Charles Rodrigo Hackbarth im Gespräch mit Gerd Heydn

Herzlich willkommen in der Gemeinde Kelzenberg! Wir freuen uns auf einen neuen ‚Gemeindebauer‘, der die Zukunft in und für Kelzenberg mitgestalten will. Wie und wann treten Sie Ihren ‚Dienst‘ in Kelzenberg an?‘

„Ich freue mich auf meine neue Aufgabe in Kelzenberg. Mein Studium im Johanneum endet mit einem Anerkennungsjahr, das mit dem 1. August anläuft. Schwerpunkt meiner Arbeit in Kelzenberg wird zum einen die Jugend- und Konfirmandenarbeit sein. In diesem Sinne begleite ich auch direkt die diesjährige Jugendfreizeit Mitte August nach Norwegen. Aber ich brauche Gemeinde-Vielfalt und -Leben und werde da mitgestalten: Gottesdienste, Presbyterium, Hauskreise, Schulgottesdienste… Das ist auch der Wunsch des Presbyteriums.“

Ihre Frau Valerie ist Sozialpädagogin. Wie hat der Brasilianer mit deutschen Wurzeln seine deutsche Frau kennen gelernt? In Deutschland oder Brasilien?

„Valerie ist 2008 für ein freiwilliges soziales Jahr in meine Heimatgemeinde nach Brasilien gekommen. 2010 hat sie noch einmal ein Jahr bei uns verbracht, um ein Studienjahr an einer Bibelschule, ähnlich dem Johanneum in Wuppertal, zu absolvieren. Am 4. Februar 2011 haben wir in Brasilien standesamtlich geheiratet, am 10. Februar 2011 sind wir nach Deutschland geflogen, und am 19. Februar 2011 haben wir in Hammersbach bei Hanau, der Heimat meiner Frau, kirchlich geheiratet.“ 

Karriere-Sprung, Karriere-Knick oder einfach der Sprung in die Arme Gottes. Wie würden Sie ihren sprunghaften Wechsel von Betriebswirtschaft in den theologischen Bereich in Ihrer beruflichen Ausrichtung beschreiben?

„Das Betriebswirtschaftsstudium war zwar mein Ziel, um das Unternehmen meiner Mutter einmal zu übernehmen. Aber es war nie mein Herzenswunsch. Nach der Heirat mit Valerie habe ich mein Studium an der FH in Frankfurt fortgesetzt, weil mein brasilianischer Abschluss in Deutschland nicht voll anerkannt wurde. Ich hatte mich schon bei etlichen Unternehmen in Deutschland beworben. Im Urlaub 2014 in Brasilien standen aber auch immer noch unsere Überlegungen, 2015 nach Brasilien zurückzukehren und die Firma meiner Mutter zu übernehmen. Wir waren überzeugt, dass Gott uns schon zeigen wird, ob das der richtige Weg ist. Er war es nicht, wie sich bald im Gespräch mit meiner Mutter herausstellte. Unsere Vorstellungen von der Firmenführung stimmten einfach nicht überein.“

Das war Ihr Abschied von der Geschäfts-Welt. Aber was hat Sie letztlich in die Arme Gottes getrieben?

„Eine verrückte Geschichte mit einer Brasilianerin in Deutschland, die kein Wort deutsch sprach, aber Menschen in Deutschland missio-

nieren wollte. Das einzige Wort, das für einen Menschen ohne portugiesische Sprachkenntnisse verständlich war – das war Jesus. Aber wie. Aus dem Mund dieser Frau, dieser verrückten Frau, sprach pure Jesus-Liebe. Jesus hat dich lieb! Für mich hat Gott durch diese Frau ganz klar den Brief geschickt, auf den ich im Grunde seit zehn Jahren gewartet hatte: Gott will, dass wir, Valerie und ich, hauptamtlich in den Dienst für Gott treten! Das war im April 2015, und es hatte uns wie der Blitz getroffen.“

Sie waren aber doch schon in Ihrer brasilianischen Heimat gläubiger Christ…

„Ja. Jeder Brasilianer glaubt an Gott, aber nur wenige haben eine Beziehung zu Gott. In meiner Kindheit und Jugend hat meine Oma eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Sie hat aufgrund des starken beruflichen Engagements meiner Mutter die Rolle der Mutter und Erzieherin für mich übernommen, mir zur Konfirmation auch die erste Bibel geschenkt. Ich habe mich auch stark in unserer Gemeinde eingebracht, in der Jugendarbeit mitgemacht, im Kirchenchor und in der Band. Als ich 16 Jahre alt war, hat Jesus mich zum Glauben berufen. Seitdem lebe ich mit Jesus.“

Und was hat Ihre Mutter zu Ihrer beruflichen Kehrtwende gesagt…?

„Meine Mutter war in der Tat noch eine echte Hürde für mich. Ich dachte, wenn ich ihr sagen würde, ich will lieber Arzt werden oder Anwalt oder in der Landwirtschaft mein Lebensglück suchen – ich liebe nämlich Hühner –, das würde sie ja noch verstehen. Als ich ihr dann über tausende Kilometer meinen Entschluss am Telefon mitteilte, hörte ich erst betretenes Schweigen und dann leises Weinen. Und dann sagte sie: ‚Ich bin stolz, dass Du das machst!‘ Für mich bedeuteten diese Worte den endgültigen Absprung hin in den hauptamtlichen Dienst.“

Was hat sich denn für Sie in Ihrem Leben geändert?

„Als ich endlich Gottes Berufung in den hauptamtlichen Dienst verstehen und akzeptieren konnte, hat sich einiges verändert. Ich habe das Gefühl, dass er gerne mit mir unterwegs ist, dass er mich gerne mal überrascht und noch lange nicht fertig mit mir ist. Ich glaube, dass jeder einzelne Mensch von Gott gewollt und geliebt ist. Aber nicht jeder weiß es. Darüber will ich die Menschen informieren. Das ist Evangelisation. Und in Kelzenberg ist jeder Gottesdienst Evangelisation.“ 

Wie sind Sie denn überhaupt auf Ihrem Ausbildungsweg für den hauptamtlichen Dienst ausgerechnet auf Kelzenberg gekommen?

„Durch den ehemaligen Jugendreferenten in unserer damaligen Gemeinde Nidderau bei Hanau bin ich auf das Johanneum in Wuppertal aufmerksam gemacht worden, habe dort ab September 2015 ein dreijähriges Studium begonnen, das jetzt mit dem sogenannten Anerkennungsjahr abgeschlossen wird. Im Rahmen des Studiums waren wir Anfang Februar dieses Jahres mit 15 Leuten während unserer Hospitationswoche in Kelzenberg. Gabi Beuscher hat die Arbeit in Kelzenberg vorgestellt und dabei in einem Nebensatz erwähnt, dass sie und ihr Mann in absehbarer Zeit in Rente gehen werden. Da habe ich spontan in den Raum geworfen: ‘Wo kann ich mich bewerben?‘. 

Wodurch fühlten Sie sich denn zu dieser spontanen Willensäußerung getrieben?

„Mich hat fasziniert, wie Gabi und Bodo Beuscher von ihrem Glauben sprachen. Ich denke, wenn ich mit 62 Jahren noch diese Freude und diese Leidenschaft an der Verkündigung mitbringe – dann habe ich es geschafft.“

Gerd Heydn

Wie soll es weitergehen, wenn Beuschers nicht mehr da sind? Wer könnte 2021 der Nachfolger werden?

Mit diesen Fragen haben wir uns im Presbyterium seit ca. zwei Jahren intensiv beschäftigt. Im Laufe dieser Zeit hat sich für uns herauskristallisiert, dass Beuschers „Nachfolger“ ein Team sein muss. Ein Team, bestehend aus zwei bis drei bezahlten Kräften. Ein Team, bestehend aus einer Pfarrstelle und ein oder zwei anderen, die sich die pastoralen Aufgaben teilen. Dieses Team der Hauptamtlichen, zusammen mit dem Presbyterium soll ab 2021 der „Nachfolger“ sein.

Warum ein Team?

Gabi und Bodo Beuscher teilen sich die 100% Pfarrstelle in Kelzenberg. Beide arbeiten aber voll in und für unsere Gemeinde. Damit ist klar, dass eine einzelne Person nicht das weiterführen kann, was wir seit Jahren an „Pfarrerarbeit“ haben. Und weil wir nicht nur weiterführen, sondern wachsen wollen und die Möglichkeit haben wollen, neue Aufgabenfelder zu beschreiten, brauchen wir mehr als einen einzelnen 100% Nachfolger. Darum brauchen wir ein starkes Team.

Heißt konkret?

Nach intensivem Gebet, Hören, Gesprächen, Überlegen, externen Beratungen etc. sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das Leitungsteam ab 2021 neben dem Presbyterium mindestens aus einer Pfarrstelle mit 50% und einem „Gemeindebauer“ mit 100% bestehen soll.

Wir haben uns dazu entschlossen, schon jetzt einen konkreten Schritt in diese Richtung zu machen. Bis 2021 ist noch viel Zeit, es kann noch vieles passieren und sich einiges wieder ändern. Wir möchten uns aber schon jetzt gemeinsam auf den Weg machen und uns gemeinsam auf 2021 vorbereiten.

Das ist der Grund, warum wir den Gemeindebauer schon jetzt einstellen und nicht erst in drei Jahren. Am 1. August 2018 wird Charles Hackbarth seinen Dienst in unserer Gemeinde beginnen (Vorstellung S. 6-9). Schon jetzt wollen wir unserem Herrn die Möglichkeit geben, uns als Team zu formen und herauszufordern, schon jetzt wollen wir voneinander lernen und miteinander in die Zukunft gehen. Ja, das ist neu, das ist spannend, das ist abenteuerlich. Aber: Er geht weiter, wir gehen mit.

Für das Presbyterium: Steffi Penner und Verena Ramrath

Über Mado, Fifi und Fatou habe ich schon öfters berichtet. Sie haben mal mit zwei Kindern angefangen und dann langsam eine ganz neue Schule entwickelt. 

Jetzt haben sie bereits einige Jahre neben ihrem Studium 15 Waisenkinder, die nichts bezahlen konnten, in Lesen, Schreiben und ganz einfachem Rechnen jeweils sechs Monate lang unterrichtet.

Wie viele Kinder insgesamt davon profitieren werden, weiß ich nicht. Es bedeutet ja schon viel, wenn die Kinder mal auf dem Markt die Preise lesen können. Aber einige können auch schon mehr.

Aber dann hingen sie mir voriges Jahr dauernd in den Ohren, dass im Stadtviertel Bongondjo unendlich viele Kinder nicht zur Schule gehen können, nur weil sie zu arm sind.

Sie wollten eine Schule für 60 Kinder bauen. Erfahrung hatten sie, und ich die Zweifel. „Baut ein Provisorium und fangt mal an, ich sorge dann für Geld“, sagte ich, und sie fingen an zu bauen. Alle wollten da lernen, und es gab einen Tumult, bis Pastor Jérémie einschreiten musste. Aber sie bauten eine funktionierende Schule und der Unterricht lief gut an. Kaum war die Schule fertig, wurde ich an mein Versprechen erinnert, und sie fingen schon mal an, aus einem Termitenhügel Ziegel zu formen. 

Als das Dach fertig war, gab es ein Fest und die Waisenkinder tanzten vor Freude, denn nur ganz Reiche haben ein dichtes Wellblechdach. Als später die Maurer kamen, wollten alle Kinder helfen und selbst die Allerkleinsten schleppten Steine für ihre eigene, ganz neue Schule.

Vor lauter Freude kamen die Kinder jeden Tag, und irgendwie und -wo ist auch der Unterricht weiter gegangen. Irgendwann wurde auch der letzte Lehmziegel vermauert. Holz, Wellbleche und Nägel fürs Dach und Zement für das Fundament habe ich bezahlt, alles andere schafften Pastor Jérémies Freunde und die Kirche selber. Toiletten, Fenster, Türen und vernünftige Bänke für die Kinder habe ich noch versprochen.

Aber die Kinder sind nicht verwöhnt, denn sie kommen aus ganz anderen Behausungen. Ich hab ja nur am PC gesessen. Geld kam einfach. Es gab keinen Unfall am Bau, aber Kulunabanditen, Aufstände und die Ebolaseuche in der Stadt. Wenn Gott da nicht ein paar Wunder gemacht hat, bin ich doof oder total altmodisch.      

Peter Gohl

„Hey – es geht weiter!“ Das war unser erster Gedanke, ein Leitspruch für uns im Presbyterium während unserer Überlegungen über die Zukunft unserer Gemeinde, wenn das Pfarrer-Ehepaar Beuscher aus dem Dienst ausscheiden wird. 

Für mich viel wichtiger ist aber die kleine Änderung dieses Slogans über unsere gemeinsame Zukunft in Kelzenberg:

„Hey – ER geht weiter!“

Beim ersten „Es geht weiter“ klingt mir das zu sehr nach einer Binsenweisheit der Sorte „Lebbe geht weider“. Nein – ich will meinen Blick auf Jesus richten. Denn „Er geht weiter.“ Das ist gewiss, denn er ist ein dynamischer Typ!Jesus Christus hat das weitergehen in seiner DNA – es ist sein Programm: Weitergehen! Er ist der Herr des Lebens und natürlich geht er weiter. Für jemanden, der seinen Leuten sagt: „Folge mir nach!“ ist das wohl eine Selbstverständlichkeit.

Die Frage ist nur: Gehen wir mit?

Oder sagen wir ganz unverbindlich „Schau’n wir mal“? Ich glaube, im Hinblick auf die Zukunft unserer Gemeinde ist das ein Knackpunkt. Bei allen Sorgen und Hoffnungen ist es ganz wichtig, aktiv zu sein. Nur dann bin ich bereit, mich von Jesu Weiter-Gehen anstecken und mitreißen lassen.

Wozu auch abwarten? Abwarten, um zu sehn, ob Jesus auch wirklich weitergeht in Kelzenberg? 

Jesus geht immer – das steht fest! Auch die Richtung steht fest. Er geht immer voran, immer in Richtung Zukunft, in Richtung Leben. Jesus war ein Wanderprediger! Jesus ist auf unsere Welt gekommen. Dann ist er zurück zum Vater in den Himmel gegangen. Er kennt alle Wege. Bei uns im Gemeindehaus hängt ein Bild, das Jesus mit am besten beschreibt, wie ich finde: Jesus ist unterwegs – mit jemandem zusammen. Er geht mit uns! Er sagt zu uns: „Folget mir nach!“

So dynamisch, wie er ist, möchte ich auch sein. Für den Mitarbeiter-Nachmittag, wo wir unser Konzept für die Zukunft unserer Gemeinde ab 2021 vorgestellt haben, habe ich nach Musik gesucht, um diese Dynamik mehr als nur mit Worten rüberbringen zu können. Irgendwas Mitreißendes wollte ich spielen. Ich bin auf „Are you gonna go my Way“ von Lenny Kravitz gestoßen. Den Song wünsche ich mir als Soundtrack für unseren Weg in die Zukunft! Ich hab vor ein paar Jahren mal erfahren, dass Lenny Kravitz Christ ist. Ich hatte den Text nicht vollends studiert; es ging mir auch eher um die Dynamik des Songs – aber es gibt tatsächlich einige, die meinen, es ginge im Text um Jesus Christus. Wie auch immer: Im Lied fragt einer immer wieder: „Are you gonna go my Way?“ („Willst du meinen Weg mit mir gehen?“) Es ist kein softes Liebeslied, wo jemand fragt: „Willst du mit mir gehen?“ oder „Sollen wir gemeinsam gehen?“

Nein, da hat jemand schon einen Plan. Da hat jemand schon einen Weg fest vor Augen! Mir ist ganz klar: Jesus fragt mich das! „Ich weiß, wo es lang geht! Willst du mitgehen?“ Und bei der Musik ist die Antwort ja wohl klar, oder?

Das Coole ist, Jesus fragt uns nicht alleine! „Are you gonna go my Way?“ kann auch übersetzt werden: „Wollt ihr meinen Weg mitgehen?“ Ihr Leute von Kelzenberg?!

Für mich klingt das nach einer Einladung und nach einer Herausforderung! Vielleicht wird der Weg auch steinig – aber dann zieht halt mal Wanderschuhe an! Macht einander Mut und macht einander Lust, die Reise anzutreten!

Ganz klar für mich ist auch: Dieser Weg, den wir vor uns haben, ist kein Weg der Angst! Auch wir Presbyter haben uns nicht darauf versteift zu bedenken, wie schwierig der Weg in die Zukunft ohne Beuschers sein wird. Bei unseren Überlegungen haben wir mal fünf Jahre in die Zukunft geschaut – also, wenn das Pfarrerehepaar Beuscher schon zwei Jahre nicht mehr im Amt sein wird. Da haben wir nicht gesagt: Wir wollen noch so viele Hauskreise haben wie jetzt! (Hoffentlich bleiben alle!) Wir haben nicht gesagt: Hoffentlich ärgern wir uns nicht, dass wir die Empore ausgebaut haben! Hoffentlich sind die Gottesdienste in fünf Jahren auch noch gut besucht!

Nein. Wir denken eher so: Wir haben jetzt 15 Hauskreise. Wieso haben wir nicht 2023, also in fünf Jahren, 20 Hauskreise? – Denn bisher kam doch jedes Jahr ein neuer dazu! Wir haben jetzt ca. 60.000 Euro Spenden für unsere eigene Gemeinde. 2023 sind es bestimmt 90.000 Euro, weil die Menschen in unserer Gemeinde wissen, dass das wichtig ist. Unsere Kinder- und Jugendarbeit war immer etwas Besonderes in unserem Gemeindeleben. Bis 2023 wird diese sicherlich noch weiter wachsen, weil neue Impulse hinzukommen! Kaffee Kelz ist eine tolle Senioren-Arbeit. 2023 kommen sicherlich noch mehr Senioren in unsere Hauskreise und bestimmt lassen sich noch mehr in unsere Gottesdienste und zum Kaffee Kelz bringen!

Der Weg in die Zukunft ist sicherlich kein Weg der Angst, aber bestimmt ein Weg der Arbeit und des Ärmel-Hochkrempelns! Denn Jesus ist zu Fuß unterwegs gewesen. Er hat seinen Jüngern kein Taxi gerufen. Ich denke, es kostet schon was, sich auf diesen Weg zu machen – wobei das nichts Neues ist, für Leute, die mit Jesus Christus unterwegs sind.

Es kostet sicherlich etwas, zu sagen: „Ja, ich gehe mit!“ Zu sagen: Ich buche diese Reise jetzt. Ich lege mich terminlich fest. Ich bezahle das Ticket. Vielleicht will ich mir endlich mal Wanderschuhe holen. Vielleicht muss ich auch Leuten helfen, die mit mir unterwegs sind.

Vielleicht kann ich auch Leuten, die mit unterwegs sind, die Augen öffnen für diese tolle Wanderung, für den tollen Ausblick, den dieser Weg für uns bereit hält.

Jesus fragt: Are you gonna go my way?! „Hey – ER geht weiter! – Wir gehen mit!“               

Jörg Matzigkeit

Christen haben Angst, dass jemand beweisen könnte, dass es Gott nicht gibt. Atheisten wiederum haben Angst, dass jemand beweisen könnte, dass es Gott gibt. Es gibt, wie bei jedem Ding, auch in der Diskussion um die Entstehung der Erde, immer zwei Seiten. Nie nur eine.

Woher kommt der Mensch? Wer hat die Welt gemacht?

Eine Unmenge an Theorien ist in Umlauf. Am verbreitetsten sind: Die Theorie vom Urknall: Es ist nicht ohne Komik, dass ausgerechnet ein französischer Priester, George Lemaitre, der Begründer der Urknalltheorie ist. Er und Edwin Hubble machten um 1930 herum die Entdeckung, dass sich die Galaxien in alle Richtungen von der Erde wegbewegen, je weiter, desto schneller. Irgendwann müssen sie so eng beieinander gewesen sein, dass das Weltall eine einzige undurchsichtige Gasmasse gewesen ist. Ursuppe nennt man das. Das war vor 14 Milliarden Jahren.

Die Evolutionstheorie

Charles Darwin machte im 19. Jahrhundert die Entdeckung, dass alle Lebewesen verwandt sind und einen gemeinsamen Ursprung haben. Vor sieben Millionen Jahren fing das an. Die Funde von riesigen Mengen an Fossilien in verschiedenen geologischen Schichten lassen den Schluss zu: Alles Leben entwickelt sich über Generationen hinweg fort und passt sich durch Mutation und Selektion den jeweiligen Lebensumständen an. Die, die das schaffen, überleben, die anderen nicht. Die Evolution ist von der katholischen Kirche erst von Pius XII und dann von Johannes Paul II päpstlich abgesegnet.

Die Schöpfung

Auch Christen haben immer schon versucht zu beweisen, dass Gott der Ursprung allen Lebens ist. Die Gottesbeweise von Anselm von Canterbury und Augustin sind Stoff im Religionsunterricht – aber das hat nie funktioniert. Das Wort ist ja ein Widerspruch in sich. Gott ist nicht beweisbar.

Die Bibel behauptet, dass es am Anfang der Welt jemanden gab, der dies alles in Gang gesetzt und in einem riesigen kreativen Kraftakt geschaffen hat. So beschreibt sie es auf den ersten Seiten mit den Schöpfungsberichten. Sie sind – ganz wichtig! – keine wissenschaftlichen Referate über die physikalische Entstehung der Erde. Sie sind ein vor Freude und Staunen beinahe platzendes Lied über einen wunderbaren Schöpfer. Quasi ein Liebeslied. Gott schafft das Universum wie eine Ouvertüre. Alles hat nur einen einzigen Zweck: Gott baut ein Nest für seine Jungen! Gott hat mich erdacht, geplant und geschaffen. Er liebt mich und tut alles dafür, dass wir ihn zurücklieben. Um das zu erreichen, kommt er auf diese Erde, wird Mensch, lässt sich durch all den Hass und Zweifel der Menschen nicht beirren, nein, sogar ans Kreuz schlagen. Das ist die Botschaft der Bibel.

Das ist der große Unterschied zwischen christlichem Glauben und den Naturwissenschaften. Die Naturwissenschaften denken mit ungeheurer Energie, mit ungeheurem Wissen und Können über das Wie nach. Aber nur und ausschließlich über das Wie. Wie ist der Kosmos entstanden? Wie das Leben und wie der Mensch? Die Bibel spricht nicht über das Wie. Die Bibel fragt nach dem Warum. 

Warum gibt es die Welt? Warum ist der Mensch auf der Welt? Was ist der Sinn seines Lebens? – Antwort: Als Gegenüber, als Freude, als Gefährte, als Liebespartner von Gott. Die Antworten nach dem Warum bleiben die Naturwissenschaften schuldig.

Der britische Physiker Stephen Hawking meinte, die Frage, was vor dem Urknall gewesen sei, sei ebenso sinnlos wie die Frage, was nördlich des Nordpols liege. Ich finde es unredlich, die Frage nach dem Vorher auszuklammern oder absurd zu finden. Denn: Was war vor dem Urknall? Wer hat den Urknall versursacht? Woher kommt die Energie der Quanten, der Quarks, die Ups und Downs und wie die Mikroteilchen alle heißen mögen? Die Evolution ist eine gigantische Entdeckung. Aber ihr Ursprung liegt im Dunkeln.

Stephen Hawking in seinem Jahrhundertbestseller ‚Eine kurze Geschichte der Zeit‘: „Nach wie vor haben wir ein unstillbares Bedürfnis zu wissen, warum wir hier sind, und woher wir kommen. Wenn wir die Frage beantworten könnten, warum und weshalb es das Universum gibt, dann würden wir Gottes Plan kennen.“ Auch dazu sagt die Bibel etwas: Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt. Daher dieses Suchen. Es reicht dem Menschen nicht zu wissen, wie alles entstanden ist. Er will wissen, warum und wozu und was der Sinn von dem Ganzen ist.

Die Antwort auf diese Frage ist immer (!) eine Glaubensantwort, egal, welchem Denkmodell sie folgen: Auch die Naturwissenschaften gehen nicht von bewiesenen Fakten aus, sondern sie setzen einen Denkrahmen, innerhalb dessen sie weiterdenken. 

Die Evolutionslehre geht von der Grundannahme aus, dass jeglicher Gott eine Fiktion ist. 

Es geht also nicht darum zu fragen, wer hat Recht, sondern es geht schlicht und einfach darum zu entscheiden, nach welcher Lebenseinstellung du dein Leben führst. „Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen“. (Max Planck)

Die Apollo-8-Astronauten haben Heiligabend 1968 auf dem Rückweg zur Erde dieses allererste Liebeslied der Bibel gelesen: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ klang es durch den Äther aus drei Astronautenmündern. James Irwin, der achte Mensch, der seinen Fuß auf den Mond setzte, sagte nach seiner Rückkehr aus dem All: „Es ist wichtiger, dass Jesus seinen Fuß auf die Erde gesetzt hat, als wir unseren auf den Mond.“

Ich habe mich entschieden, meine Grundannahme festzulegen: Ich bin Gottes geliebtes Kind. Ich bin gewollt. Ich habe einen Platz an Gottes Herzen und in dieser Welt.

Gabi Beuscher

Die christliche Gemeinde hat den Auftrag, Jesus Christus in seiner lebensverändernden Kraft darzustellen. Wenn man verstehen will, wie diese Herausforderung umgesetzt werden kann, lohnt es sich, einmal einen Blick auf die Gründungsphase der Gemeinde zu werfen. 

Wenige Jahrzehnte nach der Entstehung der christlichen Gemeinschaft hatte sie sich bereits mit rasanter Geschwindigkeit im römischen Reich ausgebreitet. Das ist umso erstaunlicher, wenn man sieht, mit was für Leuten diese Bewegung gestartet ist. Es gibt dazu einen aufschlussreichen Einblick in der Bibel. Das Buch, welches die Entstehung der Gemeinde beschreibt, ist die Apostelgeschichte. 

Es beginnt damit, dass Jesus nach Seiner Auferstehung immer wieder den Leuten begegnete, die Er sich als engste Mitarbeiter ausgesucht hatte. Sie waren Ihm ca. dreieinhalb Jahre auf Seinen Wanderungen durch Palästina gefolgt. Sie hatten beständig Seine Reden im kleinen Kreis und vor Massen gehört. Sie hatten Seine Heilungen gesehen. Immer wieder erlebten sie spektakuläre Wunder. Und dann kam die traumatische Erfahrung Seiner Gefangennahme und Hinrichtung. Ihre ganze Hoffnung und die Perspektive, die Jesus ihnen gegeben hatte, schien ein völliger Reinfall zu sein. 

In dieser tiefen Enttäuschung machten sie die schier unglaubliche Erfahrung Seiner Auferstehung! In den nächsten 40 Tagen zeigte Jesus sich ihnen immer wieder und hatte nur ein Thema: Er redete über die anbrechende Herrschaft Gottes. Als Er sich endgültig von Seinen Mitarbeitern verabschiedete, teilte Er ihnen Seinen herausfordernden Auftrag mit: „Bleibt in Jerusalem und wartet darauf, dass mein Vater sein Versprechen erfüllt. Denn ihr werdet in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist erfüllt werden!“ Jetzt muss man sich sorgfältig die Reaktion Seiner Mannschaft anschauen: Ihre Gedanken waren darauf gerichtet, ob sich dann endlich die politische Situation in ihrem Staat ändern würde! (Palästina war zu der Zeit unter römischer Herrschaft und kein freies Land.) 

Die Handvoll Menschen, denen Jesus Seinen weltumspannenden Auftrag erteilte, die das Fundament und der Motor der christlichen Bewegung werden sollten, hatten bis zu diesem Augenblick noch keine klare Vorstellung von Seinem Anliegen! Jesu Reaktion auf ihr Unverständnis ist ebenfalls beachtenswert: Er scheint weder frustriert noch enttäuscht zu sein, sondern Er weist sie darauf hin, dass es Gottes Weisheit zusteht, wann die politische Situation sich ändern wird. Und im gleichen Atemzug gibt Er ihnen die klare Anweisung, die als Missionsbefehl bekannt geworden ist: „Ihr werdet durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist Kraft empfangen und meine Zeugen sein, in Jerusalem und ganz Judäa und Samaria und bis an die Enden der Erde!“ 

Trotz des Unverständnisses und der Unfähigkeit Seiner ausgesuchten Gründungstruppe, scheint Jesus sehr zuversichtlich, geradezu erwartungsvoll in die Zukunft zu schauen. Der entscheidende Faktor ist offensichtlich der Heilige Geist, der die Mannschaft erfüllen wird. Der Heilige Geist wird sie befähigen, von dem zu reden, was sie mit Jesus erlebt haben. Sie waren die Augenzeugen Seiner Wundertaten. Sie hatten Ihn erlebt und kennengelernt. Die Begegnung mit Jesus Christus hatte ihrem Leben eine neue Ausrichtung gegeben. Als sie mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, bekamen sie die Einsicht, ihre Erfahrungen im Sinne der Worte Jesu zu verstehen. Und zwar mit einer Tiefe, wie es ihnen vorher schlicht unmöglich war. Dazu kam dann die Kraft, d.h. die tiefe Überzeugung und Beharrlichkeit, von der verändernden Power 

Jesu in ihrem Leben zu berichten. Ihre Begeisterung für Jesus Christus bekam einen so starken Schub, dass sie völlig unerschrocken weitermachten, als sie von den religiösen Führern in Bedrängnis gebracht wurden. Sie waren total fasziniert von Jesus und ließen sich nicht von äußeren Bedrohungen aufhalten. 

Was Jesus angekündigt hatte, ging in Erfüllung und diese Bewegung ist bis heute im Gange. Immer neu werden Menschen von anderen auf Jesus hingewiesen und lernen Ihn persönlich kennen. Immer neu erfahren Menschen Seine heilsame, verändernde Fähigkeit. Und immer wieder werden sie dadurch ebenfalls zu Seinen Botschaftern.

Nun kann man natürlich sehen, dass die Gemeinde ihren Auftrag nicht immer und überall gut erfüllt hat. Es ist wirklich entscheidend, dass man in einer persönlichen Beziehung mit Jesus Christus lebt. Und durch diese Beziehung geprägt und verändert wird. 

Gott gibt einem Propheten einmal eine Vision: Er zeigt ihm einen Mandelbaum im späten Winter. Die Landschaft ist noch ganz vom Winter geprägt: Kahl und unbegrünt. Dann stellt Gott ihm die herausfordernde Frage: Was siehst du? Angesichts der öden Umgebung, der Kälte, der unbestellten Felder und des leblosen Gesamteindruckes hätte der Prophet eine Antwort geben können, die eher deprimierend klingt. Jedoch sagt er: „Ich sehe einen erwachenden Zweig!“ (die Mandel blüht früh, im Januar/Februar, bevor das Laub austreibt). Gott findet seine Antwort richtig gut: Du hast recht gesehen! Ob wir die Gemeinde als erwachenden Zweig erkennen oder eher deprimiert auf die Situation der Kirche blicken, ist davon abhängig, wie gut wir den Herrn der Gemeinde kennen. Je näher wir Ihm kommen, je besser wir Ihn kennenlernen, desto stärker wird uns Seine Perspektive und Sein zuversichtlicher Blick auf Seine geliebten Leute erfassen. Er ist der kompetente Herr, der es sich leisten kann zu sagen: „Schau genau hin, Ich mache alles neu!“                       

Gerd Reschke