Beginn des Jahres 1226 gegründet, als eine schwere Hungersnot zu einer Verelendung weiter Bevölkerungskreise führte. Sie ist heute noch die Landespatronin von Thüringen und Hessen sowie die Schutzpatronin vieler „Elisabeth“-Krankenhäuser.

Katharina von Bora (1499- 1552) war eine ehemals katholische Nonne (1515–1523) und ab 1525 die Ehefrau des Kirchenreformators Martin Luther, mit dem sie sechs Kinder hatte. Würde sie heute leben, dann würde sie wohl als ziemlich selbstbewusste Managerin gelten. Sie übernahm für ihren Ehemann die Finanzen und die Verwaltung von Haus und Hof und verantwortete erfolgreich den Haushalts-Etat und die Schuldentilgung. Neben der Betreuung ihrer eigenen Kinder und Pflegekinder versorgte sie zahlreiche Gäste, verwaltete und bewirtschaftete eigenständig weitere Ländereien und betrieb dort Obstanbau, Vieh- und Fischzucht, braute Bier und baute Wein an. Als 1527 die Pest Wittenberg erreichte, machte sie kurzerhand das große Haus zur Krankenstation und pflegt zusammen mit anderen Frauen die Betroffenen. Luther soll sie in Anerkennung ihrer Fähigkeiten zuweilen »Herr Käthe« genannt haben – da sie souverän all jene Aufgaben übernahm, die sonst nur Männern zugetraut wurden. Auch in theologischen Fragen soll er sie als bibelkundige Gesprächspartnerin geschätzt haben. 

In der aktuelleren Zeitgeschichte hervorzuheben sind unter anderem zur Zeit des Nationalsozialismus und insbesondere im Widerstand gegen die Judenverfolgung:

Katharina Helene Charlotte Staritz (1903-1953) war eine deutsche evangelische Theologin. Sie zählte zu den ersten Frauen, der die evangelische Kirche erlaubte, als Vikarin (nicht Pfarrerin!) tätig zu sein. Sie wurde 1938 in Breslau eingesegnet und setzte sich in der Zeit des Nationalsozialismus als Breslauer Stadtvikarin dafür ein, jüdische Christen in den Gemeinden zu integrieren und nicht auszugrenzen. Sie musste deshalb von 1941 bis 1943 Schutzhaft, Arbeitslager und Inhaftierung im Frauen-KZ Ravensbrück erdulden. Nach dem Krieg arbeitete sie als Vikarin in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Corrie ten Boom (1892-1983), Uhrmacherin und Mitglied der Niederländisch-reformierten Kirche. Als Christin setzte sich für die Rettung der Juden ein, in dem sie während der nationalsozialistischen deutschen Besetzung der Niederlande eine Untergrundorganisation gründete, mit der zahlreiche Juden vor dem Holocaust gerettet wurden. 1944 wurde sie denunziert und in das KZ Ravensbrück deportiert, das sie überlebte. Nach dem Krieg setzte sie sich für die Versöhnung zwischen Opfern und Tätern ein. Sie predigte nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland und in über 60 anderen Ländern. Ihr zentrales Thema war Vergebung, die nur durch Gottes Hilfe möglich sei.

Die Tradition des karitativen Engagements wird im 20. Jahrhundert u.a. fortgeführt von Mutter Teresa und Ruth Pfau 

Mutter Teresa (Agnes Gonxha Bojaxhio) (1910-1997) war eine aus Albanien stammende indische katholische Nonne, die mit ihrem Orden der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ Wohlfahrtsstationen und Sterbehäuser in Kalkutta betrieb. Weltweit bekannt wurde sie durch ihre Arbeit mit Armen, Obdachlosen, Kranken und Sterbenden, für die sie 1979 den Friedensnobelpreis erhielt. In der katholischen Kirche wird Mutter Teresa seit 2016 als Heilige verehrt.

Ruth Pfau (1929-2017) war eine römisch-katholische Ordensschwester und Frauenärztin sowie Lepra-Ärztin in Pakistan. Während ihres Medizinstudiums fand sie auf der Suche nach einer lebensbestimmenden Kraft zum christlichen Glauben. Sie ließ sich 1951 (evangelisch) taufen, konvertierte 1953 zur römisch-katholischen Kirche und trat in die Ordensgemeinschaft der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä ein. Von ihrem Orden nach Indien gesandt, blieb sie aufgrund eines Visaproblems in Karatchi, wo sie mit dem Elend der Leprakranken konfrontiert wurde. Sie blieb dort und heilte in den fast 60 Jahren ihrer Tätigkeit mehr als 50.000 Leprakranke in Pakistan und wurde so als »Mutter der Leprakranken« bekannt. So steht Ruth Pfau kraft ihres tiefen Glaubens für Menschlichkeit, Hingabe, Stärke und die Willenskraft, die Ärmsten der Armen zu unterstützen und die Welt zu verändern.

Wie diese kleine, subjektive Auswahl zeigt, traten zu jeder Zeit starke Frauen auf den Plan, die durch Gottes Führung zu Wegbereiterinnen einer besseren Gesellschaft geworden sind. Sie prägten die Zeitgeschichte und doch wird heute viel zu wenig von ihnen erzählt.

Thomas Velser

„Hurra, wir hier sind die Eliteklasse! Wir haben eine ganz neue und massive Schule mit festem Dach. Und jetzt haben wir auch richtige Bänke gekriegt. Wir lernen hier ganz wunderbar Lesen und Schreiben und sogar Rechnen und vielleicht sogar ruhig zu sitzen. Keiner lacht uns hier jetzt mehr aus!“

Fifi Botolo-Imbalaka hatte zusammen mit ihrer Schwester die Idee. Die beiden waren ja selbst elternlos und hatten das Bild der vielen Waisenkinder vor Augen, die im Kongo Analphabeten bleiben. Mit zwei Kindern haben sie angefangen. Durch Gebet, Hilfe aus Deutschland und vielen Abenteuern entstand eine schöne Schule für 100 Waisenkinder!

Aber Fifi hatte Probleme mit dem Schreiner. Weil der nicht voran machte, hat sie ihn so schlimm beschimpft, bis der wütend seine Arbeit hinwarf, aber das Geld auch nicht zurück geben wollte, das sie schon bezahlt hatte. Fifi ist sonst wirklich friedlich, aber für ihre Waisenkinder kämpft sie gnadenlos, wie eine Löwin. „Ich hol die Polizei, und du kommst ins Gefängnis“, hat sie geschrien. Aber die Nachbarn hielten sie fest, denn wenn im Kongo die Polizei kommt, bedeutet das Krieg und Plünderung. Die stürmen dann in alle Häuser, bedrohen die Leute mit ihren Waffen und nehmen, was sie wollen. Wenn Fifi bezahlen würde, hätten sie den Schreiner auch verhauen, bis er geblutet hätte. Aber Pastor Jérémie hat zuletzt im Namen Jesu für Frieden gesorgt. Pastor ist eben Pastor. Er meinte, dass ein Christ nicht zanken sollte. 

Ich war aber auf Fifis Seite, weil sie tapfer unsere Spendengelder verteidigt hat. Die Polizisten könnte man aber auch bedauern. Sie bekommen ihr ärmliches Gehalt oft mit großer Verspätung und plündern, um sich selbst zu helfen. Das Land bezahlt den Krieg!

Ich hatte früher auch tausend Probleme mit der Polente, aber ich wusste mir meist zu helfen. Mal war ich mit einem Freund unterwegs, und wir wurden angehalten. „Bei uns kriegst du nichts. Wir sind Missionare und verwalten Gottes Geld. Es wäre Sünde, dir was zu geben“, haben wir beim Aussteigen geschrien. „Wenn ihr Missionare seid, gebt mal eure Bibel her“, war seine Antwort, und er blätterte sachkundig darin, hielt die Hand auf und las laut: „Römer 13,1: Jeder sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat!“ 

„In der Bibel blättern kann ich auch“, rief ich und las dagegen an: „Apostelgeschichte. 5,29.: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Zuletzt hatten wir den armen Mann dermaßen zugequatscht, dass er froh war, als wir endlich abgehauen sind. 

Fifi habe ich geschrieben, dass in der Bibel überhaupt keine Verhaltensregeln für die anderen stehen. Wenn man aber selber wissen will, was dran ist, sagt Gott einem klipp und klar ins Herz, was man soll, und das manchmal sogar durch ein Bibelwort.

Ein dickes Dankeschön möchte ich allen Gebern und Betern sagen, die mit ihrer Hilfe diese Schule und viele andere Hoffnungsstrahlen in die Finsternis vom Kongo geschickt haben.                  Peter Gohl